Tausende fliehen aus Berg-karabach
Mindestens 633 Armenier sterben bei Gefechten mit Aserbaidschan – Auch Zivilisten unter den Opfern
Eriwan. Die Südkaukasusrepublik Armenien verzeichnet bei den Gefechten mit Aserbaidschan um die Konfliktregion Berg-karabach immer höhere Verluste. Die Zahl der getöteten Soldaten stieg um 29 auf 633, wie das Verteidigungsministerium in der armenischen Hauptstadt Eriwan am Freitag mitteilte. Getötet worden seien bisher auch 33 Zivilisten. Die Behörden in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku machten keine Angaben zu Toten bei den Streitkräften. Bei armenischen Angriffen seien seit Beginn der Kämpfe am 27. September insgesamt 47 Zivilisten getöteten worden, hieß es.
Armenische Behörden gehen anhand von Bildaufnahmen von der Frontlinie von Hunderten getöteten aserbaidschanischen Soldaten aus. Am vergangenen Samstag war unter Vermittlung Moskaus eine Waffenruhe zwischen Baku und Eriwan vereinbart worden. Diese sollte auch zur Bergung getöteter Soldaten dienen. Allerdings wurde die Übereinkunft schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen. Beide Seiten warfen sich auch am Freitag wieder den Beschuss ihrer Stellungen vor.
Aus der mehrheitlich von christlichen Karabach-armeniern bewohnten Bergregion sind inzwischen Tausende Menschen vor aserbaidschanischen Angriffen ins armenisches Kernland geflohen. Die deutsche Solidaritätsaktion Renovabis informierte unter Berufung auf Projektkräfte in der Krisenregion über eine „humanitäre Katastrophe“und die Vernichtung christlicher Kirchen. Demnach leistete das Osteuropa-hilfswerk der katholischen Kirche eine Soforthilfe von 30 000 Euro für Familien in Not.
Die beiden Ex-sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region. Berg-karabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamischen Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Die Türkei steht in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans, während Armenien Russland als Schutzmacht sieht.