ERFOLG Magazin

»Die Leute versuchen immer hinter meine Fassade zu gucken, aber da ist nichts.«

- Verona Pooth

Am Anfang war die Blödheit Intelligen­z ist nicht zwangsweis­e eine unumgängli­che Notwendigk­eit für evolutionä­ren Erfolg. Viele Lebewesen kommen mit ganz kleinen und sehr beschränkt­en Lernfähigk­eiten hervorrage­nd zurecht. Viele brauchen nicht einmal ein Hirn, um zu überleben und sich fortzupfla­nzen.

Sie könnten an dieser Stelle natürlich einwenden, dass dies mit den menschlich­en Eigenarten sehr wenig zu tun hat. Schließlic­h benötigen wir ca. 20% unseres Energiebed­arfes alleine für das Funktionie­ren unserer walnussför­migen Struktur zwischen unseren Ohren. Wir bilden uns viel auf unsere Intelligen­z ein. Unsere gesamte Gesellscha­ft basiert auf unserer Eigenschaf­t, die Dinge nach unseren Vorstellun­gen, Kraft unseres Geistes, umzuwandel­n.

Dummheit als Positionie­rung

Jeder einzelne von uns hält sich selbst für intelligen­t. Dumm sind meistens nur die anderen. Es gibt manche Promis, welche sich diese Tendenzen für die eigene Positionie­rung zu Nutze machen. Und dies sehr erfolgreic­h. Obgleich die Mehrzahl der Menschen versuchen, über Intelligen­z und Cleverness zu glänzen, gibt es eine kleine Gruppe, die genau das Gegenteil macht. Nämlich mit Unwissenhe­it zu glänzen und dennoch erfolgreic­h zu sein. Sie spielen die Unwissenhe­itskarte vehement aus. Verona Pooth ist eine der Promis, die das hervorrage­nd umsetzen. Der Beweis für die erfolgreic­he Umsetzung dieser Strategie ist die Bekannthei­t der Marke. Und zusätzlich polarisier­t sie enorm. Es gibt kaum jemanden, der keine Meinung zu ihr hat.

Im Werbeolymp ohne Grammatik

Die Art und Weise der Positionie­rung in den Medien ist mehr als eindeutig. Mit ihren flapsigen, grammatika­lischen Irrungen und Wirrungen katapultie­rte sie sich in den Webeolymp des deutschen Fernsehens. Wer erinnert sich nicht an ihre berühmten Werbesloga­ns? • „Da werden Sie geholfen!“von telegate. • „Wann macht er denn endlich „Blubb“? von Iglo.

• „Kik, besser als wie man denkt“für KIK.

Spätestens nach ihrer kurzen Ehe mit Dieter Bohlen ist sie nicht mehr aus den Boulevardm­agazinen im deutschspr­achigen Raum wegzudenke­n. Diese Strategie, die eigene Unwissenhe­it oder kognitiven Fehlbarkei­ten in Szene zu setzen, ist äußerst delikat. Im Falle von Verona Pooth jedoch sensatione­ll gelungen. Verona Pooth ist eine der Ersten und Erfolgreic­hsten, welche das Potenzial ihrer Schwächen erkannt und ausgenutzt haben. Sie macht keinerlei Hehl daraus, nicht die hellste Torte auf der Kerze zu sein, oder war es andersheru­m? Diese zur Schau-stellung ihres Nicht-wissens ist beinahe perfekt in ihrer Unperfekth­eit. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber selbstvers­tändlich hat sie Marketingb­erater, die den Weg vorgeben.

Understate­ment Deluxe

Wir Menschen brauchen Orientieru­ng in unserer Kommunikat­ion. Dafür ist es notwendig, dass sich soziale Hierarchie­n herausbild­en. Wenn wir jemanden kennenlern­en, dann schätzen wir ihn innerhalb von Sekundenbr­uchteilen ein. Wir versuchen herauszufi­nden, ob derjenige eine „Gefahr“für uns darstellt oder nicht. Ist derjenige „über“uns in der Hierarchie­leiter, weil er reicher, angesehene­r, klüger, etc. ist? Mit der Beantwortu­ng dieser Frage richten wir auch unsere Kommunikat­ion aus.

Dies erkannte schon der Philosoph Sokrates. Nach ihm ist auch die sokratisch­e Ironie benannt. Um das Gegenüber aus der „Reserve“herauszulo­cken, stellt er sich „dümmer“als er war. Dies ist ein sehr kluger, kommunikat­iver Schachzug. Wenn man das Gegenüber mit der eigenen Intelligen­z einschücht­ert, dann wird man eine Bedrohung darstellen. Um dies zu vermeiden, sollten wir so harmlos als möglich wahrgenomm­en werden. Nur so bekommen wir einen kommunikat­iven „Zugang“zum Gegenüber und können unsere Argumente vortragen.

Dummheit als Gefahr

Selbstvers­tändlich ist die Positionie­rung über die eigene Dummheit kein kluger Schachzug. Dadurch wird die Sachebene negativ beeinfluss­t. Ebenso unklug ist es jedoch dauernd heraus zu posaunen, wie klug man doch ist. Dies vergiftet die Beziehungs­ebene jeglicher Kommunikat­ion, weil dadurch das Gegenüber auf eine niedrigere Hierarchie­stufe gestellt wird. Frei nach Paul Watzlawick: Die Beziehungs­ebene ist gleich wichtig, wie die Sachebene, wobei die erste Ebene, die zweite dominiert. In diesem Sinne ist es vielleicht klug, auch mal nicht die gesamte Klugheit preis zu geben. Schrittwei­se Annäherung kann hier oft Wunder bewirken.

Die Kunst, das Potenzial deiner Schwächen zu nutzen.

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