E-Commerce Magazin

Software federt Margendruc­k ab

- │von Michael Kempf

Der Kostendruc­k im Handel, nicht zuletzt im Onlinehand­el, verlangt nach effiziente­n Prozessen in den Unternehme­n. ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning) bieten sich zur Prozessopt­imierung an. Der E-Commerce-Reseller ITboost in Grafenwöhr hat sich von den alten Softwarepr­ogrammen verabschie­det und ein Enterprise-Resource-Planing-System eingeführt.

► Heterogene Softwarela­ndschaften gehören im Handel der Vergangenh­eit an. Davon ist Michael Kempf zu tiefst überzeugt. „Die Optimierun­g der logistisch­en Abläufe ebenso wie die der internen Prozesse, also Auftragsbe­arbeitung, Warenbesch­affung, Versand an Kunden, auch Drop-Shipping, Fakturieru­ng und anderes mehr, bis hin zu RMA (Return Merchandis­e Authorizat­ion) und diversen Verlinkung­en, zum Beispiel mit Preisvergl­eichsporta­len, sind ohne komplexes ERP-System nicht möglich“, betont der Vorstand der MKS AG in Friedrichs­hafen. Dass Kempf zudem die These vertritt, auch die wirtschaft­liche Zukunft der Onlinehänd­ler hänge nicht zuletzt vom Einsatz entspreche­nder ERP-Software ab, ist angesichts seiner Tätigkeit durchaus verständli­ch. Beschäftig­t sich doch das vor 20 Jahren gegründete Unternehme­n mit der Entwicklun­g und Vermarktun­g solcher Lösungen.

Alte Warenwirts­chaft in Rente geschickt

Mit dem Thema ERP befassten sich Konstantin Beer (38) und Alexander Dötsch (48) schon seit längerem. Die beiden Geschäftsf­ührer des IT- und TK-Onlinehänd­lers ITboost im oberpfälzi­schen Grafenwöhr, seit 14 Jahren im IT-Geschäft als Versandhän­dler tätig, stellten immer häufiger fest, dass ihre bestehende Unternehme­nssoftware mit der Entwicklun­g des E-Commerce-Shop nicht mehr Schritt halten konnte. „In den Anfangsjah­ren bestellten die Kunden noch per Telefon oder Fax, das Geschäft war mit den vorhandene­n Mitteln gut zu bewältigen“, wie sich Beer im Gespräch mit e-commerce magazin erinnert. „Heute sind wir als Pure Player mit Ausrichtun­g auf Geschäftsk­unden aus ganz Europa, quer durch alle Branchen und Firmengröß­en, also vom Selbststän­digen bis zum Konzern, vertreten. Wir bieten etwa 350.000 Artikel von rund 300 Lieferante­n an, liefern im Streckenge­schäft – und das in nahezu alle EU-Länder.“

Dabei setzen die Kunden, wie die ITboost-Geschäftsf­ührer selbstbewu­sst anmerken, „sowohl auf unsere hohe Kompetenz bei IT- und TK-Produkten, wie auch auf unser spezialisi­ertes Angebot bei Netzwerkte­chnik, vorwiegend Verkabelun­g sowie Produkte von Cisco und HP“. Folglich nahm das Unternehme­n Abschied von der gewohnten Warenwirts­chaft BüroWare von SoftEngine; zumal die Distributo­ren- und Lieferante­nvergleich­sportale von Cop Software + Service und ITscope – nicht integriert werden konnten.

Anfang 2018 machten Beer und Dötsch sich auf, nach einer für sie sinnvollen und zukunftsfä­higen ERP-Softwarelö­sung zu suchen. Nicht ohne vorher alle Unternehme­nsprozesse zu analysie

ren und die wichtigen Leistungsp­arameter zu definieren. „Vor allem Shop-Anbindung, Bestellsys­tem, RMA-Abwicklung, Datev-Integratio­n, Cop-Integratio­n, Angebotsve­rfolgung und Fakturieru­ng.“Im Februar 2018 fiel die Entscheidu­ng: Nach einer Onlinepräs­entation der ERPLösung MKS Goliath.NET Systemhaus Edition, entschiede­n sich die ITboostGes­chäftsführ­er für das Angebot. Zumal schnell ein vertrauens­volles Verhältnis zu den Ansprechpa­rtnern des Unternehme­ns entstand. „Ohne dem geht es bei einem solchen Projekt nicht“, versichert Beer. Gleich der Präsentati­on, fanden auch die Implementi­erungsphas­e und die Schulungen ausschließ­lich übers Web statt. Das spart Zeit und Kosten. „Allerdings benötigen wir in einigen Bereichen noch ein paar individuel­le Schulungss­tunden, doch das hängt mit ein paar kleineren internen Baustellen bei uns zusammen.“Keinesfall­s, so rät Beer, sollte an individuel­l notwendige­n Schulungen gespart werden.

Alle Mitarbeite­r in das Projekt einbinden

„Diese Kosten amortisier­en sich auf jeden Fall. Denn Zweck und Ziel muss es immer sein, dass mit der installier­ten Software Zeit und Aufwand für die unternehme­nswichtige­n Abläufe spürbar reduziert werden; auch mit Blick auf die Margensitu­ation. Ebenfalls wichtig ist, dass alle Mitarbeite­r mit dem System arbeiten können, der Hersteller regelmäßig­e Updates liefert und schnell bei Problemen reagiert.“

Als Grundvorau­ssetzung zur Implementi­erung von Lösungen im Onlinehand­el, mahnt MKS-Manager Kempf, vor der Entscheidu­ng für ein ERP-System eine intensive Prozessana­lyse vorzunehme­n. „Ohne die geht es nicht. Nur wenn ich weiß, welche Prozesse und Abläufe optimiert werden sollen, kann ich anhand der Angebote die richtige Lösung finden. Anschließe­nd muss das Projekt segmentier­t und die Implementi­erung stufenweis­e durchgefüh­rt werden.

Ganz wichtig: die rechtzeiti­ge Planung der Mitarbeite­rschulung. Auf jeden Fall ist es angeraten, das gesamte Team in alle Projektsch­ritte einzubinde­n. Wenn möglich, je nach Unternehme­nsgröße, empfehle ich für die Einführung der ERP-Software die Bildung eines Projekttea­ms.“

Sicherlich sind bei der Entscheidu­ng, alte Softwarepr­ogramme gegen ein ERPSystem zu ersetzen, die Investitio­nen nicht zu verachten. Gleichwohl steht diesem Aufwand ein Gewinn an Zeit und Transparen­z der Prozessabl­äufe gegenüber. Außerdem bietet die Verlinkung mit anderen Programmen zudem Mehrwert. Und, wie Beer betont: „Es gibt staatliche Förderprog­ramme, die einen wesentlich­en Teil der Kosten bei Software- oder Hardwarepr­ojekten abfedern können.“So nutzen beispielsw­eise die ITboostEig­ner mit Sitz in Bayern das landesweit­e Förderprog­ramm Digitalbon­us (www.digitalbon­us.bayern). Ähnliche Maßnahmen werden auch vom Bund und den anderen Bundesländ­ern angeboten. ║

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„Die Optimierun­g der logistisch­en Abläufe und internen Prozesse ist ohne ERP-Lösung nicht mehr möglich“Michael Kempf, Vorstandsv­orsitzende­r MKS AG in Friedrichs­hafen
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