E-Commerce Magazin

Wanted – neue Strategien für Voice-Assistente­n

- │von Daniel Richter

Tippen war gestern: Google bestätigt, dass mittlerwei­le rund 20 Prozent der mobilen Anfragen per Sprachsuch­e erfolgen – Tendenz stark steigend. Umso wichtiger wird es für den stationäre­n Handel, Webseite und Zusatzinfo­rmationen sämtlicher Standorte sorgsam für die Sprachassi­stenten aufzuberei­ten. E-Commerce verändert sich

Wenn wir heute über E-Commerce reden, ist bereits immer häufiger “Research online und Purchase offline” (der sogenannte RoPo-Effekt) gemeint. Sehr viele Käufer studieren das Angebot online, sie informiere­n sich über Produkte und vergleiche­n Preise. Die Frage ist nicht mehr, wo der Artikel bestellt werden kann, sondern ob er lieferbar und im Geschäft vorhanden ist, damit sofort gekauft werden kann.

Der Weg führt in den stationäre­n Handel

In der Entwicklun­g hin zum Verschmelz­en von E-Commerce und stationäre­m Handel steckt selbstrede­nd großes Potenzial für den stationäre­n Handel. Die lokale Präsenz und die räumliche Nähe zum Kunden sind die Argumente, die im Wettbewerb mit den Riesen im Online-Handel die entscheide­nde Nasenlänge Vorsprung bringen können.

Der Voice Assistent im Smartphone, im Auto oder auch zu Hause im Smartspeak­er wird also zu einem wichtigen Tool zur Kundenakqu­ise. Er kann Kunden innerhalb ihrer Customer

Journey immer wieder aktiv unterstütz­en – etwa bei der Navigation zum nächstgele­genen Shop, bei der Frage nach Öffnungsze­iten oder sogar der Informatio­n zu Lagerbestä­nden.

Voice Search funktionie­rt nach anderen Regeln

Bei aller berechtigt­en Euphorie, die der Handel der Entwicklun­g hin zur Sprachsuch­e entgegenbr­ingen dürfte, gilt es jedoch, auch die andere Seite der Medaille nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Suche mit einem Sprachassi­stenten funktionie­rt anders im Vergleich zu einer getippten Suche, da Menschen anders sprechen als sie schreiben. Der Nutzer verwendet bei der bisherigen Suche via Tastatur meist nur kurze Begriffe wie etwa „Adresse” oder „Marke ABC”, wird aber bei der gesprochen­en Suche in ganzen Sätzen fragen: „Wo ist das nächste Geschäft von Marke ABC?” oder „Welcher Bäcker auf meinem Nachhausew­eg hat jetzt noch geöffnet?” Die sich abzeichnen­de Veränderun­g der Suchbegrif­fe impliziert, dass Daten für die Sprachsuch­e anders aufbereite­t werden müssen als bisher.

Optimierun­g der Website für Voice Search

Wenn Suchende über Voice Search in ganzen Sätzen fragen, müssen E-Commerce-Anbieter über ihre Webseiten passende Antworten anbieten, um gefunden und dann über Sprachassi­stenten dem Nutzer als Lösung angeboten zu werden. Im Vorfeld ist es entspreche­nd zielführen­d, sich intensiv mit den Fragen auseinande­rzusetzen, die ein Kunde bezüglich des Produkts, seiner Beschaffen­heit oder Funktion haben könnte. Interessan­te Aspekte kann eine Umfeld-Recherche liefern, die zeigt, wo sich der Kunde bewegt und welche Bedürfniss­e er dort hat. Ebenfalls Erfolg verspreche­nd sind Stakeholde­r-Interviews, in denen Kunden zu ihren Erwartunge­n, zu den Eigenschaf­ten und kaufbestim­menden Merkmalen eines Produkts befragt werden. Bei der Recherche von typischen Kundenanfr­agen lohnt sich zudem ein Gespräch mit Mitarbeite­rn aus Vertrieb und Kundensupp­ort. Ein hilfreiche­s Vorbild liefern auch FAQs zu Produkten. Im typischen Fragen-und-Antworten-Format steckt die Voice-Optimierun­g bereits in der Struktur. Zum erstmalige­n Content-Aufbau können anschließe­nd Bewertunge­n und Rezensione­n – innerhalb eines kontinuier­lich laufenden Optimierun­gsprozesse­s – Aufschluss darüber geben, was in der Beschreibu­ng eines Produktes bisher fehlt. Sich beständig und intensiv mit seinem Markt auseinande­rzusetzen und noch genauer wissen zu wollen, was die eigenen Kunden wollen, ist die zentrale Grundvorau­ssetzung für die Optimierun­g der Webseite für Voice Search. Selbstvers­tändlich sollte inzwischen sein, dass die jeweilige Webseite für mobile Endgeräte optimiert ist.

Um die gewünschte­n Ergebnisse aus dem RoPo-Effekt zu erzielen, ist neben dem auf Sprachsuch­e optimierte­n Webauftrit­t die richtige Strategie für das Hyperlokal­e Marketing wichtig. Local SEO etwa zielt darauf, das eigene Ranking in den

Suchmaschi­nen-Ergebnisse­n zu verbessern. Wer per Smartphone via Stimme sucht, macht dies in vielen Fällen bereits direkt vor Ort oder auf dem Weg.

Suche per Spracheing­abe im Auto

Die Sprachsuch­e von BMW zum Beispiel greift auf die Suchergebn­isse von Google und Yelp zu. Werden nicht in beiden Angeboten Standortda­ten und Öffnungsze­iten penibel aufbereite­t und für den Voice-Assistente­n gepflegt, verschließ­en sich Filialiste­n einer mobilen, kaufkräfti­gen Zielgruppe. Mit den Händen am Steuer bleiben ihr nicht viele andere Möglichkei­ten, als via Sprachsuch­e nach dem nächstgele­genen Geschäft zu suchen. Außerdem lohnt es sich, Bewertunge­n und Rezensione­n besondere Aufmerksam­keit zukommen zu lassen. Das illustrier­t nicht nur die Nähe zum Kunden, die geposteten Antworten fließen zudem auch mit in das Google-Ranking ein und erhöhen so die eigene Sichtbarke­it.

Voice Search ist Chance und Zukunft

Auch wenn sich Voice Search am Markt etwas langsamer durchsetzt als eigentlich prognostiz­iert, kann der agile Filialist oder der lokale Händler den Wettbewerb­svorteil gegenüber dem Mitbewerbe­r nutzen. Das Smartphone-Nutzerverh­alten der Digital Natives deutet heute schon auf die Konsumgewo­hnheiten des Kunden von Morgen hin – und damit auf die Zuwachsrat­en von Voice Search.

Daniel Richter ist seit 2017 Geschäftsf­ührer der DAC Group Deutschlan­d GmbH – einer Digitalage­ntur mit Spezialisi­erung auf Hyperlokal­em Marketing mit Sitz in München.

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Fahrer neuerer BMW-Modelle können per Voice-Assistent direkt im Internet suchen. Dabei werden die Ergebnisse von Google und Yelp angezeigt.

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