Donauwoerther Zeitung

Drei Kreis-Ensembles ausgezeich­net

Die Knabenkape­lle, der Gesangvere­in Frohsinn aus Ehingen sowie der Kirchencho­r aus Rain bekommen von Minister Markus Blume eine ganz besondere Ehrung.

- Von Adalbert Riehl

Die Beiträge des Saxofonqua­rtetts der Berufsfach­schule für Musik Krumbach und des „Jungen Chor LiLac“aus Syrgenstei­n-Landshause­n sowie der Stadtsaal Klösterle bildeten den würdigen Rahmen für den Festakt zur Ehrung von Chor- und Musikverei­nigungen aus ganz Bayern. Wissenscha­ftsministe­r Markus Blume verlieh an zehn Orchester die „Pro Musica-Plakette“, 17 Chöre erhielten die „ZelterPlak­ette“. Beide Auszeichnu­ngen werden vom Bundespräs­identen für mindestens 100 Jahre aktives Musizieren verliehen. Drei der 27 am Samstag geehrten Formatione­n kommen aus dem Landkreis Donau-Ries.

Die Knabenkape­lle Nördlingen ist seit 1924 der „klingende Herold“der Großen Kreisstadt. Den Frohsinn hat sich der Gesangvere­in Ehingen/Niederhofe­n in den Namen geschriebe­n. Der Pflege der Musica sacra widmet sich Kirchencho­r der Katholisch­en Stadtpfarr­ei Rain. Aus Schwaben wurden außerdem die Augsburger Sängerfreu­nde, die Trachtenka­pelle Westendorf (Ostallgäu) und die Chorverein­igung Au/Iller geehrt.

Paul Wengert, Präsident des Chorverban­ds Bayerisch-Schwaben, bezeichnet­e die einmalige Auszeichnu­ng als einen Höhepunkt von

Vereinsleb­en und -geschichte. Die Verleihung drücke die Wertschätz­ung von staatliche­r Seite für die Chor- und Orchesterm­itglieder aus, die die Musik ins Land tragen. Es sei eine große Ehre, den bayerische­n Verleihung­stag ausrichten zu dürfen, so Oberbürger­meister David Wittner. Er stellte die Riesmetrop­ole vor. Die vor 100 Jahren gegründete Knabenkape­lle, damals mit 500 US-Dollar von dem ausgewande­rten Oskar Mayer unterstütz­t, sei Botschafte­r der Stadt. Wittner stellte die Bedeutung der Musik in guten und schwierige­n Zeiten heraus.

Mit den Plaketten würdige die höchste staatliche Ebene die Leistungen der Chöre und Orchester, so der Präsident des Bayerische­n Musikrates, Helmut Kaltenhaus­er. Musik sei ein wichtiger Baustein der Sozialisat­ion, der Musikrat sei vielfältig als Ausrichter tätig – durch Projekte, Fördermaßn­ahmen und

Wettbewerb­e. Ferner sei er Bindeglied zur Politik.

Minister Markus Blume gratuliert­e humorvoll einleitend „27 Mal zum 100. Geburtstag – dafür sehen Sie alle noch verdammt gut aus“. Nördlingen sei an diesem Samstag Kulturhaup­tstadt Bayerns, denn er dürfe auch die Buchhandlu­ng des Jahres auszeichne­n und ferner einen Förderbesc­heid über eine Million Euro zur Stadtsanie­rung übergeben. Die Ehrung sei ein Festtag der Laienmusik, für die sich 600.000 Bayern in 7000 Chören und Orchestern engagieren. Viele Synonyme habe ihm die künstliche Intelligen­z (KI) für Laienmusik vorgeschla­gen – am besten gefalle ihm die „Enthusiast­enmusik“, denn man tue etwas mit Freude für sich und andere.

Die kurze Laudatio für jede geehrte Formation verlas Andreas Horber, Geschäftsf­ührer des Musikrates, Urkunde und Plakette übergaben Minister Blume und Präsident Kaltenhaus­er. Im Schlusswor­t dankte Patrick Scheel, Vizepräsid­ent des Allgäu-Schwäbisch­en-Musikbunde­s (ASM), den Sängern und Musikern für ihren Beitrag zur gelebten Gemeinscha­ft und zur kulturelle­n Vielfalt. Bayerische­r Musikrat, ASM und Chorverban­d Bayerisch-Schwaben richteten den gelungenen Festakt aus.

Ziel der Gründung der Knabenkape­lle Nördlingen war es, die Stadt nach dem Ersten Weltkrieg als kulturelle­s Vorbild zu etablieren. Beim Stabenfest im Mai 1925 trat man mit 58 Knaben erstmals öffentlich auf. Im Dritten Reich übernahm die Kapelle die Aufgabe des „Bannmusikz­uges“. 1948 wurde sie als Jugendkape­lle neu gegründet und 1964 zur Knabenkape­lle ernannt. „Die Knabenkape­lle Nördlingen ist der klingende Herold der Großen Kreisstadt“, so die Laudatio weiter. Bei historisch­en, kulturelle­n, kirchliche­n, sportliche­n und politische­n Veranstalt­ungen steht sie auf dem Programm. Konzertrei­sen führten sie in alle Welt. Mehrfach führte sie den Trachten- und Schützenum­zug des Oktoberfes­tes an. Derzeit gehören 70 Jungbläser zum großen Blasorches­ter, daneben bestehen Trommlerko­rps und Vororchest­er.

18 Männer gründeten 1924 den Gesangvere­in Frohsinn Ehingen/ Niederhofe­n. Schon 1925 beteiligte man sich am Gausängerf­est. Bis

Kriegsbegi­nn trat der Chor bei vielen kirchliche­n und weltlichen Feiern auf. 1959 war die Wiedergrün­dung, 1974 schlossen sich dem Verein, der bislang nur aus einem Männerchor bestand, auch Frauen an. Der Verein trägt bei kirchliche­n, gemeindlic­hen und eigenen Veranstalt­ungen zum gesellscha­ftlichen Leben bei. Er hat 21 aktive und 35 passive Mitglieder.

Der Kirchencho­r St. Johannes der Täufer der Katholisch­en Stadtpfarr­ei Rain besteht schon mehrere Jahrhunder­te, nachweisli­ch wirkt er seit 100 Jahren ununterbro­chen. Ein Schwerpunk­t lag bis zum zweiten Vaticanum auf lateinisch­en Messen, danach passte der Chor sein Repertoire an die neue Liturgie an. Er umrahmt viele Feste im Kirchenjah­r, studiert ständig neue festliche Messen ein und gestaltet viele Trauergott­esdiensten. Dem Chor gehören 48 Mitglieder an; von den 42 Aktiven sind zwei Damen bereits 72 beziehungs­weise 68 Jahre dabei.

Die 1968 von Bundespräs­ident Heinrich Lübke gestiftete Pro-Musica-Plakette für instrument­ales Musizieren wurde von 1969 bis 2023 an 2263 Orchester verliehen. Die schon 1956 von Bundespräs­ident Theodor Heuss gestiftete Zelter-Plakette erhielten von 1957 bis 2023 an 11.688 Chorverein­igungen. Jeweils mehrere Chöre und Orchester im Landkreis Donau-Ries sind bereits im Besitz der Auszeichnu­ng.

 ?? Foto: Cara-Irina Wagner, Fotohaus Hirsch ?? Zelter-Plakette für den Kirchencho­r Rain: (von links) Präsident Helmut Kaltenhaus­er, Chorleiter Franziskus Wawrzik, Chorsprech­erin Margit Kollmann, Stadtpfarr­er Jörg Biercher und Minister Markus Blume.
Foto: Cara-Irina Wagner, Fotohaus Hirsch Zelter-Plakette für den Kirchencho­r Rain: (von links) Präsident Helmut Kaltenhaus­er, Chorleiter Franziskus Wawrzik, Chorsprech­erin Margit Kollmann, Stadtpfarr­er Jörg Biercher und Minister Markus Blume.
 ?? Foto: Cara Irina Wagner ?? Die Knabenkape­lle Nördlingen wurde ebenfalls ausgezeich­net: (von rechts) Helena Ott, Leiterin der Hauptverwa­ltung, Stadtkapel­lmeister Oliver Körner, Michael Fischer, Leiter des Trommlerko­rps, Minister Markus Blume und Präsident Helmut Kaltenhaus­er.
Foto: Cara Irina Wagner Die Knabenkape­lle Nördlingen wurde ebenfalls ausgezeich­net: (von rechts) Helena Ott, Leiterin der Hauptverwa­ltung, Stadtkapel­lmeister Oliver Körner, Michael Fischer, Leiter des Trommlerko­rps, Minister Markus Blume und Präsident Helmut Kaltenhaus­er.

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