„Wir freuen uns, wenn alle anderen auf bargeldloses Zahlen setzen“
Der Markt für Payment scheint momentan eine Bezahl-Lösung nach der anderen hervorzubringen. Nicht nur Apple will an dem lukrativen Geschäft in Deutschland teilhaben, sondern auch viele andere Mitbewerber. Einer dagegen setzt nicht wie alle anderen auf bargeldloses Bezahlen, sondern macht den physischen Rechnungsbegleich nun auch online verfügbar. Wie das funktioniert, hat Robert Albrecht, Head of New Business bei Paysafe, Christiane Manow-Le Ruyet, Chefredakteurin des e-commerce magazins, im Interview erklärt.
Das neue Zahlungsmittel, mit dem Online-Käufe bar bezahlt werden können, heißt Paysafecash. Bitte erklären Sie uns, wie es genau funktioniert.
// Robert Albrecht: Es ist eigentlich ganz einfach. Der Kunde shoppt wie gewohnt im Internet. Wenn er ein oder mehrere Produkte bezahlen will, klickt er auf Paysafecash, also bar bezahlen. Dann bekommt er eine E-Mail oder eine SMS mit einem Barcode zugeschickt, den er mit der Paysafe-App oder per Wallet speichern kann.
Mit dem Barcode geht er zu einer Akzeptanzstellen, und sagt, dass er mit Paysafecash bezahlen will. Der Barcode wird eingescannt und der Kunden kann den zu zahlenden Betrag bar begleichen. Hier hätte er aber auch die Möglichkeit, mit Karte zu bezahlen.
Wer wird diese Zahlmethode Ihrer Meinung nach einsetzen, wenn Online-Bezahlen doch immer einfacher wird?
// RA: Sie werden erstaunt sein, dass viele Verbraucher es bevorzugen, bar zu bezahlen. Das hat mehrere Gründe. Viele haben keinen Zugang zu Kreditkarten. Etwa der 15-Jährige, der von seiner Oma Bargeld geschenkt bekommen hat, möchte dieses gerne online ausgeben. Mit Bargeld bezahlen kann auch eine Hilfe sein, um die Kosten genau im Auge zu behalten. Der Consumer weiß genau, was er ausgegeben hat und wird nicht
am Ende des Monats überrascht. Dann gibt es aber auch noch die große Gruppe der User, die einfach ihre Finanzdaten nicht online nutzen wollen, weil sie Angst vor Hacking und Datenmissbrauch haben.
Ist Bezahlen mit Bargeld denn immer noch so verbreitet? Studien zufolge zahlen die Deutschen doch am liebsten auf Rechnung.
// RA: Laut einer Marktuntersuchung führt jeder Deutsche durchschnittlich 103 Euro in seiner Geldbörse mit. Das ist schon eine ganze Menge. Vielleicht ist es deswegen auch nicht weiter erstaunlich, dass 76 Prozent der Europäer es sich nicht vorstellen können, komplett auf Bargeld zu verzichten. In Deutschland liegt die Zahl sogar bei 84 Prozent. Bargeld hat also noch lange nicht ausgedient, ganz im Gegenteil. Viele halten Bargeldzahlungen immer noch für die sicherste Bezahlmethode.
Wie groß schätzen Sie die Zielgruppe ein, die mit Bargeld Online-Geschäfte abwickeln wird?
// RA: Wir wollen die Menschen erreichen, die keinen Zugriff auf Bankkonto oder Kreditkarten haben - europaweit etwa 130 Millionen. Das sagt aber nichts über ihren Lebensstandard aus. 87 Prozent leben schon immer im gleichen Land, sehen aber keine Notwendigkeit, eine Kreditkarte zu besitzen.
Wo gibt es Paysafecash bereits? Wann wird Paysafecash in Deutschland verfügbar sein?
// RA: Momentan sind wir bereits in 21 Ländern mit 60.000 Akzeptanzstellen aktiv. In Österreich können Sie beispielsweise in den Tabak-Trafik-Läden bar bezahlen. In Deutschland starten wir den Service im Mai.
Planen Sie zur Markteinführung von Paysafecash in Deutschland eine große Kampagne? Wie soll der Verbraucher von Ihrer Lösung erfahren?
// RA: Gerade Leute, die ihre Bank- oder Kreditkartendaten nicht im Internet hinterlegen wollen, suchen nach Alternativen. So kommen die meisten auf uns. Zudem integrieren wir unsere Lösung direkt in die Kassensysteme im Handel. Wir müssen also nicht einzelne Händler, etwa Tankstellen, Kioske oder Schreibwarengeschäfte überzeugen, sondern Paysafecash ist bereits Bestandteil in den Kassen. Unser Plan ist, bis Mitte des Jahres in 28 Ländern mit 200.000 Akzeptanzstellen vertreten zu sein. Zudem investieren wir viele Ressourcen in die Schulung der Händler, die als Akzeptanzstellen fungieren.
Welchen Vorteil hat der OnlineHändler, wenn er ihre Lösung einsetzt?
// RA: Dem Online-Händler eröffnet sich eine völlig neue Zielgruppe, die er vorher noch nicht angesprochen hat – die der Bargeldzahler. Zudem können wir Händlern, die auf Barbezahlung setzen, zu 100 Prozent versprechen, dass sie auch ihr Geld bekommen.
Wie das?
// RA: Bevor der Kunde den offenen Betrag nicht beglichen hat, schickt der Händler die Ware nicht los. Er kann dabei selbst wählen, welches Zahlungsziel er dem Kunden gewährt. Lässt eine Zahlung auf sich warten, können auch Erinnerungsmails verschickt werden.
Wie können Online-Händler Ihre Lösung in ihre Shops integrieren?
// RA: Entweder verwendet der Händler dazu die API-Schnittstelle, die auf unserer Website frei verfügbar ist. Oder, noch einfacher, er integriert die Bar-Zahlung über Plug-ins, die wir für alle gängigen Shopsysteme wie Magento, WooCommerce und weitere zur Verfügung stellen. Wir bieten aber auch eine Lösung für Kunden an, die keine technische Implementierung wünschen. Dann bekommt der Kunde eine Rechnung oder einen Überweisungsträger mit einem QR-Code. Dieser wird mit der Paysafe-App gescannt und so in einen Barcode verwandelt. Damit geht der Kunde zur Akzeptanzstelle und kann bezahlen.
Wie hoch sind die Kosten, wenn bar bezahlt wird?
// RA: Für den Verbraucher ist der Service kostenlos. Der Händler zahlt eine transaktionsbasierte Gebühr, die sich im einstelligen Prozentbereich befindet und je nach Land variiert. Die Akzeptanzstellen verdienen einen geringen einstelligen Prozentbetrag.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Payment-Markt weiterentwickeln, obwohl es so viele Bezahlmethoden gibt?
// RA: So viele Zahlarten gibt es gar nicht. Sie können mit Kreditkarte, Debitkarte, bar, per Überweisung, Rechnung oder Nachnahme bezahlen. Daran ändern auch Paypal, Googleund Apple-Pay nichts. Alles andere ist nur alter Wein in neuen Schläuchen. Viele haben aber noch nicht das Potenzial erkannt, das in Barbezahlung steckt. Wir freuen uns, wenn alle auf bargeldloses Zahlen setzen. Ich denke, es wird der Anbieter am Markt überleben, der die beste Customer Experience und den sichersten Datentransfer gewährleisten kann. Es muss eben schnell, sicher und günstig sein.
Bringen die vielen Zahlmethoden den Endverbraucher nicht durcheinander? Was raten Sie dem Online-Handel?
// RA: Ja, ganz klar, der Kunde ist zunehmend verwirrt. Der Onliner-Händler tut gut daran, seine Zielgruppe sehr gut zu kennen und zu eruieren, was sie will. Nehmen Sie beispielsweise die Genration Z. Neben Paypal lässt sie bei der Begleichung von Online-Rechnungen am liebsten ihre Eltern bezahlen. Händlern würde ich aber empfehlen, sich auf maximal fünf bis sieben Zahlmethoden zu konzentrieren, mehr nicht. Sonst wirkt das Zahlambiente schnell nicht mehr seriös. ║