Wenn ein Teenager 50 wird
Bewie Bauer rockt mit Witz und Talent das Donauwörther Doubles. Auch seine Paraderolle als Parodist von Gesundheitsminister Lauterbach sorgt für Begeisterung.
Es scheint, als stünden an diesem Abend mehrere Personen auf der Bühne. Der nuschelnde und kaum verständliche CSU-Bürgermeister Hans Rampfinger, der nur den Namen seiner Partei klar aussprechen kann. Aber auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach oder der besorgte Bürger Schellie Schorsch geben sich die Ehre. Doch im Doubles Starclub in Donauwörth steht tatsächlich nur ein Mann auf der Bühne, der in verschiedenste Rollen schlüpft und dabei für eine grandiose Unterhaltung sorgt: der Musikkabarettist Bewie Bauer (alias Martin Bauer). Neben politischen Themen kommt auch der Alltag in seinem Programm „Bewie Bauer – ein Teenager wird 50!“nicht zu kurz.
Schon zu Beginn wird rasch klar, dass der Rock bei diesem Musikkabarett eine wesentliche Rolle einnimmt. Mit der E-Gitarre in der Hand und einigen Rock-Hymnen im Gepäck kommt Bewie Bauer auf die Bühne. „Für 48 Jahre stehe ich doch noch recht stabil auf der Bühne“, sagt er anschließend. Das Alter spielt bei seinem Programm eine wesentliche Rolle. Schließlich geht es für Bauer auf die 50 zu. Dabei stellt er sich auch einige Fragen: Was habe ich erreicht? Was will ich noch erleben und warum ist man eigentlich nie zu alt für rebellischen
Rock? Die letzte Frage beantwortet der Comedian mit seinem Auftritt an diesem Abend. Für Bauer, der mit fünf älteren Brüdern in Oberbayern aufgewachsen ist, kam der Rock sowieso nie zu kurz. Seinen Traum, ein berühmter Rockstar zu werden, konnte er sich nicht erfüllen. Für die Gäste seines
Kabaretts ist das allerdings ein Glücksfall. Sein Programm besteht aus vielen Facetten. Stand-up-Comedy, mehrere Songs mit viel Wortwitz und hervorragende Parodien sorgen für ein sehr kurzweiliges Programm. Immer wieder verschwindet der Kabarettist, der dann in die verschiedensten Rollen
hineinschlüpft – und sich bei seinen Parodien als herausragender Schauspieler entpuppt.
Und die Figuren, in die er schlüpft, sind teilweise sehr skurril. In weniger als einer Minute ist er plötzlich der besorgte Bürger Schellie Schorsch, der auf der Bühne grantig daherkommt. In einem
Song nimmt Bauer verschiedenste Verschwörungstheorien auf die Schippe. „Des hab i g’hört“ist die Antwort des Grantlers auf die verschiedenen Schwurbler-Geschichten, die er in einem Song zum Besten gibt. Anschließend setzt er seine Schiebermütze ab und sagt: „Interessant, dass manche Hüte mittlerweile innen auch mit Alu verkleidet sind.“Es geht aber auch in den anderen Rollen deftig zu. Bewie Bauer bringt sein Publikum auf rockige Weise mit Songs wie „Ins Hirn neigschissn“zum Lachen.
Bekannt ist der bayerische Comedian aber vor allem für seine Parodien des Gesundheitsministers Karl Lauterbach, mit denen er auch schon bei Günter Grünwald im Fernsehen häufiger zu sehen war. Die Art des Ministers bringt Bauer sehr authentisch auf die Bühne. Es überrascht nicht, dass es viele Kritiker als Paraderolle des Kabarettisten ansehen. Als Lauterbach trägt er seinem Publikum ein Gedicht für seine Traumfrau Elisabeth zum Test vor. Am Ende der Show löst er noch einmal als Lauterbach auf: „Ich habe ihr das Gedicht vorgetragen – und was soll ich Ihnen sagen – ich bin wieder zu haben.“
Zum Schluss eines sehr kurzweiligen, aber stets unterhaltsamen Programms, singt er gemeinsam mit seinem Publikum „Wer am lautesten plärrt, werd g’hört“. Mit diesem Song hatte Bauer 2020 das Halbfinale des ORF-RadioFM4-Protestsongcontests erreicht. Und dafür wird freilich noch einmal die Rockgitarre ausgepackt. Der Rock ist eben nicht wegzudenken bei Bewie Bauer – die zahlreichen Parodien bei seinem Musikkabarett allerdings auch nicht.