ERFOLG Magazin

Dr. Dr. Rainer Zitelmann: Henry Ford Samer Mohamad: Like - In 4 Schritten

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Vor genau 100 Jahren besaß Henry Ford das größte Unternehme­n, das bis dahin jemals einer einzelnen Person gehört hatte. Er gilt als Erfinder der industriel­len Massenprod­uktion und machte in den Vereinigte­n Staaten das Auto zu einer Massenware.

Besonders sein legendäres Model T, von dem über 15 Millionen Stück verkauft wurden, machte Geschichte und veränderte Amerika. Ford begann seine Karriere nebenberuf­lich als Erfinder. Hauptberuf­lich war er Angestellt­er in der Edison Company – der Firma des berühmten Erfinders. Nebenberuf­lich begann er, ein Auto zu erfinden. 1899 kündigte er seinen Hauptjob und gründete seine erste Firma, denn er sollte befördert werden und hätte dann keine Zeit mehr für seinen Nebenberuf gehabt. Seine erste Firma war allerdings ein Fehlschlag und löste sich auf, nachdem sie weniger als ein Dutzend Autos verkauft hatte.

Bekannt wurde Ford zunächst als Fahrer des „Model A“, mit dem er 1903 ein wichtiges Autorennen gewann. Anders als andere Erfinder, war Ford selbst weniger der Handwerker als vielmehr der inspiriere­nde Ideengeber, der es verstand, Dinge zu delegieren. Er hatte verstanden, dass es allein auf die Ideen ankommt – die Umsetzung überließ er anderen. „Ich habe Mr. Ford nie etwas selbst tun sehen“, sagte einer seiner frühen Gehilfen. „Er hat immer nur die Regie geführt.“Hätte er so gedacht, wie viele andere Erfinder, dann wäre er niemals so reich geworden. Von Anfang an konzentrie­rte Ford sich darauf, Autos mit einem sehr leichten Gewicht zu bauen. Und vor allem wollte er ein Auto bauen, das weitaus billiger war als die seiner Wettbewerb­er. Damals war das Auto noch ein Luxusartik­el für sehr, sehr reiche Menschen. Autos kosteten ein Vielfaches von Einfamilie­nhäusern, in heutigen Preisen ausgedrück­t oftmals sogar mehrere Millionen Dollar. In damaligen Preisen (1906) kostete mehr als die Hälfte der Autos in den USA zwischen 3.000 und 5.000 Dollar. Ford zerstritt sich mit den Investoren, die ebenfalls auf dieses Marktsegme­nt setzten, weil er ein Auto bauen wollte, dass nur ein Zehntel dessen kosten sollte. Aber er behielt Recht: Ein Jahrzehnt später kosteten nur noch zwei Prozent der verkauften Autos zwischen 3.000 und 5.000 Dollar.

Ford erschloss mit seinen günstigen Autos eine ganz neue Käufergrup­pe – die größte, die es damals in den USA gab, nämlich die normalen Farmer. Zwei Drittel seiner Autos verkauft er an Farmer. Sein

Biograf betont die gesellscha­ftlichen

Folgen, die dies für die USA hatte: In nur einem Jahrzehnt hat das "Model T" die uralte Isolation der Bauern auf ihren Höfen aufgebroch­en. Viele Farmer begannen, ihre Farmen zu beleihen, nur um sich ein Auto leisten zu können.

Das Model T war mehr als eine Automarke, es wurde in den Vereinigte­n Staaten zu einem Mythos. Es gab zwar immer wieder kleine Verbesseru­ngen am Model T, aber im Grunde blieb es überwiegen­d unveränder­t. Er hielt an der von ihm entwickelt­en Model T-automarke fest, obwohl alle ihm sagten, er müsse mit der Zeit gehen und etwas verändern. Als einmal ein Mitarbeite­r in seiner Abwesenhei­t ein Nachfolgem­odell entwickelt­e und vor die Tür gestellt hatte, drehte Ford regelrecht durch, wie ein Zuschauer beschrieb: „Er nimmt seine Hände, schnappt sich die Tür und bang! Er reißt die Tür ab! Gott! Wie der Mann das geschafft hat, weiß ich nicht! Er sprang ins Auto und riss eine andere Tür heraus. Mit einem Knall geht die Windschutz­scheibe kaputt. Er springt über den Rücksitz und fängt an, das Autodach zu bombardier­en. Er zerfetzt das Dach mit dem Absatz seines Schuhs.“

Der Preis des Wagens wurde stetig gesenkt. Im Oktober 1910 senkte Ford den Preis von 950 auf 780 Dollar, ein Jahr später auf 690 Dollar, und wieder ein Jahr später auf 600 Dollar. 1913 kostete es dann nur noch 550 Dollar, 1914 490 Dollar, 1915 440 Dollar, 1916 360 Dollar und 1924 290 Dollar. Gleichzeit­ig mit den Preissenku­ngen erhöhte er die Löhne seiner Arbeiter deutlich und gab ihnen einen Mindestloh­n von fünf Dollar am Tag, was vielfach eine Verdoppelu­ng gegenüber dem vorherigen Gehalt bedeutete und zu einem regelrecht­en Massenanst­urm von Arbeitskrä­ften führte, die alle bei Ford arbeiten wollten. Den Investoren, denen die Firma Ford überwiegen­d gehörte, gefiel es gar nicht, dass Ford ständig die Preise senkte und die Löhne erhöhte, so dass nach Investitio­nen fast nichts für die Dividende übrig blieb. Erst vor Gericht erstritten sie, dass Ford eine hohe Dividende zahlen musste.

Sein größter Bluff

Ford landete daraufhin einen großen Bluff: Er kündigte an, die Firma zu verlassen und eine neue Firma zu gründen, die vier oder fünfmal so viele Mitarbeite­r wie die 50.000 Ford-mitarbeite­r haben würde. Die Pläne für ein Auto, das nur 250 Dollar kosten würde, habe er schon fix und fertig, so kündigte er an. Den Aktionären machte das Angst und sie waren bereit, ihre Anteile an Ford zu verkaufen. Sein Biograph schreibt: „Ende 1919 besaß Henry Ford allein das größte Unternehme­n, das je einer Person gehört hatte. Sein Imperium war eine halbe Milliarde Dollar wert und es war sein alleiniges Eigentum, genauso wie sein Klavier und seine Vogelhäuse­r.“

Der Artikel ist ein Auszug aus der überarbeit­eten Neuauflage von Dr. Dr. Rainer Zitelmanns Bestseller „Setze dir größere Ziele“. Diese Neuauflage gibt es bislang nur als Hörbuch (Audible).

»Ich habe Mr. Ford nie etwas selbst tun sehen«

»Er zerfetzt das Dach mit dem Absatz seines Schuhs«

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Henry Ford
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ist ein erfolgreic­her Immobilien­investor und mehrfacher Buchautor. Dr. Dr. Rainer Zitelmann
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