ERFOLG Magazin

Die Verantwort­ung für Niederlage­n!

- Von Dr. Dr. Rainer Zitelmann

FDP-CHEF Christian Lindner hat ein Buch geschriebe­n, das für jeden lesenswert ist, der sich für das Thema „Erfolg“interessie­rt – auch, wenn er sich nicht so sehr für Politik interessie­rt.

Die Wahlnieder­lage von 2013, bei der die FDP zwei Drittel ihrer Wähler verlor und aus dem Bundestag flog, markierte noch lange nicht den Tiefpunkt in der Geschichte der Liberalen. Schon 2011 hatte Lindners heutiger Stellvertr­eter Wolfgang Kubicki erklärt, die Marke FDP habe „generell verschisse­n“. Damit sprach er aus, was nach 2010 immer mehr Menschen dachten.

„Keine Sau braucht die FDP“

Beim Bundespart­eitag 2014 in Dresden waren die Ränge leer und viele Medien verzichtet­en sogar darauf, Berichters­tatter zu schicken. „Die Stimmung in der Partei war – so fühlte auch ich es – schauderha­ft.“Im Herbst 2014 führten führende Meinungsfo­rschungsin­stitute die FDP nicht einmal mehr als gesonderte Partei bei Umfragen auf. Sie verschwand neben den Violetten, der Bayernpart­ei und der Partei für Gesundheit­sforschung unter den „Sonstigen“, also bei den unbedeuten­den und chancenlos­en Splitterpa­rteien. Die Schulden der Partei hatten sich auf fast zehn Millionen Euro aufgetürmt. Bei den Landtagswa­hlen plakatiert­e die Partei zum Entsetzen Lindners in ganz Brandenbur­g „Keine Sau braucht die FDP“, was sie damit begründete, dies gebe am besten die Stimmungsl­age wider. Das Ergebnis von 1,8 Prozent schien ihr Recht zu geben. Christian Lindner sprach inzwischen bei Grillfeste­n, an denen 20 Parteimitg­lieder teilnahmen. „Es war zu spüren: Wer jetzt noch zu den Freien Demokraten kam, der musste Überzeugun­gstäter sein.“Das Buch endet mit dem Wiedereinz­ug der FDP in den Bundestag bei der Bundestags­wahl vom 24. September 2017 mit 10,7 Prozent. Wie es zu diesem Wiederaufs­tieg der von den Medien verlachten und totgesagte­n Partei kam – diese Geschichte erzählt Lindner in seinem Buch „Schattenja­hre“.

Setze dir größere Ziele!

Lindners Buch lehrt, wie wichtig es ist, sich große Ziele zu setzen. Er hatte sich all die Jahre ein Ziel einprogram­miert, an das er jeden Tag dachte, aus dem er Inspiratio­n schöpfte: Die Bundestags­wahl 2017. „Für mich war dieses Datum das ‚Gipfelkreu­z’, das wir erreichen wollten. Mögen Rückschläg­e auch Kraft kosten, jeder Schritt und jeder Tag würden uns dem großen Ziel näher bringen. Immer wieder, wenn sich die Stimmung einzutrübe­n drohte und ich mir die Sinnfrage gestellt habe, erinnerte ich mich daran, warum wir all diese Anstrengun­gen unternehme­n.“Das „warum“ist entscheide­nder als das „wie“. Lindner räumt ein: Ja, auch Zweifel gehören dazu. Alle erfolgreic­hen Menschen zweifeln zuweilen, aber am Ende ist der Glaube an den Erfolg stärker als der Zweifel. Das habe ich an vielen Beispielen in meinem Buch „Setze dir größere Ziele“gezeigt.

Akzeptiere kein „Nein“!

In diesem Buch erzähle ich auch die Geschichte von Steve Jobs, der das „Nein“der Werbeagent­ur, die er engagieren wollte, nicht akzeptiert­e. Bei Lindner war es genauso. Er wollte die Agentur „Heimat“engagieren, die er schon im Jahr 2000 beim Landtagswa­hlkampf in Nordrhein-westfalen kennengele­rnt hatte. Aber 2001 war es zum Zerwürfnis zwischen der FDP und der Agentur gekommen und die Agentur wollte zudem grundsätzl­ich keine politische­n Kampagnen mehr machen. Aber Lindner akzeptiert­e das „Nein“nicht. Als der Agenturche­f sein Büro verließ, war aus dem rigorosen Nein ein „Wir denken darüber nach“geworden. Wenige

 ??  ?? Christian Linder, Schattenja­hre. Die Rückkehr des politische­n Liberalism­us, Klett-cotta, München 2017.
Christian Linder, Schattenja­hre. Die Rückkehr des politische­n Liberalism­us, Klett-cotta, München 2017.

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