Hosiner schießt mit Glück Dynamo zum Sieg
Trotz langer Überzahl taten sich die Dresdner beim VFB Lübeck schwer, schafften aber ein 1:0.
Dresden. Noch nicht lange her sind die Zeiten, als sich die Dynamofans auch mal einen „dreckigen Sieg“wünschten, der drei nicht verdiente Punkte mit sich bringt. Spätestens jetzt können die Schwarz-gelben so einen für sich verbuchen. „Wir sind froh über diesen Arbeitssieg. Großen Respekt vor der kämpferischen Leistung von Lübeck, davor ziehe ich den Hut. Sie haben uns mehr als alles abverlangt und am Ende haben wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite gehabt“, musste Dynamo Dresdens Cheftrainer Markus Kauczinski nach dem 1:0-Auswärtssieg beim VFB Lübeck eingestehen.
Dabei war die spielentscheidende Szene nicht etwa Philipp Hosiners Treffer zum 1:0 (67.), sondern genau eine gespielte Stunde davor. Die entschlossen agierende Heimelf von Trainer Rolf Landerl war im Vorwärtsgang, als Ryan Malone mit viel zu hohem Bein durchzog. „Er trifft mich am Kopf, und das ziemlich doll. Danach gehe ich zu Boden“, erinnerte sich Paul Will an die Situation, nach der Schiedsrichter Max Burda dem Lübecker die Rote Karte zeigte (7.). Das war eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Die 1860 Zuschauer im Dietrich-scholze-stadion an der Lohmühle waren danach allerdings absolut außer sich.
Und der VFB musste seither in Unterzahl agieren. Doch wer dachte, dass dies den in weinrot-weißer Auswärtskluft aufgelaufenen Gästen in die Karten spielt, irrte. Denn Lübeck setzte vorn zwar weiter Nadelstiche, zog sich notgedrungenermaßen aber etwas weiter zurück. Dadurch wurden die Räume noch enger. Hinzu kam, dass „auf einem unfassbar beschissenen Fußballplatz“(O-ton Chris Löwe) gespielt wurde, der vom Regen aufgeweicht war. Eine halbe Stunde brauchte die SGD bis zur ersten echten Torchance und hatte wenig später enorm Dusel, als Pascal Steinwender mit seinem Schuss die Latte traf (38.).
„Man muss bessere Lösungen finden und ein bisschen mehr Überzeugung auch vorm Tor reinbringen. Alles in Tornähe war nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, fand Markus Kauczinski kritische Worte für das Auftreten seiner Elf. Doch Linksverteidiger Chris Löwe hatte durchaus auch einen positiven Aspekt ausgemacht: „Du musst nicht in der ersten Halbzeit 4:0 führen. Wir müssen hier mitnehmen, dass wir immer wieder geduldig bleiben. Und wenn es nicht geht, spielen wir eben noch mal hinten rum und gucken dann, ob mal eine Lücke aufgeht. Heute gab es die eine Lücke.“
Sie tat sich allerdings erst Mitte der zweiten Halbzeit auf. Kurz zuvor kam der eingewechselte Rückkehrer Marvin Stefaniak zum Saisondebüt. „Wäre ich bei einem 3:0 reingekommen, wäre es einfacher für mich gewesen, aber so konnte ich gleich mal an meine Grenze gehen“, erklärte Stefaniak im Anschluss. Bei dem Doppelwechsel in Minute 63 war mit Christoph Daferner zudem ein zweiter Stürmer ins Spiel gekommen. Und sofort wurde es vorn gefährlicher. Daferner war es dann auch, der vier Minuten nach seiner Einwechslung die Vorlage zu Hosiners Tor des Tages gab. Der erste Saisontreffer des Österreichers war nach zwei 0:1-Pleiten an der Lohmühle, die über zehn Jahre zurückliegen, zugleich das erste Tor, das Dynamo bei den Lübeckern gelang.
Wie das Tor fiel, war sinnbildlich für das Dresdner Spiel: mit einer Portion Glück. Vfb-torwart Lukas Raeder war dran am Ball, der über ihn hinweg in die Maschen trudelte. Hosiner war’s egal: „Das war ein Tor, das du dir als Stürmer auch einfach mal erarbeiten musst, das ich mir auch aufgrund der letzten Wochen verdient habe“, so der Torjäger, der vor einer Woche gegen Magdeburg noch erfolglos geblieben war.
Danach in Überzahl die Zeit locker runterzuspielen, sollte für die SGD ein Wunschtraum bleiben. Lübecks Yannick Deichmann vergab in der 84. Minute die Riesenchance zum Ausgleich, als er freistehend aus kurzer Distanz den Ball am Tor vorbeischoss. So musste Dynamo bis zur letzten Sekunde zittern – angesichts der langen Überzahl, die der Favorit beim Aufsteiger genoss, war das keine Glanzleistung.
Dennoch steht bei den minimalistischen Dresdnern am Ende bereits der dritte 1:0-Sieg in dieser Saison zu Buche. Aus nur vier Saisontoren machten sie zehn Punkte und schoben sich vor auf Tabellenplatz vier in der 3. Liga. Sie liegen nur einen Zähler hinter Spitzenreiter TSV 1860 München in Lauerstellung – und auf Kurs. Nur auf die Punkte kommt es nunmal an, egal wie das Spiel aussieht. Paul Will drückte es so aus: „Lieber steige ich am Ende mit zehn dreckigen Siegen auf, als wenn ich fünf nur schön gewonnen habe.“