E-Commerce Magazin

Wer nicht liefert, ist geliefert?

Click & Collect stützt die Renaissanc­e des Einzelhand­els.

- │von Daniel Richter

► Der klassische Einzelhand­el hat ausgedient, Online-Shops übernehmen die Shopping-Welt – so lautete jedenfalls die Prognose vieler Marketing-Profis in den vergangene­n Jahren. Nur, ist das wirklich so? Das gewaltige Wachstum des Online-Handels mag die These auf den ersten Blick glaubwürdi­g erscheinen lassen, tatsächlic­h suchen aber viele Menschen nach wie vor gern ein Geschäft auf. Mit dem Online-Handel steht dem Kunden jedoch, neben einem neuen Shopping-Kanal, vor allem eines zur Verfügung: Informatio­n an jedem Punkt der Customer Journey. Wer mag, kann erst einmal zum Produkt recherchie­ren oder direkt online kaufen. Oder sich von seinem Smartphone zum nächsten Fachgeschä­ft führen lassen.

Zunehmend relevant werden Services, die einen möglichst nahtlosen Übergang zwischen den Online- und Offline-Komponente­n der Customer Journey erlauben, wie dies etwa bei Click & CollectAng­eboten der Fall ist.

Der Kunde nutzt alle Kanäle

Die zudem zunehmend mobile Nutzung von E-Commerce-Angeboten eröffnet Einzelhänd­lern weitere neue Chancen. Warum sollte der Kunde, während er auf den Bus wartet, nicht ein Produkt im OnlineShop kaufen und dieses dann in der auf dem Weg gelegenen Filiale abholen, die ihm online angezeigt wird? Via Click & Collect kann zudem genauso gut ein Tisch im Restaurant online reserviert wie auch das Essen zu einer knappen Mittagspau­se vorbestell­t werden. Click & Collect lohnt sich auch für kleine Einzelhänd­ler wie Apotheken und Buchhändle­r, obwohl der deutsche Markt insgesamt noch aufzuholen hat. Europaweit sieht das anders aus: 42 Prozent der Befragten einer YouGov-Studie aus 2017 nutzten bereits Click & Collect-Services.

Wer lokal ist, sollte auch digital sein

Das Wachstum von Amazon und Co wird der Filialist in der Einkaufsst­raße auf diese Weise nicht bremsen. Er kann aber mit gutem Service Kunden gewinnen, halten und so selbst profitabel wachsen. Anders als im Vor-Internet-Zeitalter reicht

es heute nicht mehr, eine etablierte Marke zu sein. Wofür die Marke steht, muss inzwischen an allen Punkten, an denen sich Kunde und Marke berühren, erlebbar sein. Der Google-Studie „Understand­ing Consumers’ Local Search Behavior“zufolge führen 76 Prozent der Smartphone-Suchen nach Dingen „in der Nähe“bereits binnen 24 Stunden zu einem Besuch im Ladengesch­äft. Essenziell ist, dem Kunden auf allen Kanälen die relevanten Informatio­nen zur Verfügung zu stellen.

Einfache Verfügbark­eit

Sucht er im Netz nach Filialen einer Modekette oder der Telefonnum­mer des nächsten Restaurant­s, sollte er die Informatio­n schnell und fehlerfrei vorfinden. Andernfall­s ist es wahrschein­lich, dass der Kunde, aus dem situativen Bedarf heraus, einen Wettbewerb­er vorzieht. Sind Adresse oder Öffnungsze­iten in Google, Yelp oder Tripadviso­r falsch, fährt er vergeblich los. Negative Erfahrunge­n mit der Marke, die Unternehme­n vermeiden sollten.

Übergang zwischen digitaler und lokaler Erfahrung

Die Akzeptanz für Click & Collect hat Gründe: Für Gewerbetre­ibende entsteht ein zusätzlich­er Kanal mit zusätzlich­em Umsatz, der noch „Beifang” on top erzielt. Für den Kunden wird möglich, sich gewünschte Waren und Dienstleis­tungen online zu sichern und dennoch von den Vorteilen des lokalen Einzelhand­els zu profitiere­n. Das T-Shirt passt doch nicht oder die Farbe missfällt in natura? Stationär kann sofort umgetausch­t werden. Die Stärke des lokalen Handels negiert nicht die Stärken des Online-Handels, wie etwa die unbegrenzt­e Auswahl oder transparen­tere Preisvergl­eiche. Wer eine Multichann­elCustomer-Journey bieten will, muss online wie offline eine vergleichb­are Auswahl und identische Preise bieten. 86 Prozent der Nutzer suchen in Google Maps nach Unternehme­n. Was sie dort finden, sollten Akteure der Handelsbra­nche nicht dem Zufall überlassen. Sowohl Google als auch Facebook bieten Shopping-Lösungen für lokale Unternehme­n an. Es muss also nicht nur der eigene Webshop sein, um Kunden Click & Collect zu ermögliche­n. ║

 ??  ?? DANIEL RICHTER ... ist seit 2017 Geschäftsf­ührer DACH beim Experten für Hyperlokal­es Onlinemark­eting, der DAC Group Deutschlan­d GmbH.
DANIEL RICHTER ... ist seit 2017 Geschäftsf­ührer DACH beim Experten für Hyperlokal­es Onlinemark­eting, der DAC Group Deutschlan­d GmbH.

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