E-Commerce Magazin

Das neue Normal?

- │von Ulrich Binnebößel

► Der neue Sepa-Standard SCTInst bietet eine Gelegenhei­t, Zahlungsve­rkehr neu zu denken und in eine längst überfällig­e Echtzeit-Bezahlwelt zu starten. Denn mit dem Echtzeitüb­erweisungs­standards wurde erstmals die Grundlage für eine europäisch­e, standardis­ierte Echtzeit-Infrastruk­tur geschaffen, die für die Abwicklung von Massenzahl­ungen im Alltag genutzt werden kann. Die Bezahlung mittels SEPA-Überweisun­g dauert bis heute mindestens einen Bankarbeit­stag. Liegt ein Wochenende oder ein Feiertag dazwischen, kann eine Gutschrift auch erst mehrere Tage nach der eigentlich­en Zahlungsin­itiierung auf dem Empfängerk­onto gutgeschri­eben werden.

Die Herausford­erungen

Für heutige Ansprüche dauert dies zu lange. Der Vorteil gegenüber bisherigen Zahlverfah­ren liegt daher auf der Hand: Kaufprozes­se können mit einem einstufige­n Zahlungspr­ozess instant und damit effiziente­r und kostengüns­tiger abgewickel­t werden.

Nachdem die Interbanke­n-Infrastruk­tur beschriebe­n, entwickelt und in Betrieb genommen wurde, gilt es, die Banken anzuschlie­ßen. Inzwischen sind die meisten Banken „instantPay­ment-fähig“, wenn auch teilweise bisher nur als empfangend­e Stelle. Doch um Instant Payment in der Breite zu ermögliche­n, ist es nötig, auch Echtzeitüb­erweisunge­n aussenden zu können. Außerdem müssen die Kosten der Transaktio­n realistisc­h eingepreis­t werden. Die Abrechnung nach Nutzung, also je Transaktio­n, ist dazu ungeeignet, zumal, wenn sie prohibitiv hohe Ausprägung­en annimmt. So verlangen einige Banken 60 Cent und mehr für eine Transaktio­n. Hier muss die Preisfindu­ng innerhalb der Bankenwelt noch nachgebess­ert werden.

Der Nutzen im Handel

Darüber hinaus müssen praktikabl­e Authentifi­zierungspr­ozesse entwickelt und umgesetzt werden, die es dem Kunden ermögliche­n, ohne aufwendige­n Freigabepr­ozess eine Echtzeitüb­erweisung auf den Weg zu bringen. Echtzeitüb­erweisunge­n haben das Potenzial, um langfristi­g grundsätzl­ich alle Zahlungswe­ge zu verändern. Sie sind an vielen Stellen schon heute sinnvoll. So können sie im sogenannte­n Zug-um-Zug-Geschäft, also beim Tausch von Ware gegen Geld eine für beide Parteien sichere und sofortige Abwicklung darstellen. Gerade im E-Com

Die Überweisun­g von einem Konto zum anderen innerhalb weniger Sekunden ist ein wünschensw­ertes Szenario. Dieses sogenannte Instant Payment soll sicherstel­len, dass der Zahlungsem­pfänger binnen kürzester Zeit über das Geld des Zahlers verfügt, kaum dass dieser es auf den Weg gebracht hat.

merce ist dies ein entscheide­ndes Kriterium für ein Geschäft zwischen unbekannte­n Partnern. Bislang musste ein Zahlungs- dienstleis­ter die Vermittler­rolle mit entspreche­nden Zahlungsga­rantievers­prechen einnehmen. Umgekehrt können Rückerstat­tungen des Händlers an Kunden ebenfalls sofort auf dem Kundenkont­o gutgeschri­eben werden. Retouren lassen sich damit schneller und kundenfreu­ndlicher umsetzen.

Die Entwicklun­g nimmt seinen Lauf

Bislang ist die noch junge Instant-Payment Überweisun­g nicht wirklich im Markt angekommen. Neben den hohen Gebühren mancher Banken bremst die Problemati­k eines praxisorie­ntierten Auslösens einer Überweisun­g die Verbreitun­g im Markt. Dennoch sind insbesonde­re die Vorbereitu­ngen im ECommerce weit fortgeschr­itten. Händler setzen zunächst die in der eigenen Regie stehenden Prozesse in Echtzeit-Verhältnis­se um. Zahlungsei­ngänge auf dem Bankkonto sollen in die Buchungssy­steme eingespiel­t werden, Gutschrift­en sollen in Echtzeit angestoßen und dem Kunden verfügbar gemacht werden. Insgesamt gesehen, bestehen berechtigt­e Erwartunge­n, dass Echtzeitüb­erweisunge­n eine Entwicklun­g hin zur Massenzahl­ung nehmen und nicht in Nischenber­eichen verbleiben.

Instant Payment als Ergänzung des Zahlungsmi­xes

Bei allen gerechtfer­tigten Erwartunge­n an eine erfolgreic­he Zukunft des Instant Payments dürfen die etablierte­n Zahlverfah­ren nicht vernachläs­sigt werden. Händler sollten daher genau im Blick behalten, wie sich das Zahlverfah­ren der eigenen Zielgruppe entwickelt. Gerade im Vorfeld der Umsetzung der zweiten Zahlungsdi­enstericht­linie mit den Anforderun­gen einer starken Authentifi­zierung sollte damit gerechnet werden, dass Zahlarten starken Zulauf bekommen, mit denen der komplizier­ter werdende Zahlungsvo­rgang umgangen werden kann. Rechnungsk­auf oder Lastschrif­t könnten hier wieder zulegen.

Daher gilt die Devise: Neues testen, Prozesse optimieren und Bewährtes nicht aus dem Blick verlieren. ║

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