Die Rückkehr der Donauwörther Starkbier-Ritter
Der Starkbieranstich in Auchsesheim stand unter dem Star-Wars-Motto. Jürgen Lechner legte als Fastenprediger ein gelungenes Debüt hin. Im Fokus: das Tanzhaus.
Der neue Fastenprediger Jürgen Lechner hat bei der siebten Ausgabe des Starkbieranstichs der Engagierten Bürger Donauwörths (EBD) im Auchsesheimer Gasthof Hoser ein erfolgreiches Debüt hingelegt und das Publikum mit nachdenklichem Humor begeistert.
Der gebürtig aus Augsburg stammende und in Schweinspoint wohnende Lechner, 64, ist selbst EBD-Mitglied und wirkt seit 2008 im Theaterverein Donauwörth mit, als Spieler und Regisseur. Mit rund 140 Gästen war der Freitagabend ausverkauft und der Samstag annähernd – auch Oberbürgermeister Jürgen Sorré und mehrere Stadträte nahmen teil. In ohnehin aufgewühlten Zeiten kam die Wohldosiertheit von Lechners satirischem Leviten-Lesen gut an. Den Anstich des in Ingolstadt gebrauten Starkbiers, Marke „Operator“, nahm EBD-Stadtrat Manfred Hofer vor.
Die Fastenpredigt begann im Star-Wars-Stil und stand unter dem Motto „Möge das Starkbier mit euch sein“. Die als Krieger mit Lichtschwert verkleideten EBDVorstände Daniel Kopton und Florian Britzelmeir geleiteten den Fastenprediger durch entfernte Galaxien zu den Heimatplaneten Donauwörth und „Oxasese“: vorbei an der zerstörerischen Raumstation Corona, vorbei am „Ampelstern“, angeführt von „Olaf, dem Vergesslichen“.
In der Heimatgalaxie DonauRies angekommen, wunderte sich der Prediger, dass die Fassadengemälde an der Halle eines Tapfheimer Landwirts verkehrsrechtlich bedenklich sein sollten, nicht aber die ebenfalls am Straßenrand aufgestellten Landtags-Wahlplakate vom Herbst 2023. Der plakatierte grüne Wahlslogan „Servus Zukunft“sei sehr passend, frotzelte derweil der Prediger, da man im Bairischen „Servus“sowohl zur Begrüßung als auch zum Abschied sagen könne. Mit sprachlichen Wendungen wie „Politiker*innen und außen“oder „Entscheidungsträger*innen und außen“verballhornte er die woke Gendersprache.
Über den Umgang mit den weggebrochenen
15 Millionen Euro Gewerbesteuern von Airbus rekapitulierte der Prediger, dass Wolfgang Fackler „not amused“gewesen sei, dass Oberbürgermeister Sorré sich direkt an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wandte, anstatt ihn damit zu beauftragen. Facklers Einstellung erkannte der Prediger in dem leicht abgewandelten Sprichwort wieder: „Gehe nicht zum Fürsten, in diesem Fall Hubert Aiwanger, wenn er dich nicht ruft. Ich gebe ihm Bescheid, dass er Sie rufen soll.“
Sorré hingegen habe sich wie bei einer Monopoly-Ereigniskarte verhalten: „Gehen Sie ins Gefängnis, Gehen Sie nicht über Los und ziehen keine 2000 Euro ein. Heißt in diesem Fall: Gehen Sie sofort zum Aiwanger, wählen Sie nicht den Weg übern Herrn Fackler und verlieren damit keine unnötige Zeit.“Über Wolfgang Facklers neues Amt als Bürgerbeauftragter sagte der Prediger wortspielerisch, dass es nicht darum gehe, Bürger mit etwas zu beauftragen, sondern im Auftrag der Bürger unterwegs zu sein. Die Freibadsanierung mit zwölf Millionen Euro sei ein Erfolg gewesen, befand der Prediger, um ein paar groteske Winter-Nutzungsmöglichkeiten zu erörtern, wie die Kosten wieder hereingewirtschaftet werden könnten: mit Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Becken oder CandleLight-Dinner auf dem Zehnmeterbrett. Für die Seilbahn-Pläne zur
Anbindung der Parkstadt fand der Prediger globale Vorbilder wie die Seilbahnen zwischen La Paz und El Alto. Der Prediger parodierte stilsicher Stoibers verstolperte Transrapid-Rede, um Sorré zu überzeugen, das Projekt beherzt anzupacken: „Wenn Sie vom Bahnhof in Donauwörth mit zehn Minuten, ohne dass Sie am Freibad in der Parkstadt eine Karte kaufen müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Freibad ... am ... am Bahnhof in Donauwörth starten Sie Ihr Schwimmvergnügen ...“
Und dann das Tanzhaus, das seit 2016 leer steht und saniert werden soll, wobei die EBD den
Abriss wollte und vor womöglich ausufernden Sanierungskosten warnte. Der Prediger befand, dass der Bürgerentscheid eine Parallele zum Brexit-Votum aufgewiesen habe: Viele hätten nicht gewusst, was sie eigentlich ankreuzten. Makaber ergänzte er: Wie man an Notre Dame in Paris gesehen habe, sei ein Brand für so ein Gebäude nicht das Schlechteste – denn danach seien die Spenden in die Höhe geschossen. In seinem versöhnlichen Schlusswort mahnte der Prediger ehrliche Toleranz und den Dialog aller Fraktionen miteinander an. Man müsse mehr miteinander statt übereinander reden und auf
seine Worte achten. Auch zwei Sketche nach der Fastenpredigt behandelten das Tanzhaus. In einem an Loriot angelehnten Dialog unterhielt sich ein Bürger mit dem personifizierten Tanzhaus. Darin fragt der Bürger, was das leer herumstehende Tanzhaus eigentlich da mache. Daraufhin wiederholt das Tanzhaus mehrfach: „Ich mache nichts. Ich will einfach hier stehen.“– während der Bürger mit immer neuen Vorschlägen daherkommt, von „Ich hol’ dir eine Abrissbirne?“bis „Willst du ein neues Bürgerbegehren?“. Am Ende fiel die Pappfassade mit einem lapidaren „Ups“einfach um. Ein Lacher. Im zweiten Sketch trat George Shaker auf („Schüttel-Schorsch“), der die Sache mit der Sanierung des Tanzhauses beschleunigte und „durchschüttelte“, während das Bauamt noch an Paragrafen und Vorschriften „herumrührte“. Ein dritter Sketch bezog sich auf die künstliche Intelligenz.
Das Gstanzl-Singen musste dieses Jahr wegen eines Trauerfalls im persönlichen Umfeld von Hubert Gerstmeier leider entfallen. Die musikalische Untermalung des Abends und die Einlagen zwischen den Programmpunkten spielte eine Abordnung der Donauwörther Stadtkapelle unter Leitung von Josef Basting.
Für Fastenprediger Jürgen Lechner war es ein gelungenes Debüt. Der würdige Lohn: großer Schlussapplaus.