„So viel wie nötig, so wenig wie möglich“
Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Wettbewerbsvorteil – gerade im E-Commerce ist dieses Unterscheidungsmerkmal oft ausschlaggebend, warum sich Kunden für die Produkte eines Online-Shops entscheiden. Doch wie nachhaltig sind Verpackungen wirklich? Das e-commerce magazin hat nachgefragt bei den Herstellern Weber Verpackungen, Ratioform, Brangs + Heinrich und Flöter.
Was verstehen Sie unter einer nachhaltigen Versandverpackung?
Nach unserem Verständnis ist eine Versandverpackung nachhaltig, wenn das versandte Produkt unbeschädigt und nutzbar ohne verlängerten Weg beim Kunden ankommt. Denn dann ist per se jede Verpackung nachhaltig. Eine nachhaltige Verpackung sollte aus recyceltem Material bestehen oder aus nachwachsenden, nachhaltig angebauten Rohstoffen. Eine nachhaltige Verpackung sollte außerdem problemlos recycelbar sein. Für den Fall, dass die Verpackung nicht dem Wertstoffkreislauf zurückgeführt wird, was im größten Teil der Welt nach wie vor wahrscheinlicher ist, sollte sich eine nachhaltige Verpackung in einem überschaubaren Zeitraum in der Natur zersetzen.
Gibt es nachhaltige Alternativen zu Papier- und Pappverpackungen? Wenn ja, welche und aus welchen Materialien bestehen diese?
Um diese Frage zu beantworten, müsste der Begriff „nachhaltig“
genauer definiert werden. Um ein Beispiel zu nennen: Folienversandbeutel sind weniger voluminös und leichter, bieten also Transportvorteile im Pre-Sell. Aber Sie belasten die Umwelt stark, wenn sie nicht der Wiederverwertung zugeführt werden. Abgesehen davon haben Sie keine bessere CO2-Bilanz als Papierverpackungen, bestehen nicht aus nachwachsenden Rohstoffen und werden, weltweit betrachtet, nach wie vor wenig recycelt.
Schon oft wurde über wiederverwendbare Verpackungen diskutiert. Wo liegen die Schwierigkeiten dabei?
Ein großer Knackpunkt ist das Thema „Hygiene“. Daher scheidet eine wiederverwendbare Verpackung zum Beispiel für Lebensmittel komplett aus. Ein weiterer zentraler Punkt ist der Originalitätsverschluss einer Verpackung. Er schützt die Ware während des Transports vor unbefugtem Öffnen, beziehungsweise lässt den Empfänger direkt erkennen, dass es nicht zu einem unbefugten Zugriff gekommen ist.
Bei der Betrachtung von wiederverwendbaren Verpackungen sollte außerdem nicht außer Acht gelassen werden, dass die Rücksendung dieser Verpackungen nicht energie- beziehungsweise CO2 neutral ist. Ab wann eine Mehrwegverpackung nachhaltiger ist, hängt stark von der Anzahl der Nutzungen ab. Es wird Nischen geben, wo das gut funktionieren kann. Da das Onlinegeschäft global aufgestellt ist, werden regionale Nischensysteme nur geringe Vorteile bieten.
Die Nachfrage im E-Commerce steigt durch die Pandemie stark an. Wie kann das hohe Verpackungsaufkommen eingedämmt, beziehungsweise damit nachhaltig umgegangen werden?
Es ist vor allem wichtig, dass die Verpackung volumenmäßig zum Produkt passt, ganz nach dem Motto – so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
An dieser Stelle bieten flexible Verpackungen aus Papier den Vorteil, dass sie sehr gut an das bestellte Produkt angepasst werden können, indem überschüssiges Material einfach umgeschlagen wird.
Abgesehen davon haben sie deutlich weniger Volumen als zum Beispiel Wellpappkartons. Für einen nachhaltigen Umgang mit dem gestiegenen Verpackungsaufkommen ist der Einsatz von recyceltem Material unverzichtbar und im besten Fall lässt sich die Versandverpackung wieder zu
100 Prozent recyceln. ║
„ So viel wie nötig, so wenig wie möglich “Klaus Jahr, Geschäftsführer Weber Verpackung