Zahl der Touristen steigt wieder
Die Coronapandemie führte im ganzen Land zu einem herben Einbruch im Bereich Tourismus. Neueste Zahlen aus Donauwörth zeigen jetzt: Es geht wieder aufwärts.
Es wird wärmer, und die Reichsstraße langsam wieder voller. Nicht nur, dass Einheimische sie bevölkern, um alltäglichen Erledigungen nachzugehen – es kommen auch diejenigen, die öfter mal stehen bleiben, das Handy zücken, um Häuser und Kirchen zu fotografieren. Tourismus ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Pfeiler für die Stadt Donauwörth geworden. Es geht um Millionen. Die neuen Zahlen hierzu geben Aufschluss darüber, wie sich der Fremdenverkehr jüngst, nach den Jahren des Stillstands, entwickelt hat.
2020 war wohl das Horrorjahr für jeden, der beruflich mit Fremdenverkehr oder Gastronomie zu tun hatte. Die Konsequenzen aus der Coronapandemie führten zu einem herben Einbruch der Übernachtungszahlen. Ganze Betriebe verabschiedeten sich. Der Stillstand war zwar nicht der einzige, aber zumindest ein weiterer gewichtiger Grund für das damals eingeläutete und vor wenigen Wochen vollzogene Ende der Donauwörther Jugendherberge. Die gute Nachricht indes lautet jetzt: Die meisten Betriebe in der Region haben es geschafft, die Tourismuszahlen gehen wieder hoch. Doch einiges ist anders geworden.
Seit 1984 steht der Tourismus auf dem offiziellen Programm in Donauwörth. In jenem Jahr wurde die Touristeninformation in der Rathausgasse eröffnet. Seitdem gehen die Zahlen laut Ulrike Steger, der Leiterin des Tourismusamtes, stetig nach oben – von Sonderereignissen wie Corona mal abgesehen. 102.546 Übernachtungen zählte Donauwörth im Jahr 2023. Damit braucht sich die Stadt nicht hinter dem Nachbarn Nördlingen zu verstecken, der ebenfalls mit über 100.000 Übernachtungen schier gleichauf liegt, aber ob der bekannten Stadtmauer und dem fast komplett erhaltenen historischen Kern mithin als der größere Magnet gilt. In einem aussagekräftigen Punkt unterscheiden
sich Donauwörth und Nördlingen denn auch stark: 2023 wurden in Donauwörth gut 320 Stadt-, Turm- und Themenführungen mit etwa 4000 Teilnehmern durchgeführt – im Ries waren es nach Angaben der Nördlinger Tourist-Information derweil 28.000 Gäste bei solchen Führungen. Wohl ein Hinweis darauf, dass es sich in Donauwörth oftmals auch um Geschäftsreisende dreht.
Der Ehrlichkeit halber muss man tatsächlich konstatieren: Nicht jede Übernachtung ist im klassischen Sinne touristisch. Auf Nachfrage der Redaktion teilt Stegers Stellvertreter Stefan Münchmeyer mit, dass in der hohen Zahl auch die Übernachtungen durch Geschäftsleute, die zum Beispiel bei Airbus zu tun hatten, inkludiert seien. Es gebe keine aktuellen Erhebungen darüber seitens der Stadt, wer aus welchem Anlass übernachtet. Dennoch lasse sich ein steigendes Interesse von Touristen beobachten. Dabei seien es vor allem Kurzzeit-Städteurlauber, erklärt Münchmeyer, die entweder für ein paar Tage hier verweilten oder die hier Station auf
der Durchreise machten. Im Schnitt blieben Reisende 2,2 Tage in Donauwörth. Es gibt trotz der nicht unerfreulichen Zahl aber noch Aufholbedarf. Vor Corona, im Jahr 2019, hatten die Gastwirte und Hoteliers 120.000 Übernachtungen verbucht.
Die Struktur der Gastgeber habe sich zudem etwas verändert, so berichtet es Steger. Mehrere größere Häuser und frühere touristische Anbieter seien inzwischen mit Gästen belegt, die einen Zweitwohnsitz angemeldet haben; sie könnten daher nicht für die Statistik als touristische Übernachtungen gezählt werden. Und: „Natürlich fehlt uns bei den Übernachtungszahlen unsere beliebte Jugendherberge, die seit geraumer Zeit geschlossen ist.“Hier hatten die Herbergsleute vor Corona gut 12.500 Übernachtungen pro Jahr verbucht. Für das Jugendherbergswerk waren das aber, wie berichtet, letzten Endes zu wenig, um das Haus wieder zum Laufen zu bringen.
Legt man die vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an
der Universität München vorgelegten Zahlen zu den durchschnittlichen Ausgaben zugrunde, so ergeben sich für Donauwörth aus 85.259 gewerblichen Übernachtungen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen multipliziert mit 130,30 Euro durchschnittliche Tagesausgaben gut 11,11 Millionen Euro. Aus den 5228 Übernachtungen in Privatunterkünften und zusätzlich 12.059 Übernachtungen in den Boardinghäusern, multipliziert mit 75,20 Euro sind es noch einmal 1,29 Millionen Euro.
Diese durchschnittlichen Tagesausgaben sind laut der städtischen Touristeninformation für die Region rund um Donauwörth ermittelt worden, sie werden von einer vom Ferienland Donau-Ries beauftragten Studie gestützt. Auch der Wohnmobilstellplatz am Festplatz in der Neuen Obermayerstraße wird, wie Steger betont, „hervorragend angenommen“. Teilweise konnten bis zu 25 Wohnmobile an einem Tag gezählt werden.
Des Weiteren ist der Tagestourismus ein wichtiger Faktor. Die Schätzungen hierbei liegen seit
Längerem bei über 500.000 Tagestouristen pro Jahr, die als Individualreisende oder in Busgruppen in die Große Kreisstadt kommen. Hier helfen die Mitgliedschaften in Zusammenschlüssen wie Romantische Straße und Via Claudia Augusta sowie die Pilgerstrecken. Dies schlägt sich in der Wirtschaftskraft der Stadt deutlich nieder: Die Erhebungen des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für das Ferienland Donau-Ries haben demnach ergeben, dass jeder Tagesgast im Durchschnitt 29,40 Euro ausgibt. Und so spült der Donauwörther Tagestourismus nochmals 14,7 Millionen Euro Umsatz in die Kassen der hiesigen Wirtschaft.
Folglich liegt die jährliche Wirtschaftskraft des breiten Sektors „Tourismus“bei über 27 Millionen Euro. Oberbürgermeister Jürgen Sorré bezeichnet diese Zahl als sehr beachtlich und ökonomisch durchaus relevant. Die Marschroute stimme, so könne es weitergehen, auch wenn das Geld „nicht direkt in den Haushalt fließt“, wie der OB mit einem Augenzwinkern anmerkt.