„Wir wollen Persönlichkeiten erziehen“
Der Chefdirigent ist jetzt Honorarprofessor der Dresdner Musikhochschule.
Es hat schon etwas für sich, wenn der Rektor einer Musikhochschule ein bühnenerfahrener Künstler ist. Axel Köhler hielt am Freitag bei der Ernennung von Christian Thielemann zum Honorarprofessor der Dresdner Musikhochschule keine trockene Rede, sondern con fuoco eine rhetorische Glanzleistung. Seit seiner „Freischütz“-inszenierung in der Semperoper wusste er um die musikalische Besessenheit von Christian Thielemann, dem Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle. Mit seinem Hochschulamt wollte Köhler sofort an die Bemühungen seines Vorgängers Ekkehard Klemm anknüpfen: „Er muss Professor werden, damit wir wenigstens etwas von seiner Exzellenz abschöpfen.“
Als Leiter der Dirigentenausbildung konnte dem Ekkehard Klemm nur beipflichten: „Wenn man als Musikhochschule einen Dirigenten wie Christian Thielemann in der Stadt hat, muss man alles dafür tun, um diesen Menschen an die Hochschule zu kriegen. Weil der einer der weltbesten und interessantesten Dirigenten ist. Ich hoffe da auf einen fruchtbaren Austausch in jeder Richtung.“
Davon ist auch der studentische Nachwuchs schon jetzt überzeugt. Der 21-jährige Dirigierstudent Tim Fluch etwa, der beim Festakt Wagners „Siegfried-idyll“dirigierte, ausgerechnet vor dem Wagner-experten schlechthin. „Wenn man weiß, hinter einem sitzt Herr Thielemann, der das Werk so oft dirigiert hat, da steigt schon das Lampenfieber.“Tim Fluch wird einer der ersten sein, die künftig vom Honorarprofessor Christian Thielemann im Dirigierstudium unterwiesen werden. Seinen Berufswunsch trägt er tatsächlich schon seit früher Kindheit mit sich: „Seit ich neun oder zehn Jahre alt war. Das ging schon im Kinderchor der Staatsoper Berlin bei mir los. Ich fand den ganzen Opernbereich und den Orchesterklang sehr faszinierend, deswegen habe ich mich deswegen entschieden, den Dirigentenberuf zu wählen.“
Von der künftigen Zusammenarbeit mit Thielemann verspricht sich der junge Mann viel: „Wir wissen alle noch nicht, was uns genau erwartet, welche Kurse er gibt. Aber wir freuen uns, von diesem Dirigenten lernen zu können und von seinem riesigen Erfahrungsschatz profitieren zu können.“
Von einem Glücksfall sprach auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der Thielemann viel Erfolg für das neue Amt wünschte. Als Vorsitzender des Hochschulrates verwies Christoph Hollenders in seiner Laudatio unter anderem auch darauf, dass Christian Thielemann sein ihm zustehendes Honorar der Hochschule spenden werde. Darüber hinaus war diese Rede mit so absichtsvoll wie zielsicher gesetzten Fettnäpfchen gewürzt, die das Publikum im Konzertsaal der Musikhochschule mindestens ebenso gut unterhalten haben wie die Preziosen der musizierenden Studiosi, die von Operette und Oper bis hin zu Klaviersolo und Orchesterstück ein „thielemanneskes“Klangspektrum geboten haben.
Der frischgebackene Honorarprofessor erinnerte sich eigener Unterrichtsstunden und versprach resümierend: „Es geht ja nicht darum, jungen Musikern zu sagen, so und so wird das jetzt gemacht. Das ist doch das Falscheste, was man machen kann. Sondern ihnen die Freiheit zu geben, das können sie so spielen und so spielen. Sie sollen mich überzeugen. Denn wir wollen ja Persönlichkeiten erziehen und keine Kopien haben. Eine Kopie ist was Grässliches.“Ein deutlicher Appell an seine künftigen Studiosi: „Bringt so weit wie möglich eure eigenen Ideen ein und wagt was.