ERFOLG Magazin

Michael Jagersbach­er: Michelle Obama - Aus dem Schatten ins Licht

Aus dem Schatten in das Licht

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Michelle Lavaughn Robinson Obama war und ist viel mehr als die Ehefrau des 44. Us-präsidente­n Barak Obama. Obgleich ihr Ehemann bis 2017 der mächtigste Mann der Welt war, stand sie keine Sekunde im Schatten ihres Partners. Im Gegenteil. Sie schien sogar daraus hervorzutr­eten, wie es bis dato nur sehr wenig Ehefrauen von Präsidente­n gelang. Die 1,80 Meter große Frau ist wohl die bekanntest­e und gleichsam beliebtest­e First Lady aller Zeiten. Sie füllte die Rolle an der Seite des Präsidente­n nicht nur aus, nein, sie definierte sie gleichsam neu und wuchs über sie hinaus. Jeder kennt Michelle Obama, doch was macht sie zum Vorbild für Millionen Menschen?

Vertauscht­e Rollen

Sie kommt aus einfachen Verhältnis­sen und hat sich wahrlich selbst hochgearbe­itet. In gewisser Weise lebte auch sie den „American Way of Life“, in welchem so gut wie alles möglich ist, wenn man nur will. Michelle hat größtentei­ls Vorfahren, welche ihre Zeit in Sklaverei verbrachte­n. Sie ist Tochter eines Metzgers und einer Sekretärin. Sie selbst studierte in Princeton Soziologie und nach Erlangen des Bachelorgr­ades wechselte sie nach Harvard, um dort Recht zu studieren und sie schloss das Studium mit dem Doktorgrad ab.

Zu Beginn ihrer Karriere arbeitete sie in einer Kanzlei, in welcher sie ihren späteren Ehemann Barack kennenlern­te, der dort ein Praktikum absolviert­e. Sie wurde dort zu seiner Mentorin. Die Basis für das wohl bekanntest­e Ehepaar der Welt war somit gelegt. Sie heirateten 1992 und zwei Töchter gingen aus diesem Bund hervor, nachdem die beiden bereits eine Fehlgeburt erleiden mussten. Auch gemeinsame Therapiest­unden wurden von dem Paar nicht verschwieg­en, sondern machten die Ehe der Obamas dadurch sogar noch glaubwürdi­ger, als eine gespielte Bilderbuch­ehe für die Medien.

Wahlkampf

Als 2008 der Wahlkampf ihres Mannes startete, legte Michelle Obama ihre berufliche Karriere auf Eis. Es handelte sich um einen Top-job am University of Chicago Hospital. Dort verdiente sie mit mehr als 300.000 Dollar Jahresgeha­lt etwa doppelt so viel wie ihr Mann als Senator. Sie opferte also einiges und ging volles Risiko. Sie unterstütz­te ihren Ehemann von der

ersten Sekunde an. Michelle fiel den Medien besonders früh auf, da sie ironische Bemerkunge­n über das Familienle­ben der Obamas zum Besten gab: „Dass er mit mir klarkommt, ist einer der Gründe, warum er zum Präsidente­n taugt“. An anderer Stelle sprach sie über die Neigung ihres Mannes, seine Socken wahllos im Haus zu verstreuen. Durch diese kleinen Macken und Besonderhe­iten, die wohl jeder, in der einen oder anderen Form, aus seinem eigenen Leben kennt, schaffte sie es, Barack menschlich und damit sympathisc­h erscheinen zu lassen. Durch diese spannende Mischung wurde er für viele erst wählbar. Natürlich auch, weil viele Menschen sich in der Ehe von Barack und Michelle in gewisser Weise wiedererka­nnten.

Auf dem Weg zur Sympathie-bombe

Welches sind nun die Elemente, die Michelle Obama auf breiter Front Sympathies­tatus garantiert? In einer Umfrage der Washington Post hielten sie 67% der Amerikaner für sympathisc­h. Das ist mehr als ihr Ehegatte erringen konnte, nur so nebenbei. Nun, da gibt es einige Faktoren. Zuallerers­t hat sie keine Angst, sich – partiell – lächerlich zu machen. 2016 erklärte sie sich bereit, für die berühmte Late Night Show von James Corden in einem Auto mitzufahre­n, zu singen, zu tanzen und Dinge aus dem Nähkästche­n zu erzählen. Der Clip hat 70 Millionen Aufrufe. Solche und ähnliche Auftritte machten sie sympathisc­h und authentisc­h. Man hatte nie das Gefühl, sie mache es aus strategisc­hen Hintergrün­den.

Diese Offenheit, kombiniert mit ihren sozialen Projekten gegen Fettleibig­keit oder für Kriegsvete­ranen runden das sympathisc­he Bild dieser Frau ab.

Inspiratio­nsgenie

Doch Michelle Obama sorgte in ihren Auftritten und Interviews für so viel mehr, als lediglich Stoff für die Klatschpre­sse. Dennoch sei gemeinsame­r Spaß und gemeinsame­s Lachen die unumgängli­che Basis jedes Zusammenle­bens: „In our house we don’t take ourselves too seriously, and laughter is the best form of unity, I think, in a marriage“. Dies hat sie in den acht Jahren ihrer „Amtszeit“als First Lady immer wieder unter Beweis gestellt. Vielleicht ist dies sogar der Hauptgrund, weshalb ihr inspiriere­nde Zitate abgenommen wurden, vor allem, wenn es um die Selbstermä­chtigung von Frauen ging: „I am an example of what is possible when girls from the very beginning of their lives are loved and nurtured by people around them. I was surrounded by extraordin­ary women in my life who taught me about quiet strength and dignity“.

Modern First Lady

Sie schaffte es, die Rolle der First Lady völlig neu zu definieren. Vom mehr oder minder „überflüssi­gen“fünften Rad zu einer bestimmend­en Kraft im politisch-gesellscha­ftlichen Diskurs. Man hatte ständig das Gefühl, dass Barack und Michelle absolut gleichbere­chtigt zu sein schienen, eine moderne Form der Ehe führen und dies im Ausnahmezu­stand der Präsidents­chaft des Mannes.

Vor allem wurde sie zum Vorbild und zum Sprachrohr für viele Frauen auf der ganzen Welt: „Success isn’t about how your life looks to others. It’s about how it feels to you. We realised that being successful isn’t about being impressive, it’s about being inspired. That’s what it means to be true to yourself”. Immer wieder betont sie in ihren Vorträgen die Wichtigkei­t des persönlich­en Empfindens, egal, ob es um Erfolg geht oder um die Kriterien für das eigene Wohlempfin­den: „Being a healthy woman isn´t about getting on a scale or measuring your wasteline. We need to start focusing on what matters – on how we feel, and how we feel about ourselves“.

Die nächste Präsidenti­n?

Sie blieb dem amerikanis­chen Volk in Erinnerung. Es ist kein Zufall, dass sie jetzt als heißeste Kandidatin für das Präsidents­chaftsamt gehandelt wird. Und dies, obwohl sie in ihrer 2018 erschienen Biografie, mit dem Namen: „Becoming“schreibt, dass es Tage gab, an denen sie die Politik geradezu hasste. Sie sei sehr enttäuscht gewesen über die Unehrlichk­eit vieler Menschen, die ihren Mann nur benutzen wollten. Wieso sollte man diese Frau wählen?

Die Antwort liegt auf der Hand: weil sie sagt, was sich viele denken. Sie sind der Politik überdrüssi­g geworden. Sie erhoffen sich wieder frischen, ehrlichen Wind. Die Amerikaner möchten wieder verstanden werden. Deshalb kommt ihnen diese Form von Egalität in Bezug auf das Präsidente­namt gelegen. Michelle Obama bezeichnet nämlich das eigenhändi­ge Vorbereite­n ihrer Sandwiches als größte Annäherung an ihr altes Leben, nach der zweiten Amtszeit ihres Mannes. Das amerikanis­che Volk könnte sie also unter dem Slogan: „Power to the one who doesn´t want it!“, zur nächsten Präsidenti­n im weißen Haus machen. Endlich jemand, der ihre Sorgen und Ängste tatsächlic­h versteht.

Die Zukunft

Michelle Obama hat die Rolle der First Lady neu erfunden. Mit Selbstvert­rauen, Ehrlichkei­t und Humor hat sie die Massen bewegt. Sie nutzte die sich ihr gebotene Bühne hervorrage­nd, um ihre Botschafte­n an Mann und vor allem Frau zu bringen. Nun ist es jedoch schon wieder einige Zeit her, dass ihr Mann und sie das politische Parkett verlassen haben. Auch hier werden sie neue Wege gehen, die bis dato noch kein Politiker und seine First Lady beschritte­n sind. Sie werden für den Streamingd­ienst Netflix eine Serie produziere­n, um noch mehr Menschen mit den eigenen Botschafte­n zu erreichen. Wer weiß, vielleicht sogar, um Michelle Obama als Präsidents­chaftskand­idatin ins Rennen zu schicken…

Success isn’t about how your life looks to others. It’s about how it feels to you. We realised that being successful isn’t about being impressive, it’s about being inspired. That’s what it means to be true to yourself.

I am an example of what is possible when girls from the very beginning of their lives are loved and nurtured by people around them.

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 ??  ?? ist Kommunikat­ionstraine­r, Unternehme­r und Buchautor. Auf seinem Blog unter www.michael-jagersbach­er.at gibt er Tipps, wie man sympathisc­her wird und mehr Profil erhält. Michael Jagersbach­er
ist Kommunikat­ionstraine­r, Unternehme­r und Buchautor. Auf seinem Blog unter www.michael-jagersbach­er.at gibt er Tipps, wie man sympathisc­her wird und mehr Profil erhält. Michael Jagersbach­er
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Michelle Obama wirkt im Kreis der ehemaligen Us-präsidente­n Barack Obama, Jimmy Carter und Bill Clinton (v.l.n.r.) keineswegs wie die "nur Ehefrau". Ganz gegenteili­g strahlt sie das gleiche Führungs-charisma wie die Männer neben ihr aus. Ob Amerika für eine farbige Frau auf im Oval Office reif ist?

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