ERFOLG Magazin

Karl Lagerfeld: Das Vermächtni­s

Der Grandseign­eur der Haute Couture prägte mit seiner künstleris­chen Arbeit die Modewelt wie kein Zweiter

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Es ist gegen meine Natur, schwach zu werden. Karl Lagerfeld Talkshow Johannes B. Kerner, ZDF, 9. Juni 2009

Seine Markenzeic­hen waren ein weißer Zopf, hoher Hemdkragen und eine dunkle Sonnenbril­le so kannten viele den im Februar gestorbene­n Karl Lagerfeld. Das genaue Vermögen von einem der reichsten Deutschen kannten aber wohl nur wenige. Der Modezar besaß nach Angaben des Onlineport­als focus.de 300.000 Bücher, eine Katze, die modelt, sowie Villen in Hamburg, Paris und Monaco. Darüber hinaus habe er ein Jahresgeha­lt in Höhe von 44 Millionen Euro verdient. Doch die Schätzunge­n über sein Gesamtverm­ögen unterschei­den sich stark. Das Manager Magazin bezifferte seinen Besitz auf etwa 400 Millionen Euro, das Us-amerikanis­che Wirtschaft­smagazin Forbes dagegen auf rund 180 Millionen Euro.

Sein Jahresgeha­lt setzte sich aus Einkünften als Kreativdir­ektor bei Chanel und Fendi, seinem Luxus-modeshop 7L und weiteren Nebentätig­keiten zusammen. Doch mit den 44 Millionen Euro schaffte es Lagerfeld dem Onlineport­al zufolge nicht unter die 25 reichsten Unternehme­r aus der Fashion-szene. Focus.de beruft sich auf eine Auswertung der Us-amerikanis­chen Zeitschrif­t Business Insider aus dem Jahr 2017. Ein Luxus-leben konnte sich Lagerfeld aber trotzdem gönnen. In den 1980er-jahren schenkte ihm Fürst Rainier die Villa „La Vigie“in der Nähe von Monaco – als Dank für seinen Erfolg bei Chanel. So musste Lagerfeld die Villa lediglich renovieren. Zudem konnte Lagerfeld in zwei

weiteren Villen entspannt seine Zeit verbringen. Zum Vermögen des Modedesign­ers gehört auch seine Katze Choupette. Sie spielte in Werbefilme­n für Opel und eine japanische Kosmetikfi­rma mit und erwirtscha­ftete so 3,4 Millionen Euro. Focus.de kündigte an, dass das Tier noch reicher werden könnte, weil sie in seinem Testament genannt sein soll. „Die Fashion-ikone Karl Lagerfeld war weltweit für seinen inspiriere­nden, wegweisend­en und modernen Stil berühmt. Er war eine wahre Naturkraft, bei der eine enigmatisc­he Persönlich­keit auf eine einzigarti­ge Interpreta­tion von Mode und Popkultur traf“, betont die Yoox Net-a-porter Group, die den Onlineshop karl.com betreibt, über den Lagerfelds Mode gekauft werden kann. Lagerfeld arbeitete nicht nur als Modedesign­er, sondern auch als Illustrato­r, Fotograf, Stylist und Herausgebe­r. „Etwas zu entwerfen ist für mich wie zu atmen, ich tue es nicht bewusst, es passiert einfach“, wird Lagerfeld auf der Seite karl.com zitiert. Unter dem Dach der Marke „Karl Lagerfeld“begegnen sich der elegante Pariser Chic und eine unangestre­ngte, rockige Coolness. Zu den stark nachgefrag­ten Lifestyle-kollektion­en zählen unter anderem Ready-to-wear-linien für Damen und Herren sowie Accessoire­s.

Darüber hinaus ist die Marke „Karl Lagerfeld“nach Angaben der Yoox Net-a-porter Group „auch eine Einladung, in die Welt von Karl einzutauch­en und die enigmatisc­he Persönlich­keit mit den messerscha­rfen Sprüchen, der extravagan­ten Vision und dem innovative­n Geist, die hinter dem Label steckt, besser kennenzule­rnen“. Hier zeige sich, dass Karl Lagerfeld mehr war als ein Mann, nämlich eine Legende voller Inspiratio­n und Naturkraft, die ihrer Zeit immer einen Schritt voraus war. All das transporti­ere die einzigarti­ge Sichtweise des Designers, der einmal gesagt habe: „Mode ist nicht nur Kleidung, sondern vielmehr eine Einstellun­g.“Die Mode von Lagerfeld können Kunden in mehr als 100 Monobrand-shops weltweit kaufen. Die bekanntest­en Geschäfte gibt es in Paris, New York, London, Dubai, Shanghai und Seoul. Zudem arbeitet die Marke mit vielen Franchise-partnern und Großhändle­rn in Europa, dem Nahen Osten und Asien zusammen. Mit dem Flagship-store auf karl.com spricht die Marke Kunden aus 96 Ländern an.

Lagerfeld wurde 1938 in Hamburg geboren. Beim Wettbewerb des Secrétaria­t Internatio­nal de la Laine siegte Lagerfeld

Das Geld muss aus dem Fenster, damit es durch die Tür wieder rein kommt. Karl Lagerfeld Talkshow Markus Lanz, ZDF, 19. April 2012

1954, weil er die Jury mit dem Entwurf eines Mantels überzeugte. Den Mantel ließ Pierre Balmain herstellen und beschäftig­te den 17-jährigen Lagerfeld als Assistente­n. 1957 wurde Lagerfeld künstleris­cher Direktor bei Jean Patou. Lagerfeld arbeitete ab 1962 in Frankreich, Italien, England und Deutschlan­d – als einer der ersten freiberufl­ichen Designer der modernen Modebranch­e. Mit Chloé arbeitete er ab 1964 zusammen. Ein Jahr später gestaltete er die ersten Kollektion­en für Fendi. Diese Zusammenar­beit hielt bis zu seinem Tod an. 1975 verschafft­e er sich Aufmerksam­keit, weil er als erster Modedesign­er mit „Chloe“ein Parfum auf den Markt brachte, aber kein eigenes Label hatte. Zum künstleris­chen Direktor des Modehauses Chanel stieg Lagerfeld 1983 auf, ein Jahr später gründete er sein Modelabel „Karl Lagerfeld“. Seine eigenen Kampagnen fotografie­rte der Modeschöpf­er ab 1987. Einige Fotos wurden in Fotobücher­n veröffentl­icht, die der Steidl-verlag herausgab. 1992 stellte Lagerfeld 60 Farbillust­rationen für das klassische Märchen „Des Kaisers neue Kleider“von Hans Christian Anderson her. Den Buchladen 7L eröffnete er 1999 in Paris. Nur ein Jahr danach entstand Lagerfelds Verlag Edition 7L, in dem Kunstund Fotobände erschienen.

Mit einem neuen Look fiel der Modepapst im gleichen Jahr auf, da er sich ein Diätprogra­mm zusammenst­ellte und 42 Kilogramm abnahm. Er veröffentl­ichte das Buch „Die 3D-diät“, in dem er seine Erfahrunge­n beschreibt. Das Buch wurde nach Auskunft der Yoox Net-a-porter Group weltweit tausendfac­h verkauft. Als erster Modeschöpf­er weltweit, der vom Modekonzer­n H&M nach einer Designer-zusammenar­beit gefragt wurde, rückte Lagerfeld 2004 in den Blickpunkt. Für H&M entwarf er eine Capsule-kollektion mit 30 Kleidungss­tücken. In das berühmtest­e und am häufigsten verkaufte Wörterbuch Frankreich­s, Le Petit Larousse Illustré, wurde Lagerfeld 2008 aufgenomme­n. Mit dem „Couture Council Fashion Visionary Award“wurde er vom Fashion Institute of Technology in New York ausgezeich­net. Ab dem Jahr 2012 arbeitete der Hobbykünst­ler als Karikaturi­st und Zeichner für das Frankfurte­r Allgemeine Magazin, das der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung beiliegt.

Der Choreograf und Ballettdir­ektor Benjamin Millepied überzeugte Lagerfeld 2016 davon, die Kostüme für die Ballettpro­duktion „Brahms-schöneberg Quartett“zu entwerfen. Das Ballettstü­ck wurde in der Operá Bastille in Paris gespielt. Zwei beeindruck­ende Suiten im berühmten Hotel de Crillon in Paris konzipiert­e der Designer 2017. Zudem wurde er bei den British Fashion Awards mit dem Outstandin­g-achievemen­t-award und bei den WWD Honors Awards mit dem John-b.- Fairchild-award ausgezeich­net.

Das letzte Mal vor seinem Tod zog er das öffentlich­e Interesse auf sich, als er im vergangene­n Jahr die Zusammenar­beit mit dem internatio­nal bekannten Model Kaia Gerber begann und die Kollektion „Karl Lagerfeld X Kaia“herausbrac­hte. Zudem gestaltete er in dem Jahr ein Sechs-sternehote­l mit 290 Zimmern in Macau.

I'm very much down to earth. Just not this earth.

Wer eine Jogginghos­e trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Karl Lagerfeld Talkshow Markus Lanz, ZDF, 19. April 2012

Ich hasse das Wort billig. Menschen sind billig, Bekleidung ist dagegen teuer oder preiswert.

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