Warten auf den Segen
Gleichgeschlechtliche Ehe bleibt in der katholische Kirche noch immer verboten – zumindest offiziell
München. Auf dem Papier ist es ganz einfach: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind in der katholischen Kirche nichts für den Traualtar. Selbst Segnungen schwuler und lesbischer Paare sind verboten. Doch diese absolute Haltung lässt sich immer schwerer durchhalten – selbst für die katholische Kirche.
Gläubige Homosexuelle fordern schon lange den kirchlichen Segen für ihre Partnerschaften und damit die offizielle Anerkennung dessen, was es im Verborgenen längst gibt. „Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass es solche Feiern eigentlich schon lange Zeit und im Grunde überall gibt“, sagt Thomas Pöschl, Vorstandsmitglied der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HUK) in Nürnberg.
Er selbst und sein Partner seien schon vor 17 Jahren in einem katholischen Gottesdienst gesegnet worden. Wie viele dieser heimlichen Segnungen es pro Jahr in etwa gibt, ist naturgemäß nicht erfasst. Noch in diesem Monat soll aber ein Buch auf den Markt kommen, das eine gewisse Bestandsaufnahme bieten will. „Paare.riten.kirche“heißt es. Der Untertitel: „Wenn eine katholische Trauung nicht möglich ist: liturgische Beispiele gesammelt und kommentiert“. Dass sich alles im Verborgenen abspielen müsse, sei weder wünschenswert noch zeitgemäß. „Die Menschen, die es sich wünschen und zur katholischen Kirche kommen, brauchen jetzt eine Lösung“, betont Pöschl. „Die Kirche kann denen nicht sagen: Kommt in 70 Jahren wieder.“
Wie kompliziert die Sache derzeit immer noch ist, musste unlängst Schlagerstar Patrick Lindner feststellen, der sich in der vergangenen Woche den Unmut konservativer Katholiken zuzog. Ihnen missfiel, dass Lindner und sein langjähriger Lebensgefährte ihre Eheringe nach ihrer standesamtlichen Trauung von dem liberalen Priester Rainer Maria Schießler in einem katholischen Gottesdienst im Münchner Glockenbachviertel segnen ließen.
„Man hat nichts gemacht, was nicht erlaubt ist. Ich würde nie eine rote Linie überschreiten“, sagt Schießler. Er habe die Ringe gesegnet und auch „ein Segensgebet über die ganze Gemeinde gesprochen. Das kriegen sie bei mir und das kriegen sie auch beim Papst, der gesagt hat: Jeder, der zu mir kommt, wird gesegnet“. Es erfülle ihn nach wie vor mit „Erschrecken, mit welch’ einer Härte manche Leute urteilen“. Schwule und lesbische Katholiken hätten es nicht leicht. „Was das für ein schwieriger Weg ist, den diese Menschen gehen“, sagt Schießler. „Die wollen nur ein gutes Wort.“Und es sei die Aufgabe der Kirche, diesem Wunsch nachzukommen: „Wir haben einen Auftrag. Und das ist, Menschen zu begleiten und nicht, über sie zu richten.“