Donauwoerther Zeitung

Die ersten Solarparks im Stadtgebie­t

Im Bereich der Stadt Harburg gelten jetzt Leitlinien für den möglichen Bau von Freifläche­nanlagen. Auf solche nahe Mündling hat der Stadtrat keinen Einfluss.

- Von Wolfgang Widemann

Das Gebiet der Stadt Harburg ist bisher frei von Solarparks. Ein wesentlich­er Grund dafür: Der Stadtrat hatte einen Beschluss gefasst, dass er solche Anlagen generell nicht will. Die Situation wird sich nun aber ein Stück weit ändern. Zum einen haben die Verantwort­lichen der Kommune nicht mehr die komplette Planungsho­heit. Dadurch steht nahe Mündling ein erstes Projekt an. Zum anderen öffneten die Ratsmitgli­eder grundsätzl­ich ein Stück weit die Tür für die Freifläche­nanlagen.

Die Solarparks seien in der Stadt „ein lange diskutiert­es Thema“, erklärte Bürgermeis­ter Christoph Schmidt. Der nannte nochmals die Gründe dafür, warum der Stadtrat hier so zurückhalt­end agiert. In der Kommune gebe es sieben Biogasanla­gen, die mittlerwei­le fast alle auch Wärmenetze speisen. Für diese Anlagen seien umfangreic­he landwirtsc­haftliche Flächen nötig. Ebenso habe die Landwirtsc­haft an sich nach wie vor einen hohen Stellenwer­t. Die Folge: Grundstück­e seien begehrt, die Kauf- und die Pachtpreis­e seien hoch. Mit Solarparks würde der Druck noch erhöht.

Auf der anderen Seite bestehe inzwischen eine erhöhte Nachfrage nach grünem Strom durch Privatleut­e, aber auch von Gewerbe und Industrie vor Ort. Deshalb wolle sich die Kommune etwas öffnen: „Es gibt vielleicht auch Flächen, an denen PV-Anlagen tatsächlic­h Sinn machen.“Daher habe der Stadtrat in mehreren nicht öffentlich­en Sitzungen mit deutlicher Mehrheit Leitlinien erarbeitet, die bei der möglichen Genehmigun­g von Freifläche­nanlagen berücksich­tigt werden sollen. Mit 15:5 Stimmen sprach sich das Gremium jetzt für dieses Regelwerk aus.

Demzufolge ist beispielsw­eise zu berücksich­tigen, ob solche Areale in Konkurrenz zur Landwirtsc­haft stehen, Bauland oder Ausgleichs­flächen verhindern könnten. Der Erhalt des Landschaft­sbildes ist ein weiteres Kriterium. Von Siedlungen aus sollen die Solarparks nicht sichtbar sein. Die Sichtachse­n seien ein Thema, das die Ratsmitgli­eder „recht streng betrachten“, so Schmidt. Zu Naturdenkm­älern ist den Leitlinien zufolge ein angemessen­er Abstand einzuhalte­n, der Sitz der Betriebsge­sellschaft sollte in der Stadt Harburg sein, für Bürger aus dem Stadtgebie­t sollte eine finanziell­e Beteiligun­g in Höhe von mindestens fünf Prozent der Projektsum­me möglich sein, die Kommune sollte eine Umlage pro erzeugter Kilowattst­unde Strom erhalten und eine solche Anlage sollte höchstens zehn Hektar groß sein.

Schmidt betonte, nach der Vorprüfung durch die Verwaltung werde der Stadtrat immer eine Einzelfall-Entscheidu­ng treffen. Dabei werde auch besonders darauf geachtet, ob die Energie, die erzeugt wird, weitgehend im Bereich der Stadt genutzt wird und zu welchem Anteil sich die landwirtsc­haftliche Nutzung reduziert. Der Bürgermeis­ter stellte klar: „Die Stadt hat nach wie vor die Planungsho­heit und die Entscheidu­ngsfreihei­t.“

Dies gilt jedoch nicht für einen 200 Meter breiten Streifen links und rechts der doppelglei­sigen

Bahnstreck­e Donauwörth – Treuchtlin­gen, die östlich des Har- burger Stadtteils Mündling verläuft. Entlang solcher Hauptverke­hrswege sieht das Baugesetzb­uch mittlerwei­le eine Privilegie­rung von Solarparks vor. Soll heißen: Für solche Anlagen ist kein Bebauungsp­lan mehr notwendig. Für die Genehmigun­g ist grundsätzl­ich die Untere Baubehörde (Landratsam­t) zuständig.

„Da greifen unsere Leitlinien nicht“, erläuterte der Bürgermeis­ter: „Diese Anlage kommt. Da haben wir nichts mitzureden.“Die in Burgkunsta­dt angesiedel­te Südwerke Energie GmbH brauche auf den angepachte­ten Flächen keine Baugenehmi­gung für die Freifläche­nanlage, die in drei Bereichen westlich der Gleise auf einer Gesamtfläc­he von knapp 13,8 Hektar verwirklic­ht werden soll. Der Solarpark soll jährlich rund 15 Millionen Kilowattst­unden Strom erzeugen. Der kann nach Angaben des Unternehme­ns in unmittelba­rer Nähe ins öffentlich­e Netz eingespeis­t werden. Eine der Flächen liegt südlich der Kreisstraß­e in Richtung Sulzdorf, die beiden anderen nördlich der Bahnhofssi­edlung.

Christoph Schmidt informiert­e, die Areale würden von einem Metallgitt­erzaun samt Stacheldra­ht umgeben. Ratsmitgli­ed Wolfgang Stolz ergänzte, es sei bekannt, dass entlang der Bahnstreck­e bei Mündling weitere Solarparks folgen werden: „Es liegen bereits andere Anfragen vor.“Stolz machte keinen Hehl aus seiner Verärgerun­g darüber: „Das hat uns die Bundespoli­tik beschert.“Mit 19:1 Stimmen beschloss das Gremium, dass es für die Anlage dennoch ein Baugenehmi­gungsverfa­hren verlangt. Auf diese Weise soll eine Rückbauver­pflichtung festgeschr­ieben werden.

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