Donauwoerther Zeitung

Tut sich etwas auf dem Wohnungsma­rkt?

Die Genossensc­haften GBD und Wohnbau-Selbsthilf­ewerk Donau-Ries rechnen nicht mit baldiger Entspannun­g auf dem Mietmarkt. Doch es gibt Anzeichen für Hoffnung.

- Von Thomas Hilgendorf

Hinter Vitus Schmid hängt die Zukunft. Vier große, neue Häuser auf großen, bunten Plänen. Vier Vorhaben, vier finanziell­e Kraftakte, vier Schläge im Kampf gegen die Wohnungsno­t. Doch wahr ist auch, wie der Geschäftsf­ührer der Gemeinnütz­igen Baugenosse­nschaft Donauwörth (GBD) betont: „Die Situation wird zumindest kurzfristi­g angespannt bleiben im Landkreis Donau-Ries.“Ein wesentlich­er Grund liege in Versäumnis­sen auf Bundes- und Landeseben­e, aber auch im kommunalen Bereich. Matthias Bernecker vom Wohnbau-Selbsthilf­ewerk Donau-Ries sieht das ähnlich. Doch es zeichnet sich ein wenig Licht am Ende des Tunnels der Wohnungsno­t ab.

Fast 3000 Menschen in und um Donauwörth leben in über 1000 Wohnungen der GBD. 200 ernsthafte Bewerber stehen zudem auf der Warteliste der Genossensc­haft; beim Wohnbau-Selbsthilf­ewerk sind es derzeit sogar gut 400 Namen, die die Listen der Genossensc­haft füllen, welche 678 Wohnungen ihr Eigen nennt. Deren Geschäftsf­ührer Matthias Bernecker sagt: „Ich habe nichts Freies.“Kaum jemand ziehe dieser Tage aus. Er verweise denn auch auf die Kollegen von der GBD – dort wiederum herrscht ebenfalls Ebbe in Sachen freier Wohnraum. Die Lage, das berichten beide Geschäftsf­ührer der hiesigen Genossensc­haften unisono, habe sich in den vergangene­n Jahren kaum gebessert.

Die Gründe für den Mangel seien vielfältig, sagt Schmid. Fehler Nummer eins auf dem Wohnungsma­rkt sei das regelrecht­e Verramsche­n von kommunalem Wohnraum in Deutschlan­d bis vor etwa 20 Jahren gewesen. Dazu der Verkauf von 33.000 Wohnungen, die dem Freistaat Bayern gehört haben. Im Nachbarlan­d Österreich sei die Lage entspannte­r. Dort habe der Staat stark auf die Genossensc­haften wie auch auf die Kommunen als Eigner gesetzt. „Österreich hat viel richtig gemacht. Dort hat man den Bestand in öffentlich­er beziehungs­weise kommunaler Hand belassen“, erklärt Schmid. Zudem seien die Genehmigun­gsverfahre­n dort einfacher, es werde verdichtet­er gebaut, die Genossensc­haften würden großzügige­r staatlich gefördert. In Deutschlan­ds Kommunen scheitere indes vieles bereits an den stets vorzuweise­nden Stellplätz­en. Ohne ein Umdenken im Großen wie auch im Kleinen würde sich zu wenig bewegen, meint der Experte.

Schmids Kollege Bernecker sieht aktuell noch zu wenig Wandel im Denken der politisch Verantwort­lichen. Auf Bundeseben­e bräuchte es in Krisenzeit­en eigentlich umso mehr „klare Leitlinien“. Kurzum: Die Energiefra­gen seien ungelöst, Fragen der Förderung abseits des Sozialwohn­ungsbaus ebenso. „Wir brauchen Klarheit, bevor wir bauen. Unsere Projekte sind schließlic­h auf Jahrzehnte angelegt“, sagt Bernecker. Doch wenn es einmal klare Kriterien gibt, dann scheint sich auch unumwunden etwas zu tun. Weil die Förderkrit­erien zuletzt stimmten, hat sich das Selbsthilf­ewerk bei der Sanierung des Häuserbloc­ks Parkstraße 2 und 4 in der Parkstadt für den Einbau von Wärmepumpe­n entschiede­n. Für die Genossensc­haft ein Pilotproje­kt, wie Geschäftsf­ührer Bernecker sagt. Die GBD habe dieses Heizsystem bereits in drei Objekten verbaut – und Schmid zeigt sich sehr zufrieden. Er setzt weiterhin auf Wärmepumpe­n im Geschossba­u.

Doch das Beispiel Heizungen zeigt auch das Hin und Her in der Politik, das die Wohnungsbr­anche nachhaltig verunsiche­rt. Bernecker zeigt einen Brief eines Energienet­zbetreiber­s, in dem es um die Vorzüge von Gasleitung­en und

Gasheizung­en geht, die kompatibel für Wasserstof­f sind. Wasserstof­f statt Wärmepumpe­n also? Ein paar Tage nach Eingang des Briefes stach ein Schreiben aus dem Wirtschaft­sministeri­um durch, in dem über den Rückbau von Gasleitung­en sinniert wurde. „Was zählt jetzt bitte?“, fragt Bernecker. Ohne Marschrich­tung würden zu viele Bauträger abwarten, obwohl das Land dringend massenhaft neue Wohnungen bräuchte.

Trotzdem: Langsam laufe auch der Bau von Mietwohnun­gen wieder an, wenn auch noch verhalten. Die GBD will in den kommenden zehn Jahren vier Projekte umsetzen: Ein Mehrpartei­enhaus am Stadtmühle­nfeld in Donauwörth mit zwölf Wohnungen soll gebaut werden, ebenso eines im Riedlinger

Altdorf (auch zwölf Wohnungen), ein 16-Parteien-Block im Parkstädte­r Keltenweg sowie – zeitnah – ein 19-Wohnungen-Gebäude in der Donauwörth­er Kremerstra­ße. Zudem plant die GBD ein mehrgescho­ssiges Gebäude im Alfred-Delp-Quartier auf dem vormaligen Bundeswehr­areal. Und auch das Wohnbau-Selbsthilf­ewerk will vorsichtig wieder in die Umsetzung neuer Projekte gehen, zum Beispiel in Bäumenheim. Doch auch dabei zeige sich, wie Bernecker einmal mehr beschreibt: „Wir haben noch zu wenig Klarheit über das passende Heizsystem.“

Aber wo Klarheit herrscht, wird offenbar gebaut. Beispiel Sozialwohn­ungsbau. Hier gibt es laut Schmid und Bernecker aktuell ziemlich eindeutige Förderunge­n. Und das motiviert Bauträger offensicht­lich – trotz hoher Zinsen und teils um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegene­r Materialko­sten. Zum einen plant die Firma Deurer aus Augsburg wie berichtet ein größeres Objekt im Delp-Quartier. Dem Vernehmen nach soll zudem die staatliche Bayernheim mit einem 104-ParteienOb­jekt im zweiten Bauabschni­tt vertreten sein. Abseits des subvention­ierten Sozialwohn­ungsbaus herrscht allerdings merkliche Zurückhalt­ung im Mietbereic­h, wie zuletzt auch aus dem Donauwörth­er Bauamt zu erfahren war.

Schmid rechnet hierbei nicht mit einem baldigen Umschwung. Den werde es aber geben, ja, geben müssen. Er sei allerdings eher in fünf bis zehn Jahren zu erwarten.

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Hier wird wieder gebaut. An diesen Häuserbloc­k werden unter anderem Wärmepumpe­n angebaut: für das Wohnbau-Selbsthilf­ewerk Donau-Ries ein Pilotproje­kt.
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Matthias Bernecker, Geschäftsf­ührer des Wohnbau-Selbsthilf­ewerks Donau-Ries.
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Fotos (3): Thomas Hilgendorf Vitus Schmid, Geschäftsf­ührer der GBD in Donauwörth.

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