KI UNTERSTÜTZT, mensch entscheidet
93 Prozent der Unternehmen bewerten KI im HR-Umfeld positiv – laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP). Doch nur drei Prozent nutzen dies. Beispiele zeigen deutlich wie KI und Machine Learning (ML) das Personalwesen unterstützen können. Ethische Fragen dürfen trotzdem nicht außen vor bleiben.
► Prozesse automatisieren und Zusammenhänge zwischen Daten aus verschiedenen Quellen erfassen – das sind die Stärken künstlich intelligenter Lösungen. Eine Anwendung kann beispielsweise sein, Reportings über Gehaltsentwicklung und -prognosen zu erstellen und hierfür sowohl interne Daten wie auch externe Quellen zu nutzen. So lassen sich nicht nur strategische Erkenntnisse gewinnen, etwa ob das Unternehmen branchengerechte Löhne zahlt. Sondern auch unternehmensinterne Daten automatisiert konsolidieren und Schlüsse daraus ziehen. Beispielsweise, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob das Lohnniveau in einem ausgewogenen Verhältnis zur wirtschaftlichen Gesamtperformance steht.
Mitarbeiterbedarf
Auch in der HR bringen KI-Lösungen Vorteile. Verantwortliche können bereichsübergreifend auswerten, um abzuleiten, wie viele Mitarbeiter künftig benötigt werden. Auch externe Daten wie demografische Analysen oder Wetterinformationen lassen sich nutzen. Konjunkturelle oder jahreszeitbedingte Veränderungen sind somit frühzeitig erkennbar. Gerade im Skill Management oder Business Development erlauben KI-basierte Anwendungen, bereits erfasste Fähigkeiten von Mitarbeitern automatisiert mit Anforderungen abzugleichen, die sich aus künftigen Projekten ergeben. So sehen Perso
nalverantwortliche schnell, ob und wie viele Ressourcen in-house zur Verfügung stehen. Im Recruiting gleichen KI-basierte Anwendungen, beispielsweise Informationen aus Lebenslauf und Anschreiben mit den in der Stellenausschreibung geforderten Skills ab. Das erleichtert HRVerantwortlichen die Auswahl. Auch mit Chatbots lassen sich Bewerbungsabläufe automatisieren. Etwa, wenn sie häufig wiederkehrende Prozesse, die mit einer begrenzten Zahl von Frage- und Antwortmöglichkeiten auskommen, anhand sprachbasierter Benutzerschnittstellen abwickeln. In Erstinterviews könnten Chatbots, Basisinformationen abfragen – wie die Kriterien, die für eine zu besetzende Stelle nötig sind.
Mensch muss selbst denken
KI und ML haben also durchaus das Zeug, zu bestimmenden Technologien im HR-Segment aufzusteigen. Im Zusammenspiel mit stetig wachsenden Datenmengen liefern Machine LearningAlgorithmen bei Vorhersagen immer exaktere Ergebnisse. Chatbots oder Analysetools sind nur der Anfang. Der Mensch wird sich künftig deutlich weniger mit Routineaufgaben befassen, sondern verstärkt IT-Prozesse und Auswertungen der Ergebnisse überwachen. Trotzdem spielt der Mensch auch in Zukunft im HR-Bereich eine zentrale Rolle. Viele für die Mitarbeiterwahl entscheidenden Kriterien,
benötigen menschliche Intelligenz und keine datengestützten Analysen. Vor allem, wenn es darum geht, ob die Chemie zwischen Bewerber und Arbeitgeber stimmt. Soft Kills wie emotionale Intelligenz, Präsentationsfähigkeit oder Führungsqualitäten der Kandidaten werden auch künftig in persönlichen Interviews geprüft. KI unterstützt, Informationen bereitzustellen und aufzubereiten. Die Entscheidung trifft aber nach wie vor der Mensch.
KI unterstützt menschliche Kreativität
Vor diesem Hintergrund sollte KI als Ergänzung menschlicher Kreativität und nicht als Bedrohung gesehen werden. Sämtliche Stakeholder, die an der Diskussion über Zukunftstechnologien beteiligt sind, sind hier gefordert, diese alternative Sichtweise auf KI zu fördern. Sie können ethische Prinzipien definieren, an der sich KI-Entwickler in Unternehmen, Branchen und Märkten orientieren können. Verantwortliche auf Unternehmensebene sollten darüber hinaus eng mit KI-Experten zusammenarbeiten, um die wichtigsten ethischen Leitlinien für die Praxis festzulegen. Derartige Handlungsempfehlungen zeigen, wie sich neue KI-Tools zum einen im Sinne des unternehmerischen Wachstums, zum anderen aber auch nachhaltig und verantwortungsvoll implementieren lassen.
KI ethisch verantwortungsvoll implementieren
Es empfiehlt sich, das GovernanceFramework eines Betriebes, um das Kapitel KI zu erweitern. Künstliche Intelligenz sollte zu einem festen Bestandteil der Technologiestrategie werden – im Idealfall mit einer eigenen KI-Strategie, aus der sich für den HR-Bereich auch Guidelines für KI-orientierte RecruitingProzesse ableiten lassen. Personalverantwortliche können auf dieser Basis gezielt in eine Belegschaft investieren, für die der Umgang mit KI-basierten Technologien etwas alltägliches wird.
Für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit KI ist es zudem ratsam, ein eigenes Regelwerk aufzustellen und dieses regelmäßig auf seine Aktualität hin zu überprüfen. Für KI-gesteuerte Prozesse sollte es außerdem definierte Sicherheitsstandards geben, deren Einhaltung auch regelmäßig mit Unterstützung externer Experten überwacht wird. Auf diese Weise wird künstliche Intelligenz unternehmensweit nicht nur transparent, sondern für die gesamte Belegschaft nachvollziehbar.
Mit entsprechenden Schulungen und Weiterbildungen sollten die Mitarbeiter für einen souveränen Umgang mit KI-gesteuerten Prozessen befähigt werden. Hierbei können KI-Botschafter aus den eigenen Reihen der Belegschaft helfen. ║