Der einzigartige Clinton-effekt
Welche Erkenntnisse Claudia Enkelmann aus ihrem Treffen mit dem großen Staatmann gewinnen konnte
Es war eine besondere Begegnung. Schon lange wollte ich Bill und Hillary Clinton persönlich kennenlernen. Zwei Menschen, die eine unglaublich große Strahlkraft haben. Bill Clinton verkörpert ein positives, ein langfristiges Charisma. Sowohl als Präsident der USA als auch heute mit der Clinton Foundation, die eine Vielzahl wertvoller Projekte weltweit unterstützt, war und ist er unglaublich erfolgreich. Wie zeigt sich Bill Clintons Charisma?
Bill Clinton strahlt Kraft aus
Bill Clinton vermittelt immer den Eindruck, als käme er gerade frisch aus dem Urlaub. Dabei ist er im Grunde genommen ein herzkranker Mann von 73 Jahren, schon lange trägt er ein Hörgerät. Seine vitale Ausstrahlung scheint jedoch immer mehr zu wachsen, was auch darauf zurückzuführen ist, dass er sich sehr gesund ernährt. Er weiß: Absolute Körperbeherrschung ist für seine Sogkraft entscheidend.
Bill Clinton strahlt eine große Ruhe aus
Parteitag der Demokraten 2012, Auftritt Bill Clinton. Die Menge begrüßt ihn begeistert, er geht beschwingt Richtung Rednerpult. Mit unglaublicher Ruhe betritt er die große Bühne, ganz bewusst hat er auf dem Weg dahin sein Tempo verlangsamt. Bei seinen Reden nutzt Clinton die Wirkung langer Pausen und großer, langsamer Gesten.
Bill Clinton strahlt Lebensfreude aus
Man glaubt ihm, dass er seinen Job wirklich gern macht, denn er strahlt diese unglaubliche Gelassenheit und Lebensfreude aus. Diese Lebensfreude ist ansteckend und macht ihn so anziehend. Immer wieder zeigt er das für ihn typische spitzbübische Lächeln. Und gerade, weil bei ihm alles so leicht, so mühelos und unangestrengt aussieht, wirkt er so stark.
Bill Clinton zeigt Gefühle und Mitgefühl
Bill Clinton zeigt seine positiven Gefühle ohne Scheu. Doch er hat auch den Mut, sich von seiner verletzlichen Seite zu zeigen. Bei der Gedenkfeier für die Opfer des Bombenterrors von Oklahoma im April 2014 liefen ihm Tränen über das Gesicht.
Bill Clinton kennt die Macht des Augenblicks
Bill Clinton schaut Sie an und vermittelt Ihnen: „Ich sehe und ich schätze dich.“In diesem „Augenblick“sind Sie der wichtigste Mensch auf der Welt für ihn. Wenn er zum Nächsten geht, wendet er seine Augen nur langsam ab, als wollte er sagen: „Ich gehe jetzt weiter, aber ich werde dich nicht vergessen.“Damit erzeugt er eine tiefe Bindung selbst bei Menschen, die ihn zuvor abgelehnt haben. Bill Clintons intensiver Augenkontakt ist legendär. Dabei hat er die Augen nicht weit geöffnet, sondern er schaut ganz konzentriert. Und auch am Ende seiner Antwort hält er den Augenkontakt, während der Körper sich ganz langsam abwendet. Oft wirft er sogar noch einen letzten Blick zurück. Ja, und ich durfte es selbst erleben: Es fühlte sich an, als ob er nur darauf wartete, mit mir zu reden.
Bill Clinton zeigt Entschlossenheit und Engagement
Bei Reden stellt er zuerst den Kontakt zu den Menschen her. Er hat keine Berührungsängste, er zeigt seine Hände, ein Zeichen, dass er bereit ist zu handeln. Diese Entschlossenheit findet man auch in der Kraft seiner Stimme wieder.
Sein Handschlag ist berühmt. Bill Clinton berührt die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes. Das gibt ihnen das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.
Bill Clinton versteht es, andere groß zu machen
Bill Clinton folgt dem Prinzip „Andere Menschen machen uns erfolgreich!“. Er ist unglaublich großzügig mit Komplimenten. In jeder Rede würdigt er Menschen in aller Öffentlichkeit.
Sein Namensgedächtnis ist legendär. Bei jeder Gelegenheit spricht er die Menschen mit ihrem Namen an. Häufig fragt er nach deren Kontaktdaten. Selbst als Präsident nahm er sich die Zeit, persönliche Briefe zu schreiben und Menschen für ihr Engagement zu danken.
Ja, er ist ein sehr aktiver Zuhörer, der sehr direkte Fragen stellt: „Woher kommen Sie?“, „Was machen Sie?“, „Hat das, was ich gerade erzählt habe, für Sie Sinn gemacht?“Mehr noch fragt er andere ganz gezielt nach ihrer Meinung oder bittet um einen
persönlichen Rat: „Was halten Sie davon?“, „Was würden Sie an meiner Stelle tun?“
Bill Clinton bittet andere um Hilfe und bietet die Vision einer neuen, besseren Welt
Andere direkt um Hilfe zu bitten fällt den meisten Menschen schwer, noch schwerer hingegen ist es, um Geld zu bitten. Bill Clinton hat das jedoch früh gelernt, denn sowohl als Präsidentschaftskandidat als auch als Vertreter seiner Stiftung ist das Sammeln von Spendengeldern eine wesentliche Aufgabe. Er bittet nie für sich, sondern immer für die Aufgabe: „Sie wollen Teil meiner Bewegung sein, dann geben Sie! Sie schließen sich etwas an, das größer ist als Sie selbst. Sie werden der Welt helfen, es geht um deren Wohl und nicht um unseres.“
Bill Clinton nutzt die Macht von Geschichten, Werten und Symbolen
Clinton in seinen Memoiren: „Wie in den meisten Familien mit bescheidenen Mitteln fanden die wichtigen Gespräche und Begegnungen beim Essen statt, und so war es üblich, dass jeder Geschichten erzählte.“Er hat früh gelernt, dass jeder eine Geschichte hat, von Träumen und Albträumen, von Hoffnungen und Enttäuschungen, von Liebe und Verlust, von Mut und Angst.
Mehr noch weiß er um die Macht von Prophezeiungen und wie wichtig der letzte Satz ist. Am Ende seiner zweiten Amtszeit verabschiedete er sich im Januar 2001 so: „Selbst wenn ich jetzt nicht mehr euer Präsident bin, ich werde für immer für euch da sein!“
Bill Clinton hatte den Mut, klein anzufangen
Auch Bill Clinton musste in seine Rolle erst hineinwachsen. Er war keineswegs von Anfang an der begnadete Rhetoriker. Der Glanz, den wir heute erleben, ist das Ergebnis von vielen Jahren des Wachstums, des Trainings und des Willens, noch besser zu werden.
Bill Clinton lässt sich inspirieren
Harry S. Truman sagte einmal: „Not all readers are leaders, but all leaders are readers.“– „Nicht alle, die lesen können, sind große Führungskräfte, aber alle echten Führungskräfte sind große Leser.“Dies trifft auch auf Bill Clinton zu. Er hatte immer wieder neue Inhalte zu bieten, weil er nie aufgehört hat.