Großes Erbe für das Käthe-Kruse-Museum
Rund 430.000 Euro fließen in Form einer neuen Stiftung in das Donauwörther Museum. Dessen Leiter Thomas Heitele spricht von einem Glücksfall – auch wenn dem ein tragisches Ereignis vorausging.
Einen ganz besonderen Glücksfall für die Stadt Donauwörth und insbesondere für das Käthe-Kruse-Museum konnte Thomas Heitele, Museumsleiter in Donauwörth, in der jüngsten Stadtratssitzung verkünden. Aus einer starken Verbundenheit heraus wollte Franziska Meyer-Heck, eine Gönnerin des Museums, ihr gesamtes Vermögen für dessen Förderung zur Verfügung stellen. Dieses beläuft sich insgesamt auf fast eine halbe Million Euro. Ein tragischer Unfall brachte das Ganze zunächst jedoch zum Stillstand.
Bekannt geworden sei MeyerHeck mit dem Donauwörther Museumsleiter durch ihre Puppensammlung, die das Museum für seine Sonderausstellung „Puppe I“im Sommer 2020 teilweise in Anspruch habe nehmen dürfen, wie Heitele am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung ausführte. „Frau Meyer-Heck hat uns herausragende Exemplare zur Verfügung gestellt, und als ich die Sammlung anschließend zurückgeben wollte, war auch gleich die Rede davon, dass wir sie in den Bestand des Museums aufnehmen sollen.“Die
Schenkung der insgesamt neun Puppen, die einen Gesamtwert von rund 40.000 Euro hätten, sei 2022 vollzogen worden.
Im Nachgang sei Heitele mit der Schenkerin weiter in Kontakt geblieben, sei vor einem Jahr sogar zur Trauerfeier ihres Mannes gefahren. „Danach hat sich der Kontakt noch weiter intensiviert“, erzählt Heitele – bis Meyer-Heck im Sommer 2023 mit dem Gedanken auf ihn zugekommen sei, ihr gesamtes Vermögen der Stadt Donauwörth beziehungsweise dem Käthe-Kruse-Museum im Rahmen einer Stiftung zur Verfügung zu stellen. In Gesprächen mit MeyerHecks Steuerberater und der Stadtkämmerei sei das Thema weiterverfolgt worden. Doch ein tragischer Zwischenfall im November vergangenen Jahres legte das Projekt zunächst auf Eis: Die großzügige Spenderin wurde von einem Auto angefahren – und starb.
Im Dezember dann die überraschende Nachricht von ihrem Steuerberater und jetzigen Testamentsvollstrecker: „Frau MeyerHeck hatte bereits im Juli ein Testament verfasst, in dem sie die Stadt Donauwörth als alleinigen Erben für ihr gesamtes Vermögen einsetzt.“Dieses Vermögen umfasst ein Einfamilienhaus in Gerolstein, Barvermögen sowie den Rest ihrer Puppensammlung, die allein einen Wert von rund 60.000 Euro habe und sich mittlerweile bereits im Käthe-Kruse-Museum befinde, wie Heitele weiter ausführte. Das errechnete Gesamtvermögen und damit das Grundstockvermögen für die neue Stiftung betrage nach vorläufigen Schätzungen rund 430.000 Euro.
„Ich kann nur sagen, ich bin über diese Stiftung sehr, sehr dankbar und glücklich“, sagte Heitele. Einen solchen Fall erlebe er in seiner beruflichen Karriere zum ersten Mal. Er sei zudem dankbar, dass es gelungen sei, den Willen von Franziska Meyer-Heck eins zu eins in der Stiftungssatzung wiederzugeben. „Es war genau ihr Wunsch, wie es jetzt formuliert ist.“
Zweck der neuen und nicht rechtsfähigen „Meyer-Heck-Stiftung“ist laut Satzung die Förderung des Käthe-Kruse-Museums, insbesondere in Bezug auf Forschungsund Ausstellungsprojekte, Publikationen über Käthe Kruse sowie Objektankäufe, Konservierung und Restaurierungen von Käthe-Kruse-Puppen. Stiftungsvorstand ist der jeweils amtierende Oberbürgermeister der Stadt Donauwörth oder sein Stellvertreter.
Mit dem einstimmigen Beschluss am Donnerstagabend nahm der Donauwörther Stadtrat die Erbschaft an und rief gleichzeitig die Meyer-Heck-Stiftung ins Leben, die durch Spenden und Hilfen weiter vermehrt werden kann. „Herr Heitele, das ist jetzt das Ergebnis einer jahrelangen, guten Kontaktpflege zu der nun Verstorbenen“, lobte Oberbürgermeister Jürgen Sorré. „Dass das so ein tragisches Ende nimmt, konnte keiner ahnen – aber dass es auf der anderen Seite für uns eine ganz wunderbare Geschichte ist, da haben Sie natürlich einen hohen Anteil.“
Dem schloss sich auch Barbara Kandler (CSU) an: „Diese Zuwendung ist wirklich ein Segen für die Stadt und für die weitere konzeptionelle Planung für das KätheKruse-Museum und für unsere Museumskonzepte.“Nur durch die Nähe und Offenheit zu der Stifterin sei es möglich gewesen, dass „so ein riesengroßes Vermögen, das einmalig erscheint“, der Stadt zukomme. „Ich kann gar nicht oft genug sagen, was das für Donauwörth bedeutet. So etwas hatten wir wirklich noch nie, und es unterstreicht noch einmal mehr das Alleinstellungsmerkmal der Stadt durch das Käthe-Kruse-PuppenMuseum.“
Das Käthe-Kruse-Puppen-Museum in der Pflegstraße ist von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zu Sonderausstellungen und Führungen gibt es auf der Homepage der Stadt Donauwörth unter www.donauwoerth.de/kultur/museen/kaethe-kruse-puppen-museum/.