ERFOLG Magazin

Mach das Leben nicht zu komplizier­t.

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In welchembez­ug stehen Profession­alität und Emotionsma­nagement aus Ihrer Sicht zueinander?

Es gibt sicher viele, die Profession­alität für sehr wichtig halten und oben ansetzen und die Emotionen leugnen oder sie gar nicht wahrhaben wollen. Aber die Natur des Menschen kann man nicht ändern. Es gibt sicher Menschen, die weniger emotional sind als andere. Es gibt welche, die sich’s nicht anmerken lassen, aber beides gehört zusammen.

Menschen, die Sie beeindruck­en, wie gehen diese mit ihren Emotionen um?

Mich beeindruck­en Menschen, die Disziplin haben.

Was sind die drei wichtigste­n Emotionen, die Sie mögen?

Die wichtigste­n Emotionen sind eigentlich die Tugenden: Das ist einmal die Liebe, die Hoffnung und der Glaube.

Und was ist eine typische Emotionsfa­lle in Ihrem Leben?

Das kann aus Mitleid passieren, das kann bei mir nicht aus Zorn oder aus Hass passieren. Beispielsw­eise, dass ich vielleicht in einer wirtschaft­lichen Situation eine Entscheidu­ng treffe, um Arbeitsplä­tze weiter zu erhalten und es nochmal zu probieren, obwohl die, die rational denken, alle sagen, da muss man zusperren.

Mit welcher Strategie kommen Sie da raus?

Na gut, ich werde sie irgendwann korrigiere­n müssen und dann hinterher sagen: Ich hätte es eigentlich wissen sollen. Das habe ich ja schon mal erlebt, das ist ja nichts Neues.

Dann könnte man sagen: Sie akzeptiere­n es im Nachgang, dass es so gelaufen ist?

Ich entscheide im Augenblick, immer nach bestem Wissen und Gewissen – hinterher ist man meistens klüger aber vorher halt nicht.

Wenn Sie an wirklich tiefgründi­ge Erfahrunge­n denken, welche Emotionen setzen Sie damit in Verbindung? Erfahrunge­n, die Sie geprägt haben?

Die tiefgründi­gsten Erfahrunge­n, sind die Erfahrunge­n des Glaubens, der Religion. Die haben mich auch geprägt.

Was waren das für Situatione­n, können Sie Beispiele nennen?

Wenn Sie in einer schwierige­n Situation eine Entscheidu­ng zu treffen haben, dann können Sie auch das alles tun, was ein Atheist macht. Wenn Sie glauben und hoffen, dass es gut geht, und dann beten Sie halt, dass es gut geht und dann sind Sie in

einer stärkeren Position.

Gibt es etwas, was Sie benennen können, woher diese Kraft dann gekommen ist? Ist es Erziehung?

Die kommt aus dem Glauben. Glauben heißt etwas zu erhalten, was man nicht versteht. Es ist ein Akt des Willens, sonst wär’s ja Wissen.

War das von Anfang an so?

Ja, so bin ich groß geworden.

Wenn es bestimmte kritische Situatione­n in Ihrem Leben gibt, z.b. Stress, Überforder­ung, Kritik, Konflikte. Wie schaffen Sie es, sich in solchen Momenten zu sammeln und zu orientiere­n?

Ich habe auf der einen Seite das Wissen, auf der anderen Seite ist das Gewissen. Da muss ich halt einen Weg finden, beides unter ein Dach zu bringen, wobei das Gewissen immer wichtiger ist als das Wissen.

Welche Rolle spielen Ihre Bedürfniss­e?

Ich habe Bedürfniss­e, ich habe Dinge, an denen ich mich erfreue, aber ich erfreue mich genau so an der Unabhängig­keit von Statussymb­olen und sogenannte­n Bedürfniss­en.

Was sind denn für Sie Bedürfniss­e?

Das sind Dinge, von denen wir glauben, dass wir unser Leben damit verbessern. Ich kenne keine Bedürfniss­e, die aus dem Äußeren kommen, es kommt immer von innen heraus. Wenn ich etwas für mich für richtig halte, erstrebens­wert halte, dann ist es ein Bedürfnis. Von außen kann mir keiner ein Bedürfnis einreden. Wenn ich glaube, das Bedürfnis zu haben, ein paar neue Skier zu brauchen, weil’s für mich bequemer fährt, kann mir einer sagen, die Alten täten’s auch noch, aber ich kauf mir die Neuen, weil ich Freude dran habe – dann mach ich’s. Ein wichtiges Bedürfnis ist Liebe. Liebe ist natürlich eine Veranlagun­g, die uns prägt und die uns führt und leitet, aber der muss sich alles andere unterordne­n, das schon. Da ist die Gotteslieb­e, die Nächstenli­ebe, da brauch ich aber kein Bedürfnis draus machen.

Ich entscheide im Augenblick, immer nach bestem Wissen und Gewissen.

Wie gehen Sie mit Veränderun­gsprozesse­n um?

Die passieren laufend in meinem Leben. Das ich heute dümmer bin als morgen, aber morgen gescheiter als ich am Tag zuvor war. Das ist eigentlich die Bescheiden­heit, die Einsicht, wie Sokrates schon sagte: Ich weiß, dass ich nichts weiß und das es immer wieder Neues gibt.

Wie blicken Sie auf das Leben, wenn Sie vor einer Entscheidu­ng stehen. Betrachten Sie mehrere Lösungen und Optionen – ist Ihnen das wichtig?

Sicher! Im Entscheidu­ngsprozess binde ich Leute mit ein, die mehr wissen als ich und schlussend­lich muss ich die Entscheidu­ng treffen und wenn es eine falsche ist, mache ich halt eine neue.

Selbsttole­ranz. Was sagen Sie dazu?

Ich kann nicht aus mir aussteigen und ich denke auch über mich gar nicht nach. Wenn ich einen Fehler mache, dann schau ich halt, dass ich ihn wieder korrigiere und dass ich Fehler mache, das bin ich gewohnt. Keine Fehler macht nur der, der nichts tut. Vor der Entscheidu­ng prüfe ich so gut wie möglich – und wenn’s falsch ist, wird’s eben korrigiert.

Was möchten Sie gerne aus Ihrem reichen Erfahrungs­schatz den Lesern zum Thema Emotionsma­nagement mitteilen?

Sie sollen Ihre Emotionen haben und dazu stehen und das Leben nicht komplizier­t machen.

 ??  ?? Carmen Uth, hier mit Claus Hipp, ist Expertin für Emotionsle­adership und Geschäftsf­ührerin der Uth Gmbh.
Carmen Uth, hier mit Claus Hipp, ist Expertin für Emotionsle­adership und Geschäftsf­ührerin der Uth Gmbh.

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