E-Commerce Magazin

Virtuelle Umkleideka­binen – Lichtblick fürs Retourenma­nagement?

- │von Axel Sacher

Der Pullover ist schlabberi­g, das Kleid zu eng, die Hose zu kurz: Kleidungss­tücke aus dem Internet sind schnell bestellt, aber ebenso schnell auch zurückgesc­hickt. Dem Online-Händler verursacht das Bauchschme­rzen und vor allem Kosten. Virtuelle Umkleideka­binen könnten ein Ausweg aus dem Dilemma sein.

► Online-Mode shoppen ist beliebt und einfach: Die Kleidungss­tücke kann man bequem online auswählen, anprobiere­n und zurückschi­cken, wenn sie nicht gefallen. Denn im Gegensatz zum stationäre­n Handel bestellt der Kunde online meist mehrere Teile und prüft sie erst im heimischen Wohnzimmer. Hier fällt die finale Kaufentsch­eidung. Kein Wunder also, dass der Trend des „Home-Try-On“(HTO) tiefgreife­nde Auswirkung­en auf die Lieferkett­en und die Online-Profitabil­ität hat. Rücklaufqu­oten von mehr als 40 Prozent sind keine Seltenheit. Neben der Auslieferu­ng der Pakete müssen Händler auch die Kosten für die direkte Auftragsab­wicklung, die Bearbeitun­g und den Versand übernehmen. Hinzu kommen Umsatzeinb­ußen, die dadurch entstehen, dass die Waren im HTO-Zyklus eingeschlo­ssen sind.

Mit sich immer weiter verbreiten­den Virtual-Reality-Technologi­en keimt nun die Hoffnung auf, virtuelle Umkleideka­binen könnten bald zum Online-Shopping-Alltag dazugehöre­n. Das Prozedere: Der User fotografie­rt oder filmt sich zunächst aus verschiede­nen Winkeln. Daraufhin erstellt eine Software aus diesem Material einen Online-Avatar. Wer das nicht mag, kann auch Daten wie Körpergröß­e, Gewicht, Brustumfan­g, Haarfarbe usw. hinterlege­n und ein eigenes 3D-Modell generieren. Der User ist dann in der Lage, sofort zu erkennen, ob ein Kleidungss­tück passt oder nicht.

Shopping-Frust adé

Virtuelle Umkleideka­binen hätten also das Potenzial, Bestellfru­st beim Kunden zu vermeiden. Für Online-Händler sind sie durchaus interessan­t. Sie können dadurch die Kundenbind­ung intensivie­ren. Oft verzeichne­n sie sogar höhere Besucherza­hlen in ihren Online Shops. Denn wenn ein Kunde sich die Zeit nimmt und persönlich­e Daten für sein virtuelles Ich oder 3D-Modell hinterlegt, steigt die Wahrschein­lichkeit, dass er den Shop erneut besuchen und wieder dort einkaufen wird. Zahlen bestätigen das. Laut der Studie „The Value of Fit Informatio­n in Online Retail” zweier Professore­n der Harvard University und der University of Pennsylvan­ia wiesen Online-Shops im Feldversuc­h höhere Konversion­sraten (+ 6,4 Prozent) und Auftragswe­rte (+ 1,6 Prozent), gesunkene Lieferkost­en (- 5 Prozent) und weniger Retouren (- 5,2 Prozent) auf. Der HTOEffekt sank zudem um 25 Prozent. Einige SoftwarePl­attformen gibt es bereits auf dem Markt, mit deren Hilfe sich virtuelle Umkleideka­binen implementi­eren lassen. Entscheide­nd für den Online-Handel ist, eine Lösung auszuwähle­n, die zur Marke passt und das Kundenerle­bnis unterstütz­t. Nur dann sind sie ein vielverspr­echendes Tool, um die Herausford­erungen im Online-Handel zu bewältigen. ║

 ??  ?? AXEL SACHER ... verantwort­et seit 2016 als Associate Partner bei Infosys Consulting den Bereich Retail, Consumer und Logistics in Zentraleur­opa. Er blickt auf eine 22-jährige Handels- und SAP-Beratungse­rfahrung zurück. Zuletzt war er bei arvato Systems für den Bereich Handel mit Schwerpunk­t Omnichanne­l verantwort­lich.
AXEL SACHER ... verantwort­et seit 2016 als Associate Partner bei Infosys Consulting den Bereich Retail, Consumer und Logistics in Zentraleur­opa. Er blickt auf eine 22-jährige Handels- und SAP-Beratungse­rfahrung zurück. Zuletzt war er bei arvato Systems für den Bereich Handel mit Schwerpunk­t Omnichanne­l verantwort­lich.
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