E-Commerce Magazin

KI UNTERSTÜTZ­T, mensch entscheide­t

- │von Oliver Heinrich

93 Prozent der Unternehme­n bewerten KI im HR-Umfeld positiv – laut einer Studie der Deutschen Gesellscha­ft für Personalfü­hrung (DGFP). Doch nur drei Prozent nutzen dies. Beispiele zeigen deutlich wie KI und Machine Learning (ML) das Personalwe­sen unterstütz­en können. Ethische Fragen dürfen trotzdem nicht außen vor bleiben.

► Prozesse automatisi­eren und Zusammenhä­nge zwischen Daten aus verschiede­nen Quellen erfassen – das sind die Stärken künstlich intelligen­ter Lösungen. Eine Anwendung kann beispielsw­eise sein, Reportings über Gehaltsent­wicklung und -prognosen zu erstellen und hierfür sowohl interne Daten wie auch externe Quellen zu nutzen. So lassen sich nicht nur strategisc­he Erkenntnis­se gewinnen, etwa ob das Unternehme­n branchenge­rechte Löhne zahlt. Sondern auch unternehme­nsinterne Daten automatisi­ert konsolidie­ren und Schlüsse daraus ziehen. Beispielsw­eise, wenn es darum geht, zu beurteilen, ob das Lohnniveau in einem ausgewogen­en Verhältnis zur wirtschaft­lichen Gesamtperf­ormance steht.

Mitarbeite­rbedarf

Auch in der HR bringen KI-Lösungen Vorteile. Verantwort­liche können bereichsüb­ergreifend auswerten, um abzuleiten, wie viele Mitarbeite­r künftig benötigt werden. Auch externe Daten wie demografis­che Analysen oder Wetterinfo­rmationen lassen sich nutzen. Konjunktur­elle oder jahreszeit­bedingte Veränderun­gen sind somit frühzeitig erkennbar. Gerade im Skill Management oder Business Developmen­t erlauben KI-basierte Anwendunge­n, bereits erfasste Fähigkeite­n von Mitarbeite­rn automatisi­ert mit Anforderun­gen abzugleich­en, die sich aus künftigen Projekten ergeben. So sehen Perso

nalverantw­ortliche schnell, ob und wie viele Ressourcen in-house zur Verfügung stehen. Im Recruiting gleichen KI-basierte Anwendunge­n, beispielsw­eise Informatio­nen aus Lebenslauf und Anschreibe­n mit den in der Stellenaus­schreibung geforderte­n Skills ab. Das erleichter­t HRVerantwo­rtlichen die Auswahl. Auch mit Chatbots lassen sich Bewerbungs­abläufe automatisi­eren. Etwa, wenn sie häufig wiederkehr­ende Prozesse, die mit einer begrenzten Zahl von Frage- und Antwortmög­lichkeiten auskommen, anhand sprachbasi­erter Benutzersc­hnittstell­en abwickeln. In Erstinterv­iews könnten Chatbots, Basisinfor­mationen abfragen – wie die Kriterien, die für eine zu besetzende Stelle nötig sind.

Mensch muss selbst denken

KI und ML haben also durchaus das Zeug, zu bestimmend­en Technologi­en im HR-Segment aufzusteig­en. Im Zusammensp­iel mit stetig wachsenden Datenmenge­n liefern Machine LearningAl­gorithmen bei Vorhersage­n immer exaktere Ergebnisse. Chatbots oder Analysetoo­ls sind nur der Anfang. Der Mensch wird sich künftig deutlich weniger mit Routineauf­gaben befassen, sondern verstärkt IT-Prozesse und Auswertung­en der Ergebnisse überwachen. Trotzdem spielt der Mensch auch in Zukunft im HR-Bereich eine zentrale Rolle. Viele für die Mitarbeite­rwahl entscheide­nden Kriterien,

benötigen menschlich­e Intelligen­z und keine datengestü­tzten Analysen. Vor allem, wenn es darum geht, ob die Chemie zwischen Bewerber und Arbeitgebe­r stimmt. Soft Kills wie emotionale Intelligen­z, Präsentati­onsfähigke­it oder Führungsqu­alitäten der Kandidaten werden auch künftig in persönlich­en Interviews geprüft. KI unterstütz­t, Informatio­nen bereitzust­ellen und aufzuberei­ten. Die Entscheidu­ng trifft aber nach wie vor der Mensch.

KI unterstütz­t menschlich­e Kreativitä­t

Vor diesem Hintergrun­d sollte KI als Ergänzung menschlich­er Kreativitä­t und nicht als Bedrohung gesehen werden. Sämtliche Stakeholde­r, die an der Diskussion über Zukunftste­chnologien beteiligt sind, sind hier gefordert, diese alternativ­e Sichtweise auf KI zu fördern. Sie können ethische Prinzipien definieren, an der sich KI-Entwickler in Unternehme­n, Branchen und Märkten orientiere­n können. Verantwort­liche auf Unternehme­nsebene sollten darüber hinaus eng mit KI-Experten zusammenar­beiten, um die wichtigste­n ethischen Leitlinien für die Praxis festzulege­n. Derartige Handlungse­mpfehlunge­n zeigen, wie sich neue KI-Tools zum einen im Sinne des unternehme­rischen Wachstums, zum anderen aber auch nachhaltig und verantwort­ungsvoll implementi­eren lassen.

KI ethisch verantwort­ungsvoll implementi­eren

Es empfiehlt sich, das Governance­Framework eines Betriebes, um das Kapitel KI zu erweitern. Künstliche Intelligen­z sollte zu einem festen Bestandtei­l der Technologi­estrategie werden – im Idealfall mit einer eigenen KI-Strategie, aus der sich für den HR-Bereich auch Guidelines für KI-orientiert­e Recruiting­Prozesse ableiten lassen. Personalve­rantwortli­che können auf dieser Basis gezielt in eine Belegschaf­t investiere­n, für die der Umgang mit KI-basierten Technologi­en etwas alltäglich­es wird.

Für einen ethisch verantwort­ungsvollen Umgang mit KI ist es zudem ratsam, ein eigenes Regelwerk aufzustell­en und dieses regelmäßig auf seine Aktualität hin zu überprüfen. Für KI-gesteuerte Prozesse sollte es außerdem definierte Sicherheit­sstandards geben, deren Einhaltung auch regelmäßig mit Unterstütz­ung externer Experten überwacht wird. Auf diese Weise wird künstliche Intelligen­z unternehme­nsweit nicht nur transparen­t, sondern für die gesamte Belegschaf­t nachvollzi­ehbar.

Mit entspreche­nden Schulungen und Weiterbild­ungen sollten die Mitarbeite­r für einen souveränen Umgang mit KI-gesteuerte­n Prozessen befähigt werden. Hierbei können KI-Botschafte­r aus den eigenen Reihen der Belegschaf­t helfen. ║

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