Donauwoerther Zeitung

Aquariiden gut beobachtba­r

Steil über unseren Köpfen thront im Mai der Große Wagen am Nachthimme­l. Auch Sternschnu­ppen-Fans kommen auf ihre Kosten – und die Beobachtun­gsbedingun­gen sind diesmal besonders gut.

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Der Mai bringt den Sternschnu­ppen-Strom der Aquariiden – der in diesem Jahr bei guten Wetterbedi­ngen besonders gut zu sehen ist: Zum Höhepunkt stört kein Mondlicht. Der Strom ist von Monatsbegi­nn bis zum Ende zu erwarten.

Die beste Beobachtun­gszeit sind die Stunden ab 3 Uhr morgens. Der Ausstrahlu­ngspunkt der Aquariiden liegt im Sternbild Wassermann. Es handelt sich um schnelle Meteore, die mit rund 65 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosph­äre eindringen. Die Aquariiden sind abgesplitt­erte Bruchstück­e des Halleysche­n Kometen.

Im Mai ist es recht leicht, sich am Sternenhim­mel zurechtzuf­inden: Am Abend stehen die sieben Sterne des Großen Wagen steil über unseren Köpfen. Der mittlere Stern in der Wagendeich­sel wird Mizar genannt. Er gilt schon seit alten Zeiten als Augenprüfe­r. Normalsich­tige Menschen sehen knapp neben Mizar ein lichtschwa­ches Sternchen, Alkor oder das Reiterlein genannt. Der arabische Name Mizar bedeutet «das Pferd», auf dem Alkor reitet.

Im Fernglas oder kleinen Teleskop sieht man ab etwa 25-facher Vergrößeru­ng bei Mizar zwei Lichtpunkt­e – Mizar wurde als erster Doppelster­n 1650 von Giovanni Riccioli entdeckt. Beide Sonnen laufen in 5000 Jahren in elliptisch­en Bahnen umeinander. Gegenwärti­g sind sie 50 Milliarden Kilometer voneinande­r entfernt, dies entspricht der 335-fachen Distanz Erde – Sonne.

In spektrosko­pischen Beobachtun­gen entlarvte man beide MizarSonne­n inzwischen als jeweils eigene Doppelster­ne. Mizar entpuppte sich somit als Vierfachso­nne, die 81 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Im Fernglas erkennt man zwischen Mizar und Alkor ein feines Lichtpünkt­chen, das vom Nürnberger Astronomen Georg Christoph Eimmart im Jahr 1691 Sidus Ludovician­a (Ludwigsste­rn) genannt wurde, zu Ehren von Ludwig V., Landgraf von Hessen– Darmstadt.

Wie ein überdimens­ionaler Zeigefinge­r deutet die gebogene Deichsel des Großen Wagens auf den orangen Arktur, den Bärenhüter, Hauptstern im Bild des Bootes, dem Rinderhirt. Arktur gehört zu den zehn hellsten Sternen. Er markiert das eine Eck des Frühlingsd­reiecks, zu dem noch Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau gehören. Das Frühlingsd­reieck besetzt nun den Südhimmel. Südlich der Jungfrau stößt man auf das

Sternentra­pez des Raben. Der Rabe ist ein kleines, aber gut einprägsam­es Sternbild. Im Nordosten wiederum strahlt die blau-weiße Wega im Sternbild Leier. Mit Arktur gehört Wega zu den beiden hellsten Sternen des Nordhimmel­s.

Neben Bootes fällt ein kleiner Halbkreis von Sternen auf. Er ist gut zu erkennen, auch wenn seine Sterne nicht besonders hell sind. Er markiert das antike Sternbild Nördliche Krone, lateinisch Corona Borealis. Der Sage nach handelt es sich um die Juwelenkro­ne der Ariadne, Tochter des Königs Minos von Kreta, die sie bei ihrer Hochzeit mit Dionysios trug.

Der etwas hellere Stern in der Mitte der Krone heißt Gemma, der Edelstein. Gemma strahlt ein blauweißes Licht aus und ist hundertmal leuchtkräf­tiger als unsere Sonne. Mit 10.000 Grad Oberfläche­ntemperatu­r ist Gemma auch deutlich heißer als unsere Sonne mit 5510 Grad. Sie leuchtet hundertmal heller als unsere Sonne. Das Licht von Gemma ist 75 Jahre zur Erde unterwegs.

Der abendliche Sternenhim­mel zeigt sich in diesem Mai ohne helle Planeten. Venus eilt am Taghimmel der Sonne nach und wird sie Anfang Juni überholen. Im August erscheint sie dann am Abendhimme­l und bleibt über das Jahresende Abendstern. Zu Silvester wird sie zu einem auffällige­n Gestirn am frühen Abend.

Mars erscheint im letzten Maidrittel am Morgenhimm­el. Ab 20. kann der Rote Planet in der beginnende­n Morgendämm­erung am Osthimmel aufgespürt werden. Auch Saturn im Wassermann ist Planet am Morgenhimm­el. Der abnehmende Halbmond begegnet dem Ringplanet­en am 31. Mai – ein netter Himmelsanb­lick tief am

Südosthimm­el gegen 3.30 Uhr morgens.

Jupiter steht am 18. Mai in Konjunktio­n mit der Sonne und bleibt nachts unbeobacht­bar unter dem Horizont. Auch nach dem flinken Merkur wird man vergeblich Ausschau halten.

Zu Monatsbegi­nn sieht man den abnehmende­n Halbmond am Morgenhimm­el. Am 5. kommt der Mond mit 363 163 Kilometer in Erdnähe. Drei Tage später, am 8. wird um 5.22 Uhr die Neumondpos­ition erreicht. Der zunehmende Halbmond kann am 15. im Frühlingss­ternbild Löwe nahe dem Königsster­n Regulus gesehen werden. Zwei Tage später passiert er mit 404 640 Kilometer seinen erdfernste­n Bahnpunkt. Am 23. tritt um 15.53 Uhr die Vollmondph­ase ein, wobei der hell leuchtende Mond im Sternbild der Waage steht. Ende Mai sieht man dann abermals den abnehmende­n Halbmond am Morgenhimm­el.

Die Sonne strebt dem Gipfelpunk­t ihrer Jahresbahn entgegen, den sie im nächsten Monat erreicht. Ihre Mittagshöh­en nehmen um sieben Grad zu. Die Tageslänge wächst in Hamburg um eine Stunde und 35 Minuten, in München um eine Stunde und 15 Minuten. (Hans-Ulrich Keller, dpa)

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Grafik: dpa Himmelsanb­lick gegen 3.30 Uhr morgens: Tief am Südosthimm­el steht der Saturn, an dem der abnehmende Halbmond am 31. Mai vorbeizieh­t.

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