Ein Zeichen für die Menschlichkeit
Bei allen berechtigten Auseinandersetzungen über politische Entscheidungen: Es muss in diesem Land, in dieser Region immer klar sein, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. So, wie es im Artikel eins des Grundgesetzes steht. Kein Mensch darf aufgrund seines Geschlechtes, seiner Religion, seiner Hautfarbe, seiner Herkunft oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Man mag für sich selbst einen anderen Lebensweg, ein anderes Familienmodell, einen anderen Glauben gefunden zu haben. Doch man muss jedem anderen die Freiheit zugestehen, sich anders zu entscheiden. Und die Freiheit des einen endet dort, wo sie die des anderen bedroht. Dass viele Menschen in der gesamten Region dazu bereit sind, für diese oberste Maxime unseres Zusammenlebens einzustehen, hat die Demo am Sonntag in Nördlingen gezeigt.
Dass rund 3000 Menschen bei kaltem, trüben Winterwetter aufgestanden sind, Schilder mitgebracht haben, das beruhigt in diesen Zeiten ungemein. Es macht Mut für die Zukunft, für die nächsten Jahre. Wenn wir jetzt gemeinsam für etwas einstehen, wenn uns die Grundwerte der Menschlichkeit noch verbinden, dann können wir auch noch größere Krisen überstehen, als die, mit denen wir schon jetzt kämpfen.
Doch Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner hat Recht, wenn er sagt: Auf Demos zu gehen, Plakate hochzuhalten - das wird auf Dauer nicht reichen. Wir müssen im Alltag anfangen, anders miteinander umzugehen. Müssen diesen Artikel eins des Grundgesetzes mit Leben füllen. Und uns gegenseitig mit Menschlichkeit begegnen.