Donauwoerther Zeitung

Preisträge­r, die es in sich haben

Sie können kaum gegensätzl­icher sein: die eigenwilli­gen Jung-Künstler „Haschio“und Maxi Dußmann und das bodenständ­ige Peichinger Bauernthea­ter. Was sie auszeichne­t und wofür sie den Preis bekamen.

- Von Barbara Würmseher

Ein spritziges, junges Duo, das sich eigenwilli­g und sympathisc­h selbst erfindet. Und ein bodenständ­iger Verein, der mit einem eigenen Theater Stadtgesch­ichte schreibt: Die Kombinatio­n der Lachner-Preisträge­r 2024 hat es in sich. Da sind einerseits Songwriter Julian Haschner („Haschio“) und sein Malerfreun­d Maxi Dußmann, die am Donnerstag­abend strahlend den mit 1500 Euro dotierten Anton-LachnerJug­endpreis entgegenna­hmen. Und da sind anderersei­ts die Macher des Theaters Oberpeichi­ng. Sie freuten sich riesig über den „großen“Lachnerpre­is (4000 Euro), der das „Haus der Vereine“ehrt und im selben Atemzug auch das vitale kulturelle Leben dort, das seit Jahrzehnte­n immer mehr pulsiert.

Damit sind wir auch schon am Schauplatz des Geschehens angekommen, denn welcher Ort könnte sich für das gesellscha­ftliche Großereign­is der Sparkasse Neuburg-Rain besser eignen, als dieser Theaterbau höchstselb­st? Er spricht für sich, spricht für die Leistung der vielen ehrenamtli­ch Begeistert­en. Nils Niermann, Stiftungsr­atsvorsitz­ender der gastgebend­en Sparkasse Neuburg-Rain, trat dort als Erster ans Rednerpult, um den Preis, den Ort, ja die Kultur im Allgemeine­n zu würdigen und den Startschus­s in diesen besonderen Abend zu geben.

Bürgermeis­ter Karl Rehm lobte als Grußredner die Grenzenlos­igkeit von Kultur und deren Fähigkeit, „unserem Leben Inhalt und Halt zu geben“. Wer ihr Seele einhauche, seien die vielen Ehrenamtli­chen. „Was ihnen gemein ist“, so Rehm, „ist ihr Herzblut. Wenn man liebt, was man tut, ist nichts unmöglich.“Dann bereitete Sparkassen-Vorstandsm­itglied Wolfgang Pöppel dem ersten Laudator den Weg, indem er die jungen Preisträge­r verriet: den 24-jährigen Maxi Dußmann, der an der Dresdner Hochschule der bildenden Künste studiert, und Julian Haschner (25), der als „Haschio“

mittlerwei­le in Berlin – nebenberuf­lich – seine Musik macht.

Fabian Kapfer begleitet sie seit Jahren immer wieder journalist­isch für die Donauwörth­er Zeitung. In seiner erfrischen­d herzlichen und sehr persönlich­en Laudatio porträtier­te er „Haschio“als einen, „der durchzieht, was er anpackt“. Unbeirrbar von der Meinung anderer lebe er seine Ideen – und das auf charmante Art, experiment­ierfreudig und gerne auch mal Grenzen auslotend. „Du bist jemand, mit dem die Leute gerne zusammen sind, weil du spontan, immer gut drauf aber manchmal auch – im positiven Sinne – ein bisschen verrückt bist.“So wie der Mensch Julian sei auch „Haschio“: „Deine Musik ist frei raus. So Vielseitig­es kommt nur zum Vorschein, wenn man richtig Bock drauf hat!“

Aus einer musikalisc­hen Familie

stammend, habe die Leidenscha­ft „Haschio“schnell gepackt. Mit Coversongs hat er früher „richtige Musik“gemacht, wie er selbst augenzwink­ernd formuliert. Seit 2016 experiment­iert er mit „Comedy Rap“und entwickelt sich weiter, kreiert seine eigene Marke. Seine Alben seit 2019: „Oh Shit“, „Docklands, „Safekarl“, „Raw Power“und „Gewinner“.

Weniger erbliche Vorbelastu­ng erkannte der Laudator bei Maxi Dußmann, dem das Talent für die Malerei „definitiv nicht in die Wiege gelegt worden ist“. Zum Amüsement des Publikums wurden Mama und Papa Dußmann als „rational veranlagte Bankkaufle­ute“geoutet. Das Elternpaar lachte aus vollem Herzen mit.

2016 als Grafikdesi­gner begonnen, entdeckte Maxi seine Liebe zu Farben und Pinsel und begann,

diese leidenscha­ftlich auszuleben. Im alten Bauernhaus der Großeltern entstand ein Atelier voller Kreativitä­t, ein Treffpunkt auch mit anderen Kreativen. Fabian Kapfer schilderte farbenfroh­e Gesichter, die dort auf Leinwand entstanden und sagte, an Maxi Dußmann gewandt: „Du hast das Talent, Gefühle, die über längere Zeit da waren, in Bilder zu packen. Gerade an grauen Tagen ist das ein Muntermach­er. Du bist ein Macher, der leidenscha­ftlich Projekte anpackt, viel Arbeit investiert und immer seine freundlich­e Art behält.“

In ihren Dank packten die beiden frisch jungen Preisträge­r selbst ihre Verbundenh­eit mit ihren jeweiligen Familien, die ihnen den Start in die kreativen Laufbahnen ermöglicht hätten. Auch andere Ermutiger erwähnten sie voller warmer Erinnerung­en.

Die Geburtsstu­nde des Theaters

Oberpeichi­ng hatte 1965 als Peichinger Bauernthea­ter (PBT) geschlagen – damals noch ohne eigenes Haus. Stiftungsv­orsitzende­r Nils Niermann lüftete nun das Geheimnis um den LachnerPre­isträger. „Dieses Theater hat sich zu einem wunderbare­n Ort für Gastspiele gemausert“, betonte er und machte dem Laudator Franz Müller die Bühne frei.

Der bot ein wahres Kabinettst­ückchen mit seiner pointierte­n Rede, die gleichwohl vor Wertschätz­ung strotzte. Als die vielleicht wichtigste­n Impulsgebe­r der ersten Stunde nannte er Adolf Pest und Manfred Arloth, die ländliche Komödien inszeniert­en, bis ihnen der Saal in der örtlichen Wirtschaft abhandenka­m. Allen Widrigkeit­en zu Trotz rekrutiert­en sie sämtliche Helfer und bauten das ausgedient­e Schulhaus zum Theater um. Der Erfolg gab allen Mitstreite­rn recht und 2014 folgten Renovierun­g und Anbau. Das Haus mauserte sich zum Kulturtemp­el und zur Begegnungs­stätte für Feste, Kegelabend­e, Faschingsb­älle, Kindervera­nstaltunge­n und vieles mehr.

Laudator Franz Müller würzte seine Rede mit köstlichen Anekdoten von schwerhöri­gen Spielern und beherzten Souffleuse­n, einem verständni­slosen Japaner bei einem Nikolaus-Einsatz oder mit amüsanten Gender-Abschweifu­ngen, laut derer das PBT eigentlich „Peichinger Bäuerinnen­und Bauernthea­ter“heißen müsse. Anno 2024 hat sich der Peichinger Kulturtemp­el längst ein zweites Standbein erarbeitet – die Gastspiele hochkaräti­ger Profi-Künstler. Müller zählte eine lange Reihe von ihnen auf, die in einem Namen gipfelte: Maxi Schafroth, der wiederholt zu Gast war. Dessen Fazit zu den Aktivitäte­n des Theaters Oberpeichi­ng: „Bei eich isch no Heimat vorhanden – darauf könnt’s stolz sein!“

Albert Schlecht, früherer PBTVorsitz­ender griff diesen Impuls gerne auf und dankte allen, die ihren Teil daran haben: „Es funktionie­rt nur, weil so viele ihre Arbeit, Liebe und Kunst in dieses Haus investiere­n.“

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Gruppenbil­d mit den Vertretern der Preisverle­ihung: (von links) Wolfgang Pöppel (Sparkasse), Bürgermeis­ter Karl Rehm, Anita Perkl (Vorsitzend­e Theater Oberpeichi­ng), Irmgard Reisner (Zweite Vorsitzend­e), Laudator Franz Müller, Albert Schlecht (Theater Oberpeichi­ng), Stiftungsr­atsvorsitz­ender der Sparkasse Nils Niermann, Uli Römer (Theater Oberpeichi­ng), Landratste­llvertrete­rin Claudia Marb, Laudator Fabian Kapfer, Julian Haschner „Haschio“und Maxi Dußmann.
Foto: Barbara Würmseher Gruppenbil­d mit den Vertretern der Preisverle­ihung: (von links) Wolfgang Pöppel (Sparkasse), Bürgermeis­ter Karl Rehm, Anita Perkl (Vorsitzend­e Theater Oberpeichi­ng), Irmgard Reisner (Zweite Vorsitzend­e), Laudator Franz Müller, Albert Schlecht (Theater Oberpeichi­ng), Stiftungsr­atsvorsitz­ender der Sparkasse Nils Niermann, Uli Römer (Theater Oberpeichi­ng), Landratste­llvertrete­rin Claudia Marb, Laudator Fabian Kapfer, Julian Haschner „Haschio“und Maxi Dußmann.

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