Kompromiss bei Sportanlage
Nach langem Hin und Her findet sich im Kaisheimer Gemeinderat eine klare Mehrheit für ein Konzept, das marode Sportgelände wieder zu ertüchtigen. Lange Sparliste.
Es bedurfte seit 2022 mehrerer Anläufe, vieler Diskussionen und einiger Proteste, ehe der Gemeinderat in Kaisheim nun ein Millionenprojekt beschlossen hat: Die marode Sportanlage im Kernort wird jetzt doch grundlegend saniert und erneuert. Landschaftsarchitekt Martin Braun legte dem Gremium ein abgespecktes Konzept vor, mit dem die örtlichen Schulen, der Sportverein, die Zuschussgeber und die deutliche Mehrheit der Ratsmitglieder leben können.
Bis es so weit war, dauerte es freilich einige Zeit. Früheren Planungen zufolge sollte das Vorhaben bis zu 2,4 Millionen Euro kosten. Der Bund, der Freistaat und der Landkreis sicherten Fördergelder in Höhe von insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro zu. Der Eigenanteil der Kommune lag bei mehr als 850.000 Euro. Dafür fand sich keine Mehrheit. Auch eine reduzierte Variante scheiterte. So stand plötzlich eine Minimallösung im Raum, die kaum einer wollte. Im Januar kam noch einmal Bewegung in die Sache. Der Planer erhielt den Auftrag, erneut Einsparvorschläge zu machen, ohne dass sich die zugesagten öffentlichen Zuschüsse verringern.
Vonseiten des Gemeinderats setzte sich vor allem Michael Baar dafür ein, eine kompromissfähige Lösung zu finden. Dies erwähnten in der Sitzung am Dienstagabend mehrere Redner. Landschaftsarchitekt Braun präsentierte folgende Einsparmöglichkeiten: Das Rasenspielfeld wird in einer „bodennahen Bauweise“erneuert (Ersparnis: 20.000 Euro), das südliche Segment zwischen Spielfeld und Laufbahn bleibt ohne Kunststoffbelag, erhält nur eine Kugelstoßanlage und die Weitsprunganlage wird an den Allwetterplatz „angedockt“(100.000 Euro). Die Zahl der Laufbahnen wird von sechs auf vier reduziert (20.000 Euro). Auf einen Geräteraum am Allwetterplatz wird verzichtet (16.000 Euro), ebenso auf eine FreiluftHochsprung-Ausstattung (14.000 Euro).
Die Zahl der Sitzelemente am Treffpunkt am Allwetterplatz wird von neun auf sieben verringert (4500 Euro). Das Geländer, an dem Bandenwerbung befestigt werden kann, läuft nicht mehr rundum, sondern wird auf einen 140 Meter langen Abschnitt auf der Gegengeraden reduziert (27.000 Euro). Die bei Wettkämpfen vorgeschriebenen Abdeckungen auf der Entwässerung an der Laufbahn werden weggelassen (21.000 Euro), die Beachsportanlage
wird auf das Mindestmaß verkleinert (11.000 Euro), der Zaun auf der Stützmauer wird nicht erneuert (9000 Euro), ein Leerrohr für Elektroinstallationen hin zum Spielfeld fällt weg (9700 Euro). Überdachte Auswechselbänke am Fußballplatz werden weggelassen (11.500 Euro) und die barrierefreie Zufahrt zum Sportgelände wird nur teilweise erneuert (10.000 Euro). Zudem erklärte sich der SV Kaisheim bereit, die Erstlinierung des Rasenspielfelds sowie die Pflanzung und Pflege von Bäumen selbst vorzunehmen (7500 Euro).
Unter dem Strich hätte die Gemeinde einen geschätzten Eigenanteil von 506.000 Euro zu bezahlen. Sollten die Räte zustimmen, könnte im Juni die Vergabe erfolgen und im Juli könnten die Bauarbeiten starten. Bis Ende 2025 müsste das Projekt abgeschlossen werden, um keine Fördergelder zu verlieren.
Ratsmitglied Roland Schmid zeigte sich überrascht, an wie vielen Schrauben man noch habe drehen können, ohne dass es einen Qualitätsverlust gebe. Michael Baar sprach von einem nach wie vor „stimmigen Konzept“. Er appellierte: „Diese Chance müssen wir einfach nutzen.“Eine solche Sportanlage für so wenig Geld würde man „nie wieder kriegen“. Ein Ja zu der Sanierung sei alternativlos, merkte Matthias Roßkopf an. Andre Schäfer äußerte den Wunsch, aus dem Geschehenen die notwendigen Lehren zu ziehen, „Dinge künftig transparent zu diskutieren und den Sachverstand, der in der Runde vorhanden ist, auszunutzen“.
Martin Bock zeigte sich mit den Planungen nun einverstanden, da in diesen keine „Luxussachen“mehr enthalten seien. Dritter Bürgermeister Manfred Blaschek, der die Sitzung leitete, sagte: „Ich freue mich für den Sportverein, für die Jugend und vor allem für die Schulkinder, die dort wieder Sport treiben und Spaß haben können.“
Die beiden anwesenden FBSRäte Herbert Bauer und Markus Kristen erklärte, sie hätten zwar nichts gegen das Konzept, jedoch habe die Kommune für dieses Jahr noch keinen Haushalt. Kristen: „Ich kann momentan nicht zustimmen, weil ich nicht weiß, was sonst noch auf dem Zettel steht.“Bauer stimmte ebenfalls dagegen, das Landschaftsarchitektur-Büro mit den Planungen zu beauftragen. Es müsse erst mit der Rechtsaufsicht (Landratsamt) abgeklärt werden, ob eine derartige Ausgabe überhaupt möglich sei. Im Beschluss legte der Gemeinderat eine Eigenanteil-Obergrenze von 564.500 Euro fest.