Wechsel nach Dresden
Warum eine Hessin in Sachsen studieren will.
Ihre Koffer hat Sophia Fernandez noch nicht gepackt. Das mache sie kurz vor knapp, sagt die 21-Jährige. Doch eigentlich ist es an der Zeit, schließlich steht ihr Umzug nach Dresden bald bevor. Noch kennt die junge Frau nicht allzu viel von der Elbmetropole. Das ändert sich Ende Oktober: Dann nämlich darf sich die gebürtige Hessin eine Dresdnerin nennen.
An der Technischen Universität will Sophia Grundschullehramt studieren. „Ich möchte mit Kindern arbeiten“, sagt sie. Zuletzt hat sie knapp zwei Jahre in Mainz gewohnt, studiert und gearbeitet. Von Soziologie wechselte sie alsbald in den Fachbereich Erziehungswissenschaften.
Zufrieden war die Studentin aber nicht, hatte kein klares Ziel vor Augen. Das soll sich nun ändern. „Ich habe eine klare Vorstellung von dem Job, den ich später machen will.“Immerhin sei sie selbst als Kind in der Schule gewesen, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Nur einmal war Sophia bis jetzt in Dresden. „Ich habe das klassische Touri-programm durchgemacht, sprich die Altstadt und die Elbwiesen gesehen.“Außerdem streifte sie bereits damals durch den Szenekiez Neustadt – in Kürze ihr neues Zuhause.
Die Wohnung in der Jordanstraße hat sie sofort überzeugt: „Hier bin ich einfach mittendrin“, sagt die Studentin. Gefunden hat sie ihre Dresdner Bleibe über die Internetplattform „WG gesucht“. Nachdem sie sich durch mehrere Anzeigen geklickt hatte, besichtigte sie mit Hilfe von Skype drei WGS online.
Nicht nur die Lage, auch die Wgkonstellation und ihre Mitbewohner gefallen ihr sehr gut. „Wir sind zwei Mädchen und zwei Jungs und alles keine Spießer“, so die Studentin.
Neben Dresden hatte sich Sophia noch an zwei weiteren Universitäten beworben – in Frankfurt und Leipzig. Frankfurt war ihr dann doch zu nah, „ich merkte, ich muss weiter weg.“In Leipzig passte ihr die Uni nicht. Nun also Dresden: „Hier gefällt mir auch der Aufbau des Studiums besser.“
Zum einen gebe es relativ viele Fächerkombinationen, zum anderen sei das Studium mit viel Praxis verbunden. Sophia wählte als Hauptfach Deutsch, dazu Sachkunde und Mathe. Im Nebenfach entschied sie sich für Kunst.
Nicht nur die Lehre war ausschlaggebend für ihre Wahl. Auch vom Studentenleben in Dresden erwartet sie viel – besonders in den Nächten: „In Dresden gibt es gute Clubs und eine starke Open-airparty-szene.“
Ob sie das alles so von Anfang an genießen kann, bleibt aber fraglich – Stichwort Corona. „Aber ich studiere vier Jahre in Dresden und hoffe, dass sich die Zustände irgendwann normalisieren.“Doch auch sonst hat Sophia einiges im Blick: Sei es Wandern in der Sächsischen Schweiz, Klettern – oder verschiedene Sportangebote. „Ich spiele Handball und möchte das hier auf jeden Fall weitermachen“, sagt sie.
Etwas kritischer blickt die Hessin auf den Semesterstart. „Die Art und Weise zu studieren, wie ich es kenne, ist grad nicht möglich“, sagt sie. Wie viele andere auch startet Sophia in einem sogenannten Hybridmodus. Heißt: „Meine Vorlesungen finden komplett online statt, Seminare, Übungen und Tutoren habe ich aber an meinem Fachbereich.“
Bereits beim Wählen ihrer Kurse hatte die Studentin Probleme. „Die Infoveranstaltungen zum Thema Stundenplan sind erst super spät. Bis dahin muss ich schon einen Großteil gewählt haben“, sagt sie. Eigeninitiative war also gefordert – an einer neuen Uni in einer fremden Stadt noch dazu alles gar nicht so leicht.
Auch habe sie Sorge, keine Kommilitonen kennzulernen und somit den sozialen Anschluss an der Uni und in der Stadt zu verlieren. „Deswegen ist meine WG ein großer Pluspunkt“, sagt Sophia.
Trotz Vorfreude auf ihren Neuanfang, einfach wird der Abschied aus Mainz nicht. „Es ist ein komisches Gefühl, wenn mir meine Freunde jetzt schon alles Gute für die Zukunft wünschen“, erklärt Sophia. Doch bevor es dann endgültig soweit ist, muss die junge Studentin tatsächlich erst einmal ihre Koffer packen.