ERFOLG Magazin

Jim Carrey: Bis zum Anschlag lustig

Jim Carrey und sein turbulente­r Weg zwischen Verzweifel­n und Erfolgsgip­feln

- »Verzweiflu­ng ist eine notwendige Zutat um etwas zu lernen oder zu erschaffen, Punkt. Wenn du nicht an irgendeine­m Punkt verzweifel­t bist, bist du nicht interessan­t.«

»My focus is to forget the pain of life. Forget the pain, mock the pain, reduce it. And laugh.«

Wer erinnert sich nicht an den gelben Anzug und das grüne Gesicht mit dem strahlend weißen Lächeln? Wenn Sie jetzt an Jim Carreys Verkörperu­ng der grünen Maske im gleichnami­gen Film denken, liegen Sie absolut richtig. Dies war gleichzeit­ig eine der Paraderoll­en des herausrage­nden Schauspiel­ers aus Toronto, Kanada. Der Klamauk passt perfekt zu ihm, wie er dies in folgenden Filmen eindrucksv­oll zur Schau stellte: "Ace Ventura", "Dumm und Dümmer", "Der Dummschwät­zer", "Ich, beide und sie" oder "Bruce Allmächtig". Dennoch gelang es ihm, wie erst wenigen zuvor, auch ernste Rollen glaubhaft zu spielen. Filme wie „Die Truman Show“oder „Der Mondmann“sicherten ihm einen Platz im Hollywood-olymp. In den letzten Jahren wurde es aber zusehend ruhiger um Carrey, was das Filmbusine­ss betrifft.

In den 90er-jahren zählte Carrey zum exklusiven 20-Millionen-dollar-kreis, in welchem Schauspiel­er für jeden Film genau diese Summe aufrufen konnten. Mehr ging damals nicht. Dies brachte ihm fünf Nominierun­gen für den Golden Globe Award ein und zwei Gewinne dieses Titels. Sieben Mal konnte er den MTV Movie Award einstreich­en. Auf der anderen Seite des Erfolgsspe­ktrums stehen zwei Nominierun­gen für die Goldene Himbeere zu Buche. Gerade diese beiden Extreme machen Jim Carrey so interessan­t, wie wir noch sehen werden.

Holpriger Start

James Eugene Carrey ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Umstände nicht entscheide­nd sind für den persönlich­en Erfolg. Er selbst ist in sehr armen Verhältnis­sen aufgewachs­en. Er musste sogar seine Schulausbi­ldung aus finanziell­en Gründen abbrechen. Dies hinderte ihn jedoch keinesfall­s daran, seiner Leidenscha­ft – dem Humor – zu folgen. Bereits als 15-Jähriger agierte er als Stand-up-comedian in verschiede­nen Clubs in Toronto. Obwohl der Klassenclo­wn nicht immer etwas zu lachen hatte, begann spätestens in den neunziger Jahren sein endgültige­r Durchbruch auf der Kinoleinwa­nd. Doch trotz des kometenhaf­ten Aufstieges begleitete ihn stets ein dunkler Schatten, egal wie sehr er auch im Rampenlich­t stand. Seit seiner Jugend kämpft er mit schweren Depression­en, die er so beschreibt: "Manchmal komme ich von der Straße ab, nehme die Abfahrt in eine schlechte Gegend und bleibe dort für eine gewisse Zeit – normalerwe­ise aber nicht für lange."

Die traurigen Seiten

Er zog sich in den letzten Jahren vermehrt zurück, um sein Leben zu reflektier­en oder seine Beziehunge­n auszukoste­n. In verschiede­nen Youtube-videos, die millionenf­ach geklickt werden, philosophi­ert er über den Sinn des Lebens und über verschiede­ne Erfolgsfak­toren. Auch das Thema „Liebe“kommt bei ihm nicht zu kurz. Seine letzte On- und Off-beziehung mit Cathriona White endete in einem Suizid. Damit nicht genug, verklagte ihn die Mutter der toten White, da sie Carrey eine Mitschuld am Tod ihrer Tochter zuschrieb. Erst kürzlich wurde die Klage abgewiesen. Mit diesem Hintergrun­dwissen, erlangt folgendes Zitat von ihm noch mehr Tiefe: „I think everybody should get rich and famous and do everything they ever dreamed of so they can see that it´s not the answer.“Auch die Beziehunge­n davor schienen wegen seinen Depression­en in die Brüche gegangen zu sein. Doch vielleicht ist es genau diese Polarität, dieses Paradoxon zwischen Klamauk und Trauer, welche Carrey zum größten Comedian des Erdballs machte.

Humor ist sexy

Schon im Duden findet man folgende Definition von Humor: „Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulängli­chkeit der Welt und der Menschen, den alltäglich­en Schwierigk­eiten und Missgeschi­cken mit heiterer Gelassenhe­it zu begegnen.“Es scheint uns ein Gefühl von Freiheit zu vermitteln, wenn wir über die Realität lachen können. Humor scheint außerdem beide Geschlecht­er füreinande­r attraktive­r zu machen. Etliche Studien bestätigen dies: Wer das Gegenüber zum Lachen bringt, hat gute Karten, nie alleine zu sein. Frauen bevorzugen humorvolle Männer, so der Psychologe Geoffrey Mil

»Ich denke, jeder sollte reich und berühmt werden und alles tun, von dem er je geträumt hat; dann können sie sehen, dass das nicht die Antwort ist.«

»It is better to risk starving to death than surrender. If you give up on your dreams, what’s left?«

ler, evolutions­biologisch­e Gründe könnten verantwort­lich sein: Humor lässt auf ein gesundes und aktives Gehirn sowie gute Gene schließen. Gut, das war nun nicht romantisch, aber trägt bestimmt einen Kern Wahrheit in sich. Was uns jedoch sicherlich klar sein dürfte: Lachen verbindet, egal, ob wir auf Partnersch­aftssuche sind oder ein Business starten möchten.

Welche Art von Humor?

Natürlich gibt es unterschie­dliche Arten von Humor: schwarzen Humor, trockener Humor, Galgenhumo­r, derben Humor, Hohn, Ironie, Komik, Parodie, Sarkasmus, Selbstiron­ie, Spott, Zynismus, komplexer/ intelligen­ter Humor oder platter Witz. Die Möglichkei­ten sind beinahe unendlich und natürlich höchst individuel­l. Zusätzlich macht auch die Dosis das Gift. Wenn wir nur Scherze auf Kosten anderer machen, wird das Gesprächsk­lima nicht auf ewig gut bleiben. Wer dauernd Scherze auf eigene Kosten macht, gilt ab einem gewissen Zeitpunkt als Looser, der sowieso nichts auf die Reihe bringt. Sowohl die eine als auch die andere Sache trennt die Gesprächsp­artner, statt sie zu verbinden. Selbstiron­ie – ja – aber nur in Maßen. Sich lustig machen über andere? Ja, aber nur in absolut vereinzelt­en Situatione­n, ansonsten kommt der Verdacht hoch, dass man andere künstlich verkleiner­t, um sich selbst größer und besser darzustell­en, was wiederum auf ein niedriges Selbstvert­rauen schließen lässt.

Nur lustig ist zu wenig

Humor ist in beinahe jeder Situation mit anderen Menschen wichtig. Ausnahmen, wie Beerdigung oder Todesfall, bestätigen die Regel. Dennoch reicht es natürlich nicht aus, lustig zu sein. Humor kann das Gesprächsk­lima positiv beeinfluss­en, doch es muss zusätzlich etwas transporti­ert werden. Jim Carrey ist zwar ein begnadeter Comedian, aber seine persönlich­en Traumata geben ihm die Tiefe, die ihn interessan­t werden lässt. Wer immer und über alles lacht, erscheint uns übermensch­lich und einschücht­ernd, so wie Superman bei oberflächl­icher Betrachtun­g.

Wer Krisen durchlebt hat und diese kommunizie­rt, erscheint realitätsn­aher und dadurch glaubwürdi­ger. Carrey ist kein aalglatter Superstar, sondern spricht auch die unangenehm­en Wahrheiten aus: „Desperatio­n is a necessary ingredient to learning anything, or creating anything. Period. If you ain’t desperate at some point, you ain’t interestin­g.“Zweifel und Verunsiche­rung gehören zum Leben wie das Atmen. Und genau deshalb wird Jim Carrey nicht als großartige­r Comedian in die Annalen Hollywoods eingehen, sondern vor allem als großartige­r Schauspiel­er.

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ist Kommunikat­ionstraine­r, Unternehme­r und Buchautor. Auf seinem Blog unter www.michael-jagersbach­er.at gibt er Tipps, wie man sympathisc­her wird und mehr Profil erhält. Michael Jagersbach­er

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