Ausgeträumt
Karls Erdbeerhof wollte nach Bannewitz und 13 Millionen Euro in einen Freizeitpark investieren. Warum das Projekt gescheitert ist.
Christoph Fröse, der Bannewitzer Bürgermeister, hat keine Mühen gescheut, um Karls Erdbeerhof in seine Gemeinde am Dresdner Stadtrand und damit nicht nur eine Attraktion, sondern Arbeitsplätze und Gewerbesteuer nach Bannewitz zu holen.
Er nahm Karls Erdbeerhof an der Ostsee selbst in Augenschein, knüpfte persönliche Kontakte zum Inhaber Robert Dahl und rührte die Werbetrommel für eine Investition in Bannewitz. Informationstour für Gemeindevertreter zu „Karls“bei Berlin Fröse organisierte eine Fahrt nach Berlin, damit sich seine sehr kritischen Gemeinderäte vor Ort ein Bild machen können, was es bedeuten würde, wenn Karls 13 Millionen Euro in Bannewitz investiert. Sie hatten sogar Gelegenheit, den Bürgermeister der Gemeinde Elstal, wo Karls ein Erdbeerdorf betreibt, nach den dort gemachten Erfahrungen zu fragen.
Die Enttäuschung beim Bürgermeister ist groß
Zu Fasching warf sich der Bannewitzer Bürgermeister gar in ein Kostüm von Erdbeerbär Karlchen, um die Bannewitzer für das Vorhaben zu begeistern. Am Ende hat es nichts genutzt. Karls Erdbeerhof – bzw. Erlebnisdorf wie es jetzt heißt – geht nach Döbeln (DNN berichteten).
Die Enttäuschung ist dem Bannewitzer Bürgermeister im Dnn-gespräch anzumerken. „Ich bin traurig, denn ich habe viel Kraft investiert“, gibt er zu. Aber er nimmt es trotzdem sportlich. „Immerhin kommt Karls Erlebnisdorf nach Sachsen, auch wenn es 50 Kilometer von uns weg ist“, sagt er. Er wolle auf jeden Fall mit dem Döbelner Bürgermeister in Kontakt bleiben und ihn gegebenenfalls unterstützen.
„Fakt ist, Döbeln war Plan B. Robert Dahl wollte nach Bannewitz, hat bis zuletzt zu seinem Wort, das er uns gegeben hat, gestanden“, betont Fröse. Gescheitert sei das Projekt, weil einer der beiden Grundeigentümer sein Land an der B170 – gegenüber vom Schloss Nöthnitz – nicht an Dahl verkaufen wollte. „Ein ortsansässiger Betrieb war bereit“, sagt Christoph Fröse nur und will nicht näher ins Detail gehen. Bekannt ist aber, dass es um Grundstücke der Dresdner Vorgebirgs Agrar AG und eines Privatmanns ging. Das „Karls“-projekt sahen viele Gemeindevertreter kritisch „Wer weiß, wozu es gut ist, wie es jetzt gekommen ist“, gibt sich Christoph Fröse (parteilos) pragmatisch. Denn nicht alle Gemeindevertreter standen hinter dem Projekt. Sie vermissten ein Verkehrskonzept, sahen die Versiegelung von Ackerland kritisch, befürchteten negative Auswirkungen auf die Frischluftschneise zwischen Boderitz und Cunnersdorf.
Gebaut wird allerdings nebenan und das „zeitnah“, wie Christoph Fröse sagt, im Bannewitzer Ortsteil Hänichen. Der Konsum hat dort schon vor geraumer Zeit das Areal, auf dem sich der Landhandel befand, erworben und will einen 800 Quadratmeter großen Konsummarkt errichten. Eigentlich sollten Kunden schon zu Pfingsten dort einkaufen können. So sei die Nahversorgung gesichert sagt der Bannewitzer Bürgermeister mit Blick darauf, dass es noch nicht klar ist, wie es mit dem Real-markt in Bannewitz weitergeht.