„Gerade in dem Bereich E-Commerce ist es schwierig, einen Mehrwegkreislauf zu etablieren“
Kilian Zeiler, Leiter E-Commerce bei Brangs+Heinrich
Welche Eigenschaften muss eine Verpackung erfüllen, damit sie als nachhaltig, beziehungsweise klimaneutral gilt?
In erster Linie sollte es immer um die Einsparung und Schonung von Ressourcen und Emissionen gehen. Wir bezeichnen diesen Prozess einer nachhaltigen Verpackungslösung unter den Schlagwörtern „reduced, reused, biobased, recycled“. Eine nachhaltige Verpackung wird heute aber insbesondere daran gemessen, wie gut sie recycelt werden kann.
Letztendlich kommt es bei der Nachhaltigkeit aber auch auf die Wahrnehmung des Kunden an. Leider sind oft einfache Antworten gewünscht, um den Menschen das Gefühl zu geben, einen relevanten Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, wenn sie beispielsweise Produkte in Papier, statt in Kunststoffverpackungen kaufen können. Eigentlich wissen wir aber, dass es bestimmte Einkaufsgewohnheiten oder Anforderungen an den Produktschutz gibt, die ohne den Einsatz von Kunststoff nur schwer oder gar nicht realisierbar sind.
Klimaneutral ist eine Verpackung, wenn bei der Herstellung keine Ressourcen verbraucht werden oder Emissionen entstehen. Da dies in der Praxis nicht realisierbar ist, besteht die Möglichkeit, die entstandenen Emissionen durch bestimmte Umweltprojekte zu kompensieren die dem Klima dienen.
Was müssen Online-Händler tun, damit sichergestellt werden kann, dass Verpackungen recycelt werden können und damit der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden können?
Als ersten Schritt ist es wichtig, dass Online-Händler sich bei der Stiftung Zentrale Stelle im Verpackungsregister anmelden und sich einem dualen System anschließen, um alle Verpackungen zu melden, die an einen privaten Endverbraucher versendet werden. Dazu sind sie gemäß dem neuen Verpackungsgesetz (VerpackG) verpflichtet und nur so kann das Ziel einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft erreicht werden.
Zudem sollte der Händler bei der Auswahl seiner Versandverpackungen darauf achten, dass er recyclingfähige Materialien mit möglichst geringem Volumen und Gewicht einsetzt. Hier sehen wir insbesondere bei Einstofflösungen und der Optimierung der Verpackungsgrößen noch erheblichen Verbesserungsbedarf.
Wie können wiederverwendbare Verpackungen den Verpackungsmüll eindämmen? Gibt es bereits funktionierende Beispiele dafür?
Gerade in dem Bereich E-Commerce, bei dem der Hauptanteil an Verpackungen aus Kartonagen und Versandtaschen besteht, ist es schwierig einen Mehrwegkreislauf zu etablieren. Wir stehen dabei vor den Herausforderungen, wie wird der Rückversand der Verpackung organisiert, die Verpackung gegebenenfalls gereinigt, die Etiketten einfach und schnell entfernt und wie ist dann im Gesamtprozess die CO2 Bilanz und Nachhaltigkeit im Vergleich zu einem neu aus 100 Prozent Recyclingmaterial gefertigtem Karton aus Wellpappe? Und letztlich muss der Endkunde auch mitmachen.
Ein funktionierendes Beispiel für eine wiederverwendbare Verpackung ist mir aktuell nicht bekannt. Es gibt Produkte im Testlauf, allerdings steht man auch dort vor den oben benannten Herausforderungen. ║