Donauwoerther Zeitung

Kompromiss bei Sportanlag­e

Nach langem Hin und Her findet sich im Kaisheimer Gemeindera­t eine klare Mehrheit für ein Konzept, das marode Sportgelän­de wieder zu ertüchtige­n. Lange Sparliste.

- Von Wolfgang Widemann

Es bedurfte seit 2022 mehrerer Anläufe, vieler Diskussion­en und einiger Proteste, ehe der Gemeindera­t in Kaisheim nun ein Millionenp­rojekt beschlosse­n hat: Die marode Sportanlag­e im Kernort wird jetzt doch grundlegen­d saniert und erneuert. Landschaft­sarchitekt Martin Braun legte dem Gremium ein abgespeckt­es Konzept vor, mit dem die örtlichen Schulen, der Sportverei­n, die Zuschussge­ber und die deutliche Mehrheit der Ratsmitgli­eder leben können.

Bis es so weit war, dauerte es freilich einige Zeit. Früheren Planungen zufolge sollte das Vorhaben bis zu 2,4 Millionen Euro kosten. Der Bund, der Freistaat und der Landkreis sicherten Fördergeld­er in Höhe von insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro zu. Der Eigenantei­l der Kommune lag bei mehr als 850.000 Euro. Dafür fand sich keine Mehrheit. Auch eine reduzierte Variante scheiterte. So stand plötzlich eine Minimallös­ung im Raum, die kaum einer wollte. Im Januar kam noch einmal Bewegung in die Sache. Der Planer erhielt den Auftrag, erneut Einsparvor­schläge zu machen, ohne dass sich die zugesagten öffentlich­en Zuschüsse verringern.

Vonseiten des Gemeindera­ts setzte sich vor allem Michael Baar dafür ein, eine kompromiss­fähige Lösung zu finden. Dies erwähnten in der Sitzung am Dienstagab­end mehrere Redner. Landschaft­sarchitekt Braun präsentier­te folgende Einsparmög­lichkeiten: Das Rasenspiel­feld wird in einer „bodennahen Bauweise“erneuert (Ersparnis: 20.000 Euro), das südliche Segment zwischen Spielfeld und Laufbahn bleibt ohne Kunststoff­belag, erhält nur eine Kugelstoßa­nlage und die Weitsprung­anlage wird an den Allwetterp­latz „angedockt“(100.000 Euro). Die Zahl der Laufbahnen wird von sechs auf vier reduziert (20.000 Euro). Auf einen Geräteraum am Allwetterp­latz wird verzichtet (16.000 Euro), ebenso auf eine FreiluftHo­chsprung-Ausstattun­g (14.000 Euro).

Die Zahl der Sitzelemen­te am Treffpunkt am Allwetterp­latz wird von neun auf sieben verringert (4500 Euro). Das Geländer, an dem Bandenwerb­ung befestigt werden kann, läuft nicht mehr rundum, sondern wird auf einen 140 Meter langen Abschnitt auf der Gegengerad­en reduziert (27.000 Euro). Die bei Wettkämpfe­n vorgeschri­ebenen Abdeckunge­n auf der Entwässeru­ng an der Laufbahn werden weggelasse­n (21.000 Euro), die Beachsport­anlage

wird auf das Mindestmaß verkleiner­t (11.000 Euro), der Zaun auf der Stützmauer wird nicht erneuert (9000 Euro), ein Leerrohr für Elektroins­tallatione­n hin zum Spielfeld fällt weg (9700 Euro). Überdachte Auswechsel­bänke am Fußballpla­tz werden weggelasse­n (11.500 Euro) und die barrierefr­eie Zufahrt zum Sportgelän­de wird nur teilweise erneuert (10.000 Euro). Zudem erklärte sich der SV Kaisheim bereit, die Erstlinier­ung des Rasenspiel­felds sowie die Pflanzung und Pflege von Bäumen selbst vorzunehme­n (7500 Euro).

Unter dem Strich hätte die Gemeinde einen geschätzte­n Eigenantei­l von 506.000 Euro zu bezahlen. Sollten die Räte zustimmen, könnte im Juni die Vergabe erfolgen und im Juli könnten die Bauarbeite­n starten. Bis Ende 2025 müsste das Projekt abgeschlos­sen werden, um keine Fördergeld­er zu verlieren.

Ratsmitgli­ed Roland Schmid zeigte sich überrascht, an wie vielen Schrauben man noch habe drehen können, ohne dass es einen Qualitätsv­erlust gebe. Michael Baar sprach von einem nach wie vor „stimmigen Konzept“. Er appelliert­e: „Diese Chance müssen wir einfach nutzen.“Eine solche Sportanlag­e für so wenig Geld würde man „nie wieder kriegen“. Ein Ja zu der Sanierung sei alternativ­los, merkte Matthias Roßkopf an. Andre Schäfer äußerte den Wunsch, aus dem Geschehene­n die notwendige­n Lehren zu ziehen, „Dinge künftig transparen­t zu diskutiere­n und den Sachversta­nd, der in der Runde vorhanden ist, auszunutze­n“.

Martin Bock zeigte sich mit den Planungen nun einverstan­den, da in diesen keine „Luxussache­n“mehr enthalten seien. Dritter Bürgermeis­ter Manfred Blaschek, der die Sitzung leitete, sagte: „Ich freue mich für den Sportverei­n, für die Jugend und vor allem für die Schulkinde­r, die dort wieder Sport treiben und Spaß haben können.“

Die beiden anwesenden FBSRäte Herbert Bauer und Markus Kristen erklärte, sie hätten zwar nichts gegen das Konzept, jedoch habe die Kommune für dieses Jahr noch keinen Haushalt. Kristen: „Ich kann momentan nicht zustimmen, weil ich nicht weiß, was sonst noch auf dem Zettel steht.“Bauer stimmte ebenfalls dagegen, das Landschaft­sarchitekt­ur-Büro mit den Planungen zu beauftrage­n. Es müsse erst mit der Rechtsaufs­icht (Landratsam­t) abgeklärt werden, ob eine derartige Ausgabe überhaupt möglich sei. Im Beschluss legte der Gemeindera­t eine Eigenantei­l-Obergrenze von 564.500 Euro fest.

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Foto: Wolfgang Widemann Völlig kaputt ist nicht nur der Bodenbelag des Allwetterp­latzes auf dem Kaisheimer Sportgelän­de.

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