Drewag und Enso werden am 1. Januar zum Energieriesen
Die Versorgungsunternehmen Drewag und Enso fusionieren zur Sachsenenergie. Es entsteht der größte Regionalversorger Ostdeutschlands.
Dresden. Die Versorgungsunternehmen Drewag und Enso fusionieren zum 1. Januar 2021 zum größten Regionalversorger Ostdeutschlands. Der Konzern wird „Sachsen Energie“heißen und maßgeblich helfen, die Energiewende zu bezahlen und Steuern zu sparen.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sprach am Freitag von der „wichtigsten Pressekonferenz“des Jahres: Die regionalen Versorgungsunternehmen Stadtwerke Dresden Gmbh (Drewag) und Energie Sachsen Ost AG (Enso) fusionieren zu einem Konzern. Hilbert, Drewag-geschäftsführer Frank Brinkmann und der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU), Vorsitzender der kommunalen Ensoanteilseigner (KBO), erklärten die Details der Fusion.
▶ Warum kommt der Zusammenschluss?
Drei Gründe: Erstens überleben in der Energiewirtschaft nur große Verbünde. Zweitens schmälern regulatorische Eingriffe der Bundespolitik auf dem Energiesektor die Ergebnisse der Unternehmen. Gewinnverluste von fast 40 Millionen Euro pro Jahr sind ab 2023/2024 zu befürchten. Drittens ist die Energiewende eine Herausforderung, die nur ein großer Verbund bewältigen kann.
▶ Welche Kenngrößen haben die beiden Unternehmen?
Die Drewag macht 1,3 Milliarden Euro Umsatz und hat im vergangenen Jahr 45,6 Millionen Euro Dividende an ihre Anteilseigner ausgeschüttet. 1600 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen, das 13,7 Millionen Euro Gewerbesteuer zahlt. Die Enso verzeichnet 1,2 Milliarden Euro Umsatz und hat 30 Millionen Euro Dividende 2019 ausgeschüttet. 1600 Mitarbeiter arbeiten bei der Enso, die 10,5 Millionen Euro Gewerbesteuer zahlt.
▶ Wie soll der neue Konzern heißen?
Sachsenenergie AG. Das verdeutlicht den Anspruch des Unternehmens, das mit rund 3300 Mitarbeitern und über 2,6 Milliarden Euro Umsatz der viertgrößte Regionalversorger Deutschlands und der größte Ostdeutschlands wird.
▶ Was wird jetzt aus Drewag und Enso?
„Die Marken bleiben bestehen“, sagt Brinkmann. Die Dresdner werden also weiter ihren Strom von der Drewag beziehen und die Bewohner der Region von der Enso.
▶ Was bringt die Fusion für die Dresdner?
Der Gewinn der Enso wird nicht mehr voll besteuert, weil der städtische Konzern Technische Werke Dresden (TWD) als Dach der Sachsen Energie die Enso-millionen mit seinen Verlusten gegenrechnen kann. Die TWD gleichen die Verluste des Öffentlichen Personennahverkehrs in Dresden aus und finanzieren die Städtische Bäder Gmbh. Die Dresdner Verkehrsbetriebe erwarten in diesem Jahr einen Zuschussbedarf
von 63,5 Millionen Euro, das sind 16 Millionen Euro mehr als erwartet. Diese Summe und künftige hohe Zuschüsse kann nur der Konzern stemmen.
▶ Wie hoch fällt der Steuervorteil aus?
Brinkmann rechnet mit wirtschaftlichen Vorteilen von 29 Millionen Euro, die ihrerseits aber noch versteuert werden müssen.
▶ Finanziert jetzt das Umland Dresden mit?
Nein. Die Kommunen im Umland erhalten ihren Anteil am Gewinn. Dieser ist genau festgeschrieben.
▶ Wie sind die Anteile der Sachsen Energie verteilt?
Dresden hält 83,2 Prozent, die kommunalen Enso-eigentümer erhalten 15 Prozent plus 1,3 Prozent geliehene Anteile und 16 kommunale Einzelaktionäre 1,4 Prozent. Die kommunalen Enso-eigentümer hielten 25,5 Prozent der Enso-anteile. Damit sie auf 15 Prozent beim neuen Konzern kommen, müssen sie bei der Landeshauptstadt Dresden für rund 39 Millionen Euro Anteile zukaufen, erklärte Ruckh.
▶ Gehen Arbeitsplätze durch die Fusion verloren?
Nein, sagt Hilbert. Ziel sei es gewesen, die Wertschöpfung in der Region zu belassen und die Arbeitsplätze zu erhalten.
▶ Wann soll die Fusion vollzogen werden?
Zum 1. Januar 2021. Enso und Drewag haben schon seit gut zwei Jahren die Voraussetzungen für den Zusammenschluss geschaffen.
▶ Was muss die Kommunalpolitik entscheiden?
In Dresden muss der Stadtrat der Fusion zustimmen. Dazu ist am 10. November eine Sondersitzung geplant. Die Gesellschafterversammlung der KBO trifft sich am 24. November. Ein Selbstläufer wird der Fusionsbeschluss nicht. In der Vergangenheit war die Zusammenarbeit zwischen Dresden und den Kommunen in Ostsachsen mitunter etwas schwierig. „Da gibt es Verletzungen“, weiß Hilbert.
▶ Wie bewertet die Politik die Fusion?
Linke-fraktionsvorsitzender André Schollbach war voll des Lobes: „Eine der wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte des Stadtrates der Landeshauptstadt Dresden steht bevor. Mit der Fusion der beiden Versorger Enso und Drewag zur Sachsenenergie AG wird in öffentlicher Hand ein bedeutendes Unternehmen mit erheblicher Wirtschaftskraft entstehen. Dies ist der Höhepunkt des von uns seit mehreren Jahren vorangetriebenen Kurses der Rekommunalisierung und der Stärkung des öffentlichen Sektors.“
Eine der wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte des Stadtrates der Landeshauptstadt Dresden steht bevor.
André Schollbach Linke-fraktionsvorsitzender