Ein Blick in die Krone
In diesem Jahr soll das Großprojekt fertig sein. Manager Martin Götz zeigt, wie die Baustelle derzeit aussieht und warum das Dach noch nicht gedeckt wird.
Als Projektmanager Martin Götz im vergangenen Jahr die potenziellen Pächter durch die Baustelle der Krone führte, habe es mehrere Momente gegeben, in denen die Begeisterung für die Krone groß war, erzählt Götz nun im März. Momente, die das Gefühl auslösten: Dieses Hotel wollen sie pachten. Einer davon war im Gewölbekeller, gleich links die Treppe runter, wenn man das Hotel neben dem Rathaus betritt. So mancher sei da ergriffen gewesen, sagt Götz. Ein Baustellenlicht in der Nähe brennt noch am Ende dieses Arbeitstages auf der Krone, ein wenig unterstützt vom Schein der Handytaschenlampe wird schon deutlich – es ist eine besondere Atmosphäre: eine halbrunde Decke, einen Teil davon ziert eine hubbelige ziegelrot-beigefarbene Steinwand, den anderen eine Holzverschalung. Darüber kommen noch eine Mörtelschicht und Natursteine – an einen Raum, in dem früher einmal öffentliche Toiletten waren, erinnert nichts mehr, sondern es wirkt wie ein Weinkeller. Im kommenden Jahr soll hier ein Restaurant sein. Es ist nicht die einzige Besonderheit, die Götz bei einer Baustellenführung präsentiert.
Im Raum daneben stehen zwei massive Säulen, sie tragen das Gewicht der Krone – noch. Ein Stockwerk darüber wird einmal der Empfangsbereich sein und eine kleine Bar. Ein Stahlträger liegt auf den beiden Säulen, die in den Keller hinunterragen. Das soll es nicht mehr brauchen: „Wir schaffen eine Holzfassadenkonstruktion, die die Last über das ganze Gewölbe verteilt“, sagt Götz. Balken fangen über die Länge des Gebäudes das Gewicht ab, so war es nämlich früher schon einmal: „Wir geben dem Gebäude die damalige Stabilität zurück.“
Es ist nicht der einzige Bereich, in dem die historische Krone zurück zu ihren Wurzeln gebracht worden soll. Im ersten Stock etwa sind zwei Arten von Türstöcken zu sehen – manche sind oben rund, andere rechteckig. Was rund war, wurde einfach eckig gemacht. Es ist Götz anzumerken: Es schmerzt ihn, wie viele Hundert Jahre mit dem Gebäude umgegangen worden ist und es so in den Zustand gebracht wurde, der die umfangreiche Sanierung notwendig gemacht hat. Und immer wieder passiere Unvorhergesehenes: „Erst wenn wir einen Balken anschneiden, wissen wir, ob und wie viel wir austauschen müssen“, sagt Götz.
Anderes betrifft den Zugang: „Wir haben lange nicht gewusst, wie der Bereich der historischen Krone erschlossen war.“Doch schließlich habe man Spuren eines alten Treppenhauses entdeckt, das nun wieder aufgebaut und bis unter den Dachstuhl reichen wird. Der ist schon ziemlich fortgeschritten, musste bekanntlich angehoben werden, weil er sich nach Westen geneigt hatte. Demnächst soll hier über den Neubau die Technik eingezogen werden und sich über Schächte in der alten Krone Stockwerk für Stockwerk verteilen. Das Dach ist aber noch nicht gedeckt – obwohl man es tun könnte. „Das
Dach wird dadurch schwer – da sind die Handwerker im zweiten Stock nicht so scharf drauf“, erklärt Götz. Daher bleibt das Notdach bestehen, das noch einen ganz anderen Eindruck des Gebäudes erweckt: „Die Oettinger werden sich wundern, wie klein die Krone ist.“Denn die Konstruktion sei zwei Meter vom eigentlichen Dach entfernt und vermittele so von der Straße aus eine andere Größe.
Die alte Krone ist noch eine deutliche Baustelle: neue Holzbalken neben historischen; ausgelegte Kokosmatten, die zwischen Holz und Ziegel gelegt werden, um die Balken künftig vor Feuchtigkeit zu schützen; tragende Säulen, die durch teureres Fichten- statt günstigeres Nadelholz ersetzt werden, damit sie nicht schneller altern als andere Bereiche: Dass diese Baustelle bis Ende des Jahres 2024 beendet sein soll, scheint noch schwer vorstellbar, nicht jedoch für den Kronenmanager: „Es ist möglich, bis Ende 2024 fertig zu werden.“Der Zeitplan sei eng, aber machbar, eine erneute Krankheitswelle dürfe es auf der Baustelle aber nicht geben.
Schon einiges mehr lässt sich im Neubau der Krone erkennen, der für Götz einen unschätzbaren Vorteil bietet: „Wir haben uns viele Altstadthotels angeschaut. Wir haben in Oettingen die historische Substanz, verbunden mit dem Vorteil eines kompletten Neubaus.“Fahrstuhl, Heizung, Küchenausstattung etc. könnten gut nach den entsprechenden Standards gebaut werden. Das bot einen weiteren Vorteil für die Pächter, die sich auch von der Küche begeistert zeigten. Da sei einmal die Lage: Biergarten, Kronensaal, Foyer, Restaurants – alles ist auf kurzen Wegen erreichbar. Mitarbeiter haben Tageslichtfenster und sogar einen Hof, in dem sie sich aufhalten können: „Das ist ein gutes Produkt für einen guten Betreiber“, meint Götz. Auch gebe es schon erste Bewerbungen für Personalstellen. Ein weiterer Punkt, der die möglichen Betreiber von der Krone überzeugte, waren die bereits fertigen Zimmer: „Als wir die gezeigt haben, hat jeder gesagt: Ich will.“Entschieden hat sich Oettingen bekanntlich für Castlewood Hotels & Resorts.
Als Nächstes werden die Aufträge für die Einbaumöbel und Bodenbeläge vergeben, Bäder kommen in fertigen Boxen, Wandverkleidungen im Neubau werden angebracht. Manchmal, wenn Götz es für ein, zwei Tage nicht auf die Baustelle geschafft hat, erkennt er manchen Bereich kaum wieder. Er freut sich schon auf das fertige Hotel: „Das wird der Wahnsinn.“