mal lesen
martina sulner
Lydia Davis: Es ist, wie’s ist. Peinlichkeiten und Demütigungen, aber auch intensive, skurrile Erlebnisse: In ihren Kurz- und Kürzestgeschichten erfasst die Us-amerikanerin Momente, die die Figuren prägen – und dem Leser lange nicht aus dem Kopf gehen. Schon in ihrem Debüt von 1976, jetzt auf Deutsch erschienen, macht Davis das bewunderungswert.
Andreas Schäfer: Das Gartenzimmer. „Kleinod der Vormoderne, Baujahr 1909“: Schäfer erzählt von einer Berliner Villa, dem Architekten (angelehnt wohl an Architekturstar Ludwig Mies van der Rohe), deren Bewohnern – und letztlich einem Jahrhundert deutscher Geschichte. Dessen furchtbarsten Jahre sind noch immer im Haus spürbar.
Annie Ernaux: Die Scham. Zwölf Jahre ist Ernaux, als sie begreift: Es gibt ein Leben außerhalb der Konventionen ihrer Familie. Schmerzhaft empfindet sie, dass sie, das Kind aus kleinen Verhältnissen, keinen Zugang zum Leben der Mitschülerinnen auf der Privatschule hat. Ja, sie fühlt sich dieser gutbürgerlichen Welt nicht würdig. Akribisch beschreibt die Französin jene Zeit und die anhaltende Scham, nicht dazuzugehören.