Jennifer Aniston
Von der Kellnerin zur bestbezahlten Schauspielerin Hollywoods
Jennifer Joanna Aniston steht, wie kaum eine andere Schauspielerin, für die Erfüllung des amerikanischen Traumes: von der Tellerwäscherin zur Millionärin. Bevor sie als eine der Hauptprotagonistinnen in der weltweit bekannten Sitcom „Friends“Mitte der neunziger Jahre erfolgreich wurde, verdiente sie ihre Brötchen als Kurierin und Kellnerin. Kaum etwas deutete damals auf ihre spätere Erfolgsgeschichte hin. Aniston ist die Tochter eines griechisch-stämmigen Schauspielers und einer Amerikanerin, welche selbst italienische, schottische, griechische und italienische Wurzeln in sich vereinigte. Ein multinationaler Cocktail, der auch auf den Kinoleinwänden der Welt gut ankommt. Nicht nur das, sie wurde ab Mitte der Neunziger sogar eine der führenden Stil-ikonen für viele Frauen auf der ganzen Welt. Aniston wird regelmäßig vom Us-magazin People unter die „50 schönsten Menschen der Welt“gewählt. 2004 führte sie diese Liste sogar an. Doch das ist bei weitem noch nicht alles, was es über diese Frau zu sagen gibt.
Guinness-buch-rekord
Durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten wurden ihr Kritikerpreise wie der Emmy, der Golden Globe und der Screen Actors Guild Award verliehen. Natürlich zahlte sich dies auch monetär mehr als aus. In der finalen Staffel der Sitcom „Friends“2004 bekam jeder der sechs Hauptdarsteller eine Million Dollar pro Folge. Damit schafften sie es sogar ins Guinness Buch der Rekorde, mit der höchsten Gage, die bis dahin für Serienstars bezahlt wurde. Bislang haben Anistons Filme weltweit eine Gesamtsumme von über zwei Milliarden Us-dollar eingespielt. 2007 schätzte das Us-wirtschaftsmagazin Forbes Anistons Vermögen auf 110 Millionen Us-dollar. Jetzt könnte man sich fragen: Ist dieser erfolgreiche Werdegang von Jennifer Aniston einfach nur Glück oder gibt es Elemente, die für unsere eigene Kommunikationsstrategie nützlich sein könnten?
Anistons Superkraft
Als Schauspieler in einem Film zu glänzen, der durch Inhalt und Dramaturgie besticht, ist nicht die riesengroße Kunst. Die eigentliche Kunst besteht darin, in einem negativen Umfeld positiv herauszustechen. Laut Time Out Magazine habe Jennifer Aniston die seltene Gabe, das Publikum auch dann für sich zu gewinnen, wenn das Filmmaterial alles andere als überzeugend ist.
Nehmen wir ein Fußballspiel, um die Idee zu erläutern. In einer Mannschaft, die funktioniert, wo alles nach Wunsch und Plan abläuft, ist es nicht schwierig, die eigene Leistung abzurufen. Wenn allerdings Sand im Getriebe ist, sieht das schon ganz anders aus. Wer sich hier vom Umfeld nicht negativ beeinflussen lässt, sticht positiv hervor. Das gilt für jeden Bereich. Am Ende setzen sich Qualität und Einsatz durch.
Die Bühne des Lebens
Vielleicht stimmen Sie dem eben ausgeführten Punkten zu. Doch wie genau übt Aniston diese Wirkung aufs Publikum aus? Schon der berühmte William Shakespeare wusste, dass sich das Leben kaum von einem Theaterstück unterscheidet: „Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab.“Wie wir uns geben und vor allem, was wir von uns geben, entscheidet, wie wir wahrgenommen werden. So weit, so einleuchtend.
Die Wirkung hängt, besonders bei Schauspielern, sehr vom Aussehen ab. Oberflächlich betrachtet würde dies zur Schlussfolgerung führen: je schöner, desto besser. Natürlich ist dies nicht der Fall. Es geht darum, wie wir mit unserem Aussehen umgehen, wie wir es einsetzen. Denn selbstverständlich gibt es erfolgreiche Schauspieler, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Dies gilt natürlich auch für jeden anderen Bereich in unserem Leben. Es wäre doch sehr traurig, wenn nur die Schönen – wie auch immer wir dies definieren – erfolgreich sein könnten. Unser Aussehen können wir nur bis zu einem gewissen Grad beeinflussen, unseren Umgang damit jedoch zu 100 Prozent.
Heißeste Frau der Welt
Interessanterweise hat das Us-männermagazin Men’s Health Jennifer Aniston 2011 zur „heißesten Frau aller Zeiten“gewählt. Die Juroren begründeten ihre Entscheidung vor allem damit, dass sie über eine bodenständige Persönlichkeit und ein menschliches Liebesleben verfüge. Diese Begründung ist doch mehr als spannend. Kein sexy Boxenluder oder perfekte Vorzeigemutter wird als anziehendste Frau der Welt ausgewählt, sondern jemand mit einer menschlich-verletzlichen Seite. Das angesprochene Liebesleben zeigt keine langanhaltende Erfolgsgeschichte, denn oftmals war nach relativ kurzer Zeit wieder Schluss mit der Beziehung. Diese Form des Liebeslebens ist für viele Menschen nachvollziehbarer als die ewige Liebe oder eine perfekte Ehe, welche nichts und niemand
»Ich esse wirklich gut und ich trainiere, aber ich gönne mir auch etwas, wann ich will. Ich hungere nicht.«
erschüttern kann. Das Leben hält eben beide Seiten für uns parat. Aniston sagte dazu: "Je größer deine Fähigkeit zu lieben ist, desto größer ist auch deine Fähigkeit, den Schmerz zu fühlen.“
Vom Traum zur Realität und zurück
Obgleich es fast nach Hollywood-traumbeziehung und -ehe aussah mit Brad Pitt, war es damit auch nach fünf gemeinsamen Jahren vorbei. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn eine Beziehung in die Brüche geht. Dieses Wissen steht uns viel häufiger zur Verfügung als der umgekehrte Fall. Dennoch sind wir stets auf der Suche nach der perfekten Liebe.
Die Marke Aniston funktioniert so gut, weil wir ihr ihre Liebes- und Komödienrollen abnehmen. Es kommt zu einer Überlagerung privater und beruflicher Elemente. Niemals würden wir ihr die massenmordende Psychopathin von nebenan abnehmen. Heiß ja, aber nicht authentisch. Schon geht die Wirkung verloren. Da hilft dann auch das Aussehen nichts mehr. Aus diesen Gründen macht es selten Sinn, sich zu verstellen und als etwas anderes gelten zu wollen, was man wirklich ist. Jennifer Aniston bringt diese Tatsache sehr schön auf den Punkt: „Es geht darum, bequem zu sein, einfach zu sein und etwas tragen zu können und es nicht tragen zu lassen. Es ist klassisch. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, mutig und verrückt zu sein, fühle ich mich wie eine japanische Zeichentrickfigur.“
Humor
Ein gewisser Grad an Souveränität im Umgang mit der Welt macht ebenfalls sympathisch. Was eignet sich da besser als Humor? Natürlich hält das Leben für keinen von uns nur schöne Situationen parat. Die Konstruktion der Realität lässt dies einfach nicht zu. Was sie jedoch zulässt, ist die Art und Weise, wie wir mit Situationen oder Schicksalsschlägen umgehen.
Auch Jennifer Aniston ist da keine Ausnahme. Sie musste sehr früh in ihrem Leben hinnehmen, dass ihre Eltern sich scheiden ließen: „Die Scheidung meiner Eltern habe ich mit viel Traurigkeit, Schmerz und Schauspielerei, aber vor allem mit Humor verbunden. Das war meine Art, mit all dem umzugehen.“Wenn der eigene Humor auch als Schicksalskompensation angewandt wird, verbindet er.
Auch ihre Aussage über die Ehe mit Brad Pitt hat eine gewisse Komik, auch wenn sie tragischer Natur ist, denn kurze Zeit später waren sie geschieden: „Wir sind jetzt vier Jahre verheiratet. Nach Hollywood-zeitrechnung ist das eine Ewigkeit!“
Sympathisches Selbstvertrauen
Der Erfolg der eigenen Selbstdarstellung hängt natürlich von der Kompetenz ab. Jedoch nicht nur. Wir können fachlich sehr kompetent sein, doch die Sachen nicht auf einer menschlichen Basis vermitteln. Wie gefällt es Ihnen beispielsweise, wenn Sie jemand – fachlich völlig korrekt – maßregelt und von oben herab? Nehmen Sie diese Kritik an oder blockieren Sie? Leider kann dies auch umgekehrt funktionieren: Wir sind sehr sympathisch, deshalb hört man uns gerne zu. Zu sagen haben wir aber nicht viel und schon gar nichts Fundiertes. Im Idealfall jedoch sind wir fachlich top und menschlich anziehend. Dann dringen wir mit fachlich gutem Input zum anderen durch. Die optimale Kombination. Was wir benötigen, ist die richtige Dosis an Selbstvertrauen. Jennifer Aniston gelingt es sehr gut, Selbstvertrauen zu signalisieren, ohne unsympathisch zu wirken, als sie mal sagte: „Weißt du, ich habe Falten auf meiner Stirn und lächele, aber was ist daran falsch? Ich liebe es zu lächeln“. Dies passt natürlich auch perfekt zu ihrer Einstellung von Humor. Weil sie für viele Frauen eine Stilikone ist, wird sie oft auf ihr Aussehen angesprochen. Ihre Antworten diesbezüglich sind sehr sympathisch: „Schau, ich esse wirklich gut und ich trainiere, aber ich gönne mir auch etwas, wann ich will. Ich hungere nicht. Du darfst mir weder meinen Kaffee noch meine Molkerei oder mein Glas Wein wegnehmen, weil ich dann am Boden zerstört wäre.“Wieder spielt sie uns nicht das perfekte Hollywoodsternchen vor, sondern zeigt uns einen Menschen mit Leiden und Lastern. Einzig und allein der Umgang macht uns zu sympathischen Menschen oder nicht. So sagte Aniston: „Du wirst verurteilt, wenn du zu dünn bist und du wirst verurteilt, wenn du zu dick bist. Laut Presse war ich beides. Es ist unmöglich, es allen recht zu machen, darum schlage ich vor, dass wir es nicht mehr versuchen.“
Fazit
Das Beispiel Jennifer Aniston zeigt, wie mit Menschlichkeit gepunktet werden kann. Obgleich sie alles erreicht hat, was sich eine Schauspielerin wünschen kann, wirkt es nie, als wäre sie vom Otto-normal-menschen distanziert. Sie fällt positiv auf, weil sie weiß, was sie kann, will und wofür sie steht. Sie ist niemand, der uns auf den Keks geht, sondern - im Gegenteil - welche zugesandt bekommt, denn einmal meinte sie: „Ich bekomme nichts Seltsames wie Unterwäsche geschickt. Ich bekomme Kekse.“
»Weißt du, ich habe Falten auf meiner Stirn und lächele, aber was ist daran falsch? Ich liebe es zu lächeln.«