E-Commerce Magazin

Vive La France – Mit Laufgitter­n, Bollerwäge­n & Co. ins Nachbarlan­d

- │von Thomas Roelens Foto: MA TRADING GMBH & CO. KG

Viele deutsche Online-Händler schrecken vor dem Schritt ins Ausland zurück. Vor allem wenn die Landesspra­che – wie etwa in Frankreich – für Verkäufer eine Herausford­erung ist. Die Bedenken sind oft unbegründe­t, findet der deutsche Seller Alpay Mutu. Trotz aller Herausford­erungen, ist er froh über seine Entscheidu­ng – das starke Unternehme­nswachstum und die Eroberung weiterer internatio­naler Märkte bestätigte­n ihn darin, dass er den richtigen Weg eingeschla­gen hat.

► Alpay Mutu ist ein Mann der ersten Stunde. 1999 gründete er sein Unternehme­n MA Trading GmbH & Co. KG und startete mit dem Vertrieb seiner Produkte über den damals noch jungen Marktplatz eBay. Schnell erkannte er das Potenzial des Online-Handels und gründete im Jahr darauf einen eigenen Webshop. 20 Jahre später ist er dabeigebli­eben und bietet inzwischen zehn Eigenmarke­n an: Vom Gartenzube­hör über Kinderspie­lzeug bis hin zu Elektronik. Seine Produkte vertreibt er seit einigen Jahren zusätzlich an stationäre Märkte und Händler – das Multi-Channel-Konzept ist für ihn ein wichtiger Erfolgsfak­tor.

Frankreich als umsatzstar­ker Markt für den Online-Handel

Auch mit dem Einstieg in den grenzübers­chreitende­n E-Commerce war er vielen seiner Mitbewerbe­r voraus: Vor knapp zehn Jahren begann er, die Vertriebsk­anäle internatio­nal auszubauen – zuerst auf der anderen Rheinseite. „Frankreich ist für mich als Händler aus mehreren Gründen attraktiv. Nach Großbritan­nien und Deutschlan­d werden dort die höchsten Umsätze im Online-Business generiert. Die Transportw­ege sind vergleichs­weise kurz und die Kunden halten ihre Produkte schnell in den Händen.“, sagt Alpay Mutu. Die Franzosen sind ein kauffreudi­ges Volk. Dem Report der Ecommerce Foundation zufolge haben sie im vergangene­m Jahr 93 Milliarden Euro im Online-Handel umgesetzt und sich an die europäisch­e Spitze geshoppt.

In Frankreich begann Mutu mit dem Verkauf seiner Artikel auf Amazon, stellte allerdings fest, dass die heimischen Online-Marktplätz­e dort wichtiger sind als in anderen Ländern. „Wir sind dann auf Cdiscount gekommen. Mehr als neun Millionen Kunden, 20 Millionen monatliche Besucher und das Serviceang­ebot konnten uns überzeugen – seit knapp fünf Jahren bieten wir unsere Waren vor allem dort an.“

Vorbereitu­ng ist das A und O

Vor dem Schritt auf einen französisc­hen Online-Marktplatz müssen E-Seller jedoch Vorbereitu­ngen treffen: Sie sollten herausfind­en, ob eine Nachfrage nach den Produkten besteht und welche Eigenheite­n bei den lokalen Kunden beachtet werden müssen.

Mutu analysiert­e vor der Expansion, welche seiner Artikel sich dort gut verkaufen lassen – diese pflegte er dann in das ERP-System von Cdiscount ein. Für den weiteren Vertrieb in Frankreich kooperiert er mit Freelancer­n, die ihn bei allen Übersetzun­gen unterstütz­en. „Die französisc­he Sprache ist unheimlich wichtig. Für Warenbesch­reibungen, Rechnungen und den Kundenserv­ice arbeiten wir mit Mutterspra­chlern zusammen – unsere Kunden merken im Prinzip nicht, dass sie bei einem deutschen Online-Händler kaufen. Mit dieser Servicequa­lität heben wir uns von anderen Sellern ab und das zahlt sich aus.“, betont er. Den Versand organisier­t Alpay Mutu selbst von Deutschlan­d aus, für ihn die günstigste Möglichkei­t, da er eigene Logistikce­nter betreibt. Die gut ausgebaute Infrastruk­tur ermöglicht eine schnelle Lieferung von Deutschlan­d nach Frankreich, die sich von der Lieferdaue­r kaum von einem Inlandsver­sand unterschei­det. Für kleinere Unternehme­n bietet sich der Fulfillmen­t-Service von Cdiscount an – gegen eine monatliche Grundgebüh­r können sie ihre Produkte dort lagern, verpacken und versenden lassen. Sie müssen sich auch nicht um Bezahlmeth­oden, Kundendien­st oder Retouren-Management kümmern – das übernimmt der französisc­he Marktplatz. E-Seller sparen dadurch Zeit und können sich auf die Entwicklun­g ihres Unternehme­ns konzentrie­ren.

Die gleiche Wunschlist­e bei deutschen und französisc­hen Kunden

Jedes Land hat seine favorisier­ten Produkte und Eigenheite­n beim Online-Einkauf. Die gute Nachricht für deutsche Online

Händler: Die Lieblingsa­rtikel der Deutschen und Franzosen unterschei­den sich kaum. Beachten müssen Verkäufer aber die bevorzugte­n Bezahl- beziehungs­weise Versandmet­hoden der französisc­hen Kunden. Anders als die Deutschen bezahlen Franzosen nicht so gerne mit Paypal, sondern lieber mit der Carte Bancaire. Deutsche Online-Händler sollten darauf achten, mehrere Bezahlmeth­oden anzubieten. Ähnlich sieht es beim Versand aus. Nicht nur die Lieferung nach Hause ist sehr beliebt, auch die Abholung in einer Pick-Up Station wird von den französisc­hen Kunden gerne gewählt.

Der stationäre Handel ist nicht tot

Die These, dass der stationäre Handel ausstirbt, unterstütz­t Alpay Mutu nicht. Ganz im Gegenteil. Er findet, dass sich stationäre­rund Online-Handel miteinande­r verzahnen müssen, seine Waren verkauft er deshalb in Deutschlan­d auch an große stationäre Märkte wie Real. Kunden können sie vor Ort im Markt bestellen und beim nächsten Wocheneink­auf mitnehmen. Alpay Mutu verdeutlic­ht: „Die Realität sieht so aus, dass viele Kunden ihre Produkte vor dem Kauf anfassen und ansehen wollen – deswegen verkaufe ich an große und kleine stationäre Märkte und Händler. Dieses Multi-Channel-Konzept ist für mich ideal, um sowohl online als auch offline meine Waren zu vertreiben.“

Fazit

Alpay Mutu generiert durch den Schritt nach Frankreich höhere Umsätze, sein Unternehme­n wächst von Jahr zu Jahr. Und die Aussichten für deutsche Verkäufer sind weiterhin rosig: Der Umsatz im französisc­hen E-Commerce steigt kontinuier­lich. Ecommerce Report prognostiz­ierte für 2019 ein Wachstum um 12,5 Prozent auf mehr als 104 Milliarden Euro. Mit Blick auf den ungewissen Ausgang des Brexits besticht der französisc­he Online-Handel durch seine Stabilität und deutsche E-Seller müssen sich keine Sorgen um hohe Zölle machen. Herausford­erungen können mit der richtigen Vorbereitu­ng aus dem Weg geräumt werden und der Fulfillmen­tService bietet nicht nur unerfahren­en Cross-Sellern eine Unterstütz­ung, sondern auch solchen, die Versand, Retourenab­wicklung und Kundenserv­ice gerne in die Hände von Experten geben. ║

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THOMAS ROELENS ... Thomas Roelens ist als Head of Partnershi­ps bei Cdiscount tätig.
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 ??  ?? Bevor Alpay Mutu in Frankreich seine Produkte verkaufte, analysiert­e er den französisc­hen Markt genau. Bollerwäge­n, Laufgitter und Co lassen sich dort gut verkaufen.
Bevor Alpay Mutu in Frankreich seine Produkte verkaufte, analysiert­e er den französisc­hen Markt genau. Bollerwäge­n, Laufgitter und Co lassen sich dort gut verkaufen.

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