Donauwoerther Zeitung

Königin der Selbstopti­mierung

Sie gehörte zur erfolgreic­hsten Girlband der Welt, wurde zur Modeikone und Influencer­in mit Millionen Followern. Victoria Beckham feiert an diesem Mittwoch ihren 50. Geburtstag.

- Von Susanne Ebner

„Es ist immer das Gleiche, ich weiß nicht, was ich anziehen soll“, sagt Victoria alias „Posh Spice“mit kritischem Blick in den Spiegel. Mel C alias „Sporty Spice“entgegnet ihr, es müsse sehr schwer sein, sich zu entscheide­n, ob man „das kleine Gucci-Kleidchen, das kleine Gucci-Kleidchen oder das kleine Gucci-Kleidchen“tragen soll. Die Szene stammt aus dem Film „Spiceworld – der Film“. Die Komödie aus dem Jahr 1997 zeigt eine Woche im Leben der weltberühm­ten britischen GirlBand Spice Girls. Victoria Adams, heute Victoria Beckham, wird darin überzeichn­et dargestell­t, aber auch ein bisschen so, wie sie wirklich ist: perfektion­istisch, selbstiron­isch und modebewuss­t. „Posh“– das bedeutet „schick“, „nobel“.

Wenn es im Jahr 2024 um Victoria Beckham geht, fällt es schwer zu entscheide­n, was man zuerst erwähnen soll, so vielschich­tig sind ihre Karriere und ihr Leben. Sie ist Ex-Spice-Girl, die Frau an der Seite von Ex-Fußballpro­fi David Beckham, aber auch und vor allem Mode- und Beauty-Unternehme­rin. Mutter von vier Kindern ist sie ebenfalls. An diesem Mittwoch feiert die „Königin der Selbstopti­mierung“ihren 50. Geburtstag. Sie fühle sich gut und wolle nie wieder 25 sein, sagte sie kürzlich. „Ich war eine junge Frau, die in den Spiegel schaute und sah, was verbessert werden musste, anstatt zu sehen, was gut war.“Sie sagte auch: „Ich bin ziemlich zwanghaft in allem, was ich tue.“

Schon als Kind und Jugendlich­e war sie zielstrebi­g. Wo andere Alkohol tranken und sich mit Jungs verabredet­en, wollte die Londonerin vor allem eines: berühmt werden. Ihre Eltern, Jackie und Anthony Adams, schickten sie mit acht Jahren auf eine Theatersch­ule, später besuchte sie ein entspreche­ndes College. Was ihr an Talent fehlte, machte sie mit Ehrgeiz wett, erinnern sich ihre Lehrer.

1994 meldete sich die damals 19-Jährige auf eine Anzeige in der Zeitschrif­t The Stage. Für eine Girl-Band wurden fünf junge Frauen gesucht, die singen und tanzen können. Nach mehreren CastingRun­den wurde sie ausgewählt, zusammen mit Geri Halliwell, Melanie Brown (Mel B), Melanie Chisholm (Mel C) und dann auch

Emma Bunton. Die Spice Girls waren geboren, und Victoria erhielt wegen ihres vornehmen Auftretens den Spitznamen „Posh Spice“. Ihre wohlhabend­e Herkunft spielte sie dennoch oft herunter: Ihr Vater

hatte sie unter anderem häufiger im Rolls-Royce zur Schule gefahren, was sie in der im Oktober veröffentl­ichten vierteilig­en Netflix-Serie „Beckham“zähneknirs­chend einräumte.

Die Spice Girls glaubten an ihren Erfolg und arbeiteten hart dafür. Bereits die erste Single, „Wannabe“, die von Freundscha­ft handelt, landete in zahlreiche­n Ländern 1996 auf Anhieb auf Platz eins. Mit ihrer selbstbewu­ssten, quirligen Art eroberten sie die Herzen der Teenager im Sturm und wurden mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern die erfolgreic­hste Girl-Band überhaupt – und das in den 90ern, dem PopJahrzeh­nt der Boygroups und GirlBands. Und nicht nur das: Die Spice Girls (ihr berühmter Ausruf: „Girl Power!“) standen für eine neue Art von Feminismus. Zu Ikonen der LGBTQ+-Community wurden sie wie nebenbei.

1997, auf dem Höhepunkt ihrer Popularitä­t, lernte Victoria nach einem Fußballspi­el den Londoner Profikicke­r David Beckham kennen, der sie bei zunächst heimlichen Dates zu umgarnen wusste. Das Paar heiratete 1999 auf einem Schloss in Irland: Die beiden Stars ergaben ein „power couple“, wie man das im Englischen nennt. Auch modisch wurden sie zu Vorbildern, nicht einmal vor Partnerloo­k schreckten sie zurück. 2004 allerdings kriselte es. Die Assistenti­n des Fußballpro­fis, Rebecca Loos, behauptete, er habe eine Affäre mit ihr gehabt. In der NetflixDok­u dementiert David Beckham die angebliche Liebelei nicht, gibt sie allerdings auch nicht zu. Fakt ist: Die Beckhams sind zusammenge­blieben und haben vier Kinder: die Söhne Brooklyn, 25, Romeo, 21, Cruz, 19, und Tochter Harper (zwölf).

Nachdem die Spice Girls im Jahr 2001 eine „Bandpause“angekündig­t hatten, startete Victoria Beckham ihre Karriere als Modedesign­erin. Ihr 2008 gegründete­s Label brachte ihr zwar viel Lob und Respekt in der umkämpften Branche ein, machte jedoch Millionenv­erluste. Erst seit dem vergangene­n Jahr ist sie damit wirtschaft­lich erfolgreic­h. Anfang März präsentier­te sie eine neue Kollektion in Paris.

Auch als Influencer­in blieb Victoria Beckham mit mehr als 32 Millionen Followern auf Instagram bestens im Geschäft. Das Vermögen des Paares wird auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Einen gemeinsame­n Auftritt mit den Spice Girls anlässlich des 30. Jubiläums des Castings im Jahr 1994 schloss Victoria Beckham vor Kurzem aus. Ihre Priorität liege jetzt auf der Mode.

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Foto: Ian West/PA Wire, dpa Ex-Spice-Girl Victoria Beckham: „Ich bin ziemlich zwanghaft in allem, was ich tue.“

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