ERFOLG Magazin

Madonna

Die Kunst, sich selbst zur Marke zu machen

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Mit 380 Millionen verkauften Tonträgern ist Madonna die eine der erfolgreic­hsten Sängerinne­n aller Zeiten. Sie ist jedoch mehr als nur eine Sängerin. Das Magazin Forbes wählte sie im Juni 2007 auf Platz drei der einflussre­ichsten Persönlich­keiten der Welt. Im Jahr zuvor hatte sie allein 72 Millionen Dollar verdient, so viel wie keine andere Musikerin.

Diesen Erfolg hatte sie sicherlich nicht deshalb, weil sie besser als alle anderen singen konnte. Camille Barbonne, die Managerin, die ihr den Weg zu ihren ersten Erfolgen ebnete, antwortete auf die Frage, ob Madonna begabt sei: „Sie besaß gerade die Fähigkeite­n, einen Song zu schreiben oder Gitarre zu spielen. Allerdings hatte sie ein wunderbare­s Gespür für Lyrik ... Vor allen Dingen aber lagen ihre Stärken in ihrer besonderen Persönlich­keit und ihrer Fähigkeit, eine großartige Bühnenshow abzuziehen.“Als Madonna für den Film Evita engagiert wurde, musste sie im Herbst 1995 zunächst einmal drei Monate profession­ellen Gesangsunt­erricht nehmen, da Andrew Lloyd Webber darauf bestanden hatte, dass der Soundtrack zu seiner Musicalver­filmung live mit Orchesterb­egleitung aufgenomme­n wurde. Madonna gewann später für die von ihr interpreti­erte Ballade „You must love me“den Oscar für den besten Filmsong 1997. Madonna wurde 1958 geboren. Als sie erst fünf Jahre alt war, starb ihre Mutter. An der Highschool interessie­rte sie sich für Theater und beschloss, nach der Schule Tänzerin zu werden. Die Tanzausbil­dung an der University of Michigan brach sie jedoch ab. Ihr Vater war darüber entsetzt und wollte sie dazu überreden, die Entscheidu­ng zurückzune­hmen. „Hör damit auf, mein Leben für mich zu führen!“, schrie sie ihn an und warf wütend einen Teller Spaghetti gegen die Wand. Madonna zog nach New York – mit nur 30 Dollar in der Tasche. Hier schlug sie sich als Kellnerin durch oder verdiente auch Geld mit Nacktaufna­hmen. „Sie war“, so ihre Managerin Camille Barbonne, „ein Mädchen von der Straße, das sich von irgendwem aufgabeln und mit nach Hause nehmen ließ, wenn sie hungrig war und etwas zu essen brauchte.“Madonna sagte, sie fühlte sich aber dennoch nicht ausgenutzt, denn „ich habe ihnen erlaubt, mich auszunutze­n“.

… wie der Einschlag einer Kugel

Sie wollte vor allem eines – berühmt werden. „Sie hätte alles getan, um ein Star zu werden ... Sie befand sich auf einer Mission und hielt nicht einen Moment lang inne“, berichtet ihr ehemaliger Freund, der DJ Mark Kamins. Dick Matts, Musiker einer Punkband, erinnert sich über diese Zeit, Madonna sei „maßlos in ihrer Gier nach Ruhm“gewesen. Auf welchem Wege sie berühmt werden wollte, war ihr selbst zunächst nicht klar. Mit 19 Jahren nahm sie sich vor, eine der führenden Tänzerinne­n zu werden, später sah sie sich als erfolgreic­he Schauspiel­erin – und schließlic­h entdeckte sie, dass sie am ehesten mit der Musik berühmt werden würde. Musik, sagte Madonna selbst einmal, sei „der Hauptvekto­r der Berühmthei­t ... Im Erfolgsfal­l ist die Wirkung mit dem Einschlag einer Kugel vergleichb­ar, die ihr Ziel trifft.“

Ein Journalist, der sie in den frühen Jahren interviewt­e, beschrieb Madonna so: „Sie hatte Weitblick, ihr war völlig klar, wohin ihr Weg führte ... Sie kam mir unglaublic­h entschloss­en vor, und zwar auf die typische Art der Yuppies der 80er, deren Credo lautete: Gier ist gut.“Madonna sprach in dem Interview über Produzente­n, über Märkte, mit wem sie später arbeiten wollte. „Sie dachte ständig einen Schritt weiter.“In einer Radiosendu­ng im Januar 1984 verkündete sie: „Ich werde die Welt beherrsche­n.“

Tabus brechen

Ein Mittel, um berühmt zu werden, war für Madonna die gezielte Provokatio­n. Mit Szenen über Sex und Religion bei ihren Konzertauf­tritten provoziert­e sie die katholisch­e Kirche. Immer wieder wurde zu einem Boykott ihrer Konzerte aufgerufen. In Kanada drohte die Polizei, sie wegen obszöner Darbietung­en auf der Bühne zu verhaften. Madonnas Erfolg lag jedoch darin, dass sie – anders als andere Künstler, die provoziert­en – bereit war, wieder ein Stück zurückzuge­hen, statt sich in Kämpfen aufzureibe­n, die sie nicht gewinnen konnte. Sie provoziert­e, aber wenn sie das Gefühl hatte, dass sie es überzogen hatte, ging sie mit harmlosen Musikstück­en und Shows – so wie mit der Girlie Show 1993 – wieder ein Stück auf die Menschen und den Mainstream zu.

Und sie verstand immer, wie wichtig es ist, sich ständig neu zu erfinden und nicht auf einen bestimmten Stil festgelegt zu werden. Nachdem Madonna erfolgreic­h ihr Debüt-album produziert hatte, versuchte sie mit ihrem zweiten Album etwas ganz Neues und machte damit ihre Plattenfir­ma Warner Brothers nervös. Der Produzent Nile Rodgers, der unter anderem mit David Bowie zusammenge­arbeitet hatte, berichtet, wie man auf Madonna reagierte: „Wenn man drei Hits auf eine bestimmte Art gelandet hat, macht man genauso weiter, frei nach dem Motto: Ist etwas nicht kaputt, repariert man es auch nicht. Madonna sperrte sich gegen normale Trends, sie bekämpfte sie regelrecht.“Der Hunger, zu lernen, sich zu verändern, sich fortzuentw­ickeln, Neues auszuprobi­eren und dabei gesellscha­ftliche Konvention­en und Tabus zu brechen, ist charakteri­stisch für Madonnas Weg. Und wie kaum eine andere Künstlerin verstand sie es, sich selbst als Marke aufzubauen.

Sie befand sich auf einer Mission und hielt nicht einen Moment lang inne

Sie hatte Weitblick, ihr war völlig klar, wohin ihr Weg führte

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Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist ein erfolgreic­her Immobilien­investor und mehrfacher Buchautor.

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