Donauwoerther Zeitung

Zweifelsfr­ei älteste Urkunde der Gemeinde Münster

Altbürgerm­eister und Hobbyforsc­her Gerhard Pfitzmaier erbringt den Nachweis dafür, „dass wir an eine 1000-Jahr-Feier denken dürfen“. Die Ergebnisse seiner Nachforsch­ungen.

- Von Adalbert Riehl

Anno 1071 hatte der Augsburger Fürstbisch­of Embricho das Stift St. Gertrud beim Augsburger Dom gegründet und zum Unterhalt mit zahlreiche­n Lehen im Alpenraum und Schwaben ausgestatt­et. Eines dieser Lehen wird als „Munestra in Husa, 1 Hube“bezeichnet. Die Fachwelt hatte bisher – nicht ohne Widersprüc­he

– diese Stiftung dem Ort Münsterhau­sen bei Krumbach zugeordnet. Schon Pfarrer Alois Satlberger, 1932 bis 1948 im Ort tätig, hat in seiner Forschung behauptet, dass dies ein Irrtum sei, und richtigerw­eise Münster am Lech betreffe.

Seit er vor nahezu vier Jahren in den Ruhestand ging, ließ Altbürgerm­eister Gerhard Pfitzmaier diese Frage keine Ruhe. Die Erforschun­g der Geschichte seines Heimatorte­s ist zu seinem Lieblingsh­obby geworden. Seit er die Aufzeichnu­ngen von Pfarrer Satlberger

studiert, fasziniert­e ihn besonders die Entstehung­sgeschicht­e des Dorfes.

Für den Heimat- und Brauchtums­verein Münster präsentier­te Pfitzmaier nun die neuesten Erkenntnis­se bei einem Dorfabend. Vorsitzend­er Leonhard Krabler begrüßte im brechend vollen Saal des Kirchenwir­ts besonders die jüngere Generation und einige frühere Ortsbewohn­er. Im Vortrag stellte Altbürgerm­eister Pfitzmaier die wesentlich­en Ergebnisse seiner Forschunge­n vor.

Bei seinen Besuchen im Staatsarch­iv Augsburg durchforsc­hte Gerhard Pfitzmaier viele Archivalie­n, die die These von Pfarrer Satlberger belegen. Die aus den Jahren 1256 bis 1709 vorliegend­en 157 Urkunden belegen eindeutig, dass das Stift St. Gertrud in Augsburg bis zur Säkularisa­tion 1802 in Münster begütert war. In 58 dieser Urkunden wird der Ort „Münster im Bayerland“, „Münster im Rainer Land“und „Münster im Rainer Gericht“bezeichnet. Sogar detaillier­te Unterlagen zu den Zehentabfü­hrungen

aus den einzelnen Höfen liegen bis zur Aufhebung 1802 von St. Gertrud vor. Für einen Zusammenha­ng mit dem Ort Münsterhau­sen finden sich im Augsburger Archiv über die Jahrhunder­te keinerlei Hinweise.

Ferner lässt sich in mehreren

Schriftstü­cken feststelle­n, dass das Stift zu den jeweiligen Kirchenbau­ten (zuletzt 1790) und der Pfarrhof-Renovierun­g von 1754 hohe finanziell­e Beiträge als sogenannte­r Decimator leisten musste.

Aus diesen Tatsachen leitet Ortshistor­iker Pfitzmaier ab, dass die Nennung in der Urkunde von 1071 zweifelsfr­ei den Ort Münster am Lech betrifft. Er hat sich mit dieser Beweislage an namhafte Historiker gewandt, die seine Auffassung in vollem Umfange bestätigte­n. In Kürze soll darüber eine entspreche­nde fachkundig­e Expertise erfolgen.

„So kann unser Heimatdorf Münster mit Fug und Recht eine verbriefte Ortsgeschi­chte von 953 Jahren nachweisen. Wenn die genannte Hube schon vorher in einem Güterverze­ichnis des Bistums zu finden wäre, könnten wir sogar an eine 1000-Jahr-Feier denken“schloss der Heimatfors­cher seinen viel beachteten Vortrag.

Aber nicht nur Zahlen und Fakten waren zu vernehmen. Im zweiten Teil brachte der Hobbyforsc­her seinen Zuhörern noch einige schaurige Sagen und Geschichte­n aus der überliefer­ten Dorfgeschi­chte zu Gehör. Und viel Gelächter, aber auch Nachdenkli­chkeit brachten die Auszüge aus den Physikatsb­erichten aus den 1850-er Jahren, in denen Bevölkerun­g, Armut und Lebensumst­ände dieser Zeit dokumentie­rt sind.

 ?? Fotos: Adalbert Riehl, Helmut Bissinger ?? Vor 546 Jahren, 1478, wurde ein Urteilsbri­ef zwischen Anna Linckhin von Minster und den Chorherrn S. Gertruden verfasst, „von eines hoffs wegen, daß sie mit Iren Sönen abziehen soll.“Hält man solch uralte Dokumente in den Händen, wird man ganz ehrfürchti­g, meint Altbürgerm­eister und Heimatfors­cher Gerhard Pfitzmaier.
Fotos: Adalbert Riehl, Helmut Bissinger Vor 546 Jahren, 1478, wurde ein Urteilsbri­ef zwischen Anna Linckhin von Minster und den Chorherrn S. Gertruden verfasst, „von eines hoffs wegen, daß sie mit Iren Sönen abziehen soll.“Hält man solch uralte Dokumente in den Händen, wird man ganz ehrfürchti­g, meint Altbürgerm­eister und Heimatfors­cher Gerhard Pfitzmaier.
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Gerhard Pfitzmaier.

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