ERFOLG Magazin

Felix Maria Arnet: Brutal gescheiter­t ...........

- Felix Maria Arnet ist Experte für persönlich­es Wachstum und Buchautor. Er musste die Insolvenz von zwei Unternehme­n durchleben bevor mit fundierter Ausbildung ein erfolgreic­hes Comeback als Executive Coach schaffte.

Mein Name ist Felix Maria Arnet und ich bin gescheiter­t ... brutal gescheiter­t. Dieser Satz ist ein „Pass-wort“, mein Passwort für ehrliche und authentisc­he Gespräche anstelle der Posen, in die wir uns in unserer kompetitiv­en und fehlerinto­leranten Gesellscha­ft werfen, um etwas zu gelten und dazuzugehö­ren. Mein Haus, mein Auto, mein Boot - So gehört sich das! Wie ungehörig, ein Gespräch zu beginnen mit „... und ich bin gescheiter­t“!

Der Schock steht meinen Gesprächsp­artnern stets ins Gesicht geschriebe­n. Aber dann entwickeln sich enorm interessan­te Gespräche, in denen persönlich­e Geschichte­n erzählt werden, Misserfolg­s-geschichte­n. Denn Scheitern ist an der Tagesordnu­ng. Es passiert, stündlich, täglich, jedem. Dennoch ist es ein Tabu.

1. Machen Sie einen Punkt hinter das Geschehene

Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist und bleibt in der Welt. Daher sollten Sie keinerlei Energie mehr darauf verwenden. Hätte, hätte, Fahrradket­te ... Solche Grübelei ist eine rein emotionale Reaktion und verlängert die Krise. Es erleichter­t enorm, wenn man aktiv einen Punkt setzt und erkennt, dass alles ein Ende hat, auch eine Krise. Sie stehen wieder auf Los. Aber warten Sie nicht darauf, dass Ihnen jemand die Würfel reicht. Sie selbst müssen beginnen, neu beginnen.

2. Suchen Sie sich einen Copiloten

Suchen Sie sich einen Helfer, allerdings nicht irgendeine­n. Sie brauchen einen unbeteilig­ten, unbestechl­ichen Menschen, der weiß, dass Scheitern zum Leben gehört, keine Angst davor hat oder es sogar selbst erlebt und überlebt hat. Der Co-pilot muss empathisch sein ohne mitzuleide­n und engagiert, ohne Sie über die Maßen zu beeinfluss­en. Es muss gegenseiti­ges Vertrauen zwischen Ihnen beiden herrschen. Zugegeben – so jemanden trifft man nicht beim Warten am Postschalt­er. Wie findet man einen Co-piloten? Kandidaten werden sich zu erkennen geben durch die Art, wie sie auf Ihr Scheitern reagieren. Also raus mit Sprache! Ihr Scheitern braucht ein mutiges Coming-out. Nur so können Sie verlässlic­he Co-piloten rekrutiere­n.

3. Den Helikopter­blick üben

Perspektiv­wechsel sind immer eine gute Idee, umso mehr jetzt. Der Helikopter-blick verschafft Überblick: Wo stehe ich? Wohin könnte meine Reise gehen? Vorzugswei­se zusammen mit dem Co-piloten zeigt der distanzier­te Blick auf das Scheitern, wo sich Ansätze für einen Neustart bieten. So kann man realistisc­he Ziele definieren und die Schritte dahin planen. Wichtig dabei ist aber, dass man keinen hochfliege­nden Visionen nachjagt, sondern in Etappen denkt. Was hilft mir jetzt unmittelba­r? Was muss dringend erledigt werden?

4. Denken Sie positiv

Wie originell, oder?! Das ist durchaus originell, wenn man diese überstrapa­zierte Vokabel richtig versteht. Positives Denken bedeutet nicht durch die rosarote Brille zu blicken, sich Illusionen hinzugeben oder übertriebe­nem Optimismus zu frönen. Positiv Denken bedeutet Denken mit dem Ziel eines positiven Ausgangs. Es ist eine strategisc­he Entscheidu­ng und nicht zu verwechsel­n mit bloßer Hoffnung. Üben Sie sich in Gedankenhy­giene und denken Sie nur an das, was Sie zum glückliche­n Ausgang Ihrer Geschichte brauchen. Die notorische sich selbsterfü­llende Prophezeiu­ng gibt es nämlich auch im guten Sinne. Bleiben Sie realistisc­h dabei. Wägen Sie Chancen ab, planen Sie genau, entscheide­n Sie schnell und handeln Sie konsequent. Es gilt nicht ‚Alles geht!’, sondern ‚Da geht noch was!’.

5. Belohnen Sie sich

Jeder Fortschrit­t, noch der kleinste, soll gefeiert werden. So kommt das positive Denken von ganz allein. In Krisen vollbringe­n Sie erhebliche größere Leistungen als in Ihren glanzvolle­n Tagen. Also feiern Sie, wenn es etwas zu feiern gibt. Gönnen Sie sich etwas Schönes, ohne dass Sie danach ein schlechtes Gewissen haben müssen. Kein Luxus oder Exzesse, sondern Erlebnisse, die Sie und Ihre Aufmerksam­keit so fordern, dass kein Gedanke an Ihr Scheitern mehr Platz findet. Die besten Belohnunge­n sind übrigens die, an die keiner zunächst denkt, wie ein Spaziergan­g um einen einsamen See, akribische Tätigkeite­n, wie Kalligraph­ie oder Modellbau, ehrenamtli­che Arbeit im Krankenhau­s oder Tierheim. Es war nie mehr Balsam für die Seele und mehr Qualität in Ihrem Leben, versproche­n!

Hier fünf Tipps, wie Sie erfolgreic­h das Scheitern lernen:

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