Reden wir über …
...Digitalisierung bedeutet viel mehr, als nur online verkaufen
► Dr. Dominik Benner, Geschäftsführer von Schuhe24, hat innerhalb von sechs Jahren aus einem stationären Schuhgeschäft ein Online-Business mit einem Jahresumsatz von 75 Millionen Euro hochgezogen. Der Clou daran: Lokale Schuhhändler können über den Online-Shop ihre Produkte verkaufen und müssen nicht einen eigenen Webshop betreiben. Nun kommt als nächster Schritt die Plattform Taschen24.de hinzu. Im Interview mit Christiane Manow-Le Ruyet, Chefredakteurin e-commerce magazin, erklärt Dr. Dominik Benner, wie der Sprung vom realen zum digitalen Business gelungen ist.
// C. Manow-Le Ruyet: Was bedeutet für Sie Digitalisierung? // Dr. Dominik Benner: Vor sieben Jahren, als überraschend mein Vater starb, stand ich vor der Entscheidung aus seinem Ladengeschäft ein Unternehmen mit Zukunft zu machen. Online zu verkaufen war naheliegend, hat uns jedoch vor große Herausforderungen gestellt. Denn in einem klassischen Schuhgeschäft wird manuell gearbeitet, die Abläufe werden händisch erledigt. Um einen Online-Shop zu eröffnen verfügen stationäre Händler gar nicht über die nötigen Daten. Genau hier setzt Schuhe24 an. Wir bieten den Händlern neben der Schnittstelle zu ihrer Warenwirtschaft, alles, was für den Online-Verkauf benötigt wird.
Warum sind stationäre Händler so wenig digitalisiert?
// DB: Das hat drei Gründe: Die meisten Händler verwenden eine Warenwirtschaft aus den 90-ern. Zudem hat der Händler nicht das Wissen, wie er seine Produkte erfolgreich über das Internet verkaufen kann. Und schließlich ist vielen das Risiko und das Investment für einen Online-Shop einfach zu hoch.
Wie haben Sie es geschafft, die reale Welt mit der Digitalen zu verbinden?
// DB: Das war nicht einfach. Denn Digitalisierung bedeutet viel mehr, als nur online zu verkaufen. Es müssen erst einmal Prozesse optimiert werden. Wir haben mit einem Händler aus Stadtlohn, aus dem Münsterland, angefangen, der 14 Filialen hat. Inzwischen verkaufen 900 Händler über unsere Plattform. Wir expandieren in andere Branchen, beispielsweise Sport. Ganz aktuell haben wir Taschen24.de gestartet. Das Geschäftsmodell ist das Gleiche, wir bieten Händlern eine Online-Plattform für Taschen, Reisegepäck und Lederwaren.
Mit Ihren Geschäftsmodellen sind Sie im Fashion-Segment tätig. Dieser Bereich steht für ein hohes Retourenaufkommen, da User gerne mindestens zwei Größen bestellen, um bequem zu Hause testen zu können, was besser passt. Wie handhaben Sie dies?
// DB: Das hängt stark von der Klientel ab. Unsere Zielgruppe liegt bei 40 plus. Sie bestellt bewusster als jüngere User. Zudem beschränken wir die Anzahl der online bestellbaren Artikel auf fünf. Da bleibt nicht viel Spielraum für verschiedene Größen. Somit schaffen wir es, das Retourenaufkommen unter 40 Prozent zu halten. Auch über die angebotenen Bezahlmethoden lässt sich das Retourenaufkommen beeinflussen.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
// DB: Ganz klar, wir wollen in weitere Branchen expandieren. Da haben wir schon einige im Visier. Konkretes kann ich dazu aber noch nicht sagen. ║