Solardach und Kühlschrank flüstern in 5Gsprech
„National 5G Energy Hub“in Dresden gegründet
DRESDEN. „Die Energiewende funktioniert nicht ohne Kommunikation“, ist Mobilfunk-experte Prof. Frank Fitzek von der Technischen Universität Dresden (TUD) überzeugt. Denn statt großer Kraftwerke auf der einen und Standardverbraucher auf der anderen Seite führt die deutsche Energiewende zu einer Dezentralisierung des Energiesektors – vielen kleinen Erzeugern und Verbrauchern, die heute eher schlecht als recht aufeinander abgestimmt sind. Deshalb haben Fitzek sowie weitere Forscher und Industriepartner gestern in Dresden das „National 5G Energy Hub“(n5geh) gegründet.
Gemeinsam wollen sie den Energiesektor und vor allem die Gebäude-energietechnik durch den Mobilfunk der 5. Generation (5G) vernetzen und auf eine neue technologische Stufe heben. Auch die Stromrechnungen in Wohnhäusern und Büros könnten dadurch schrumpfen. Auf Dresden fiel die Standortwahl, weil die hiesige Uni mit führend in den Forschungsfeldern 5G und Energiesysteme ist. Zudem ist in Dresden-johannstadt ohnehin ein Smart-city-modellversuch geplant, in dem Energiesysteme vernetzt werden.
Wissenschaftler der TUD und der „Rheinisch-westfälischen Technischen Hoch- schule (RWTH) Aachen leiten den – frei übersetzt – „nationalen Forschungsknoten für den 5G-einsatz im Energiesektor“. Mit an Bord sind Technologie- und Energiekonzerne wie Ericsson, die Deutsche Telekom, Eon, Techem sowie die Stadt Dresden. Sie wollen Solaranlagen, Klein-kraftwerke, Wärmepumpen, Heizungen, Kühlschränke und all die anderen kleinen und großen Energieerzeuger und -verbraucher intelligent vernetzen: durch spezielle Computerprogramme, Rechnerwolken-dienste (Clouds), sparsame 5G-sender, neuartige Regler und Sensoren sowie innovative Verschlüsselungstechniken. In den so gesponnenen 5G-netzen sollen die Maschinen im Hintergrund selbstständig aushandeln, welche Energieart gerade wo produziert und gebraucht wird.
Einen wesentlichen Teil der 4,5 Millionen Euro, die die Forscher in der ersten Phase bis 2020 verwenden können, rückt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) heraus. Den Rest finanzieren die Industriepartner. Denn die Wirtschaft erhofft sich viel vom 5G-funk. Konkret gesagt: über 530 Milliarden Euro. Auf diese Summe hat eine Ericsson-studie die zusätzlichen Umsätze beziffert, die sich weltweit durch neue 5G-anwendungen bis 2026 erzielen lassen. Gegenüber bisherigen Mobilfunk-umsätzen wären das 36 Prozent mehr. Dies stachelt den Forschungswillen der Konzerne an – und die Bereitschaft, in Kooperationen wie mit der TUD und RWTH Geld hineinzupumpen.
Denn 5G wird nicht nur schneller sein als der heutige Lte-datentransfer auf dem Handy. Er soll auch sehr flexibel und reaktionsschnell sein und neben Menschen auch Millionen Geräte im „Internet der Dinge“miteinander vernetzen. Die ersten 5G-netze fahren in diesem Jahr in Korea, Japan, China und in Nordamerika hoch. Westeuropa folgt 2019, die Deutsche Telekom 2020. Erste deutsche 5G-testnetze sind aber bereits online gegangen. „Wenn sie den Finger befeuchten und in die Dresdner Luft halten, spüren Sie schon die ersten 5G-wellen“, scherzte Fitzek. „Wir haben zwar noch nicht die richtigen Frequenzen, aber die bekommen wir 2019.“