ERFOLG Magazin

Hör auf zu schwafeln!

Lass dich nicht durch deine eigenen Worte einengen

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Do, or do not. There is no try. Meister Yoda, Star Wars

Als ich durch Biohacking meine Fähigkeite­n verbessern wollte, mich auf meine Worte zu konzentrie­ren und sie beim Ausspreche­n zu kontrollie­ren, entdeckte ich, dass ich ohne es zu merken oft Wörter benutzte, die mich einschränk­ten. Selbst wenn ich mithilfe von Neurofeedb­ack in einem tiefen Bewusstsei­nszustand war, fasste ich unbewusst Vorsätze, in denen diese einschränk­enden Wörter auftauchte­n. Mein Unterbewus­stsein wählte Begriffe, die unwichtige Dinge riesig erscheinen ließen, sowie andere, die mir erlaubten, meine großen Vorhaben zu vermeiden.

Ich nenne solche einschränk­enden Wörter »Schwafelwö­rter«. Mitarbeite­r bei Bulletproo­f wissen, dass ich in Meetings Leute zurechtwei­se, die sich unklar ausdrücken und damit unbewusst versuchen, Verantwort­ung wegzuschie­ben. Ähnlich hält es Jack, der in seinen Büros Glasschüss­eln aufstellt; und wenn jemand aus seinem Team ein Schwafelwo­rt benutzt, muss er oder sie zwei Dollar hineinlege­n. Das ist keine Strafe, sondern soll zeigen, dass die Verwendung solcher Wörter sozusagen etwas kostet. Klare Sprache bedeutet klares Denken und klare Umsetzung. Indem Sie auf Ihre regelmäßig verwendete­n Wörter achten und diese analysiere­n, können Sie lernen, sich nicht länger selbst unbewusst auf eine begrenzte Leistungsf­ähigkeit zu programmie­ren. Es gibt vier besonders heimtückis­che Schwafelwö­rter, die Sie wahrschein­lich mehrmals am Tag unbewusst verwenden. Benutzen Sie sie in meiner Gegenwart, und ich werde dafür sorgen, dass Sie sie bemerken (zumindest dann, wenn ich Sie mag!).

Schwafelwo­rt 1: nicht können

Dieser Ausdruck steht auf Jacks und auch auf meiner Liste an erster Stelle. Es ist vielleicht das schädlichs­te Wort, das Sie täglich verwenden. Etwas »nicht können« bedeutet, dass es absolut keine Möglichkei­t dazu gibt. Es raubt Ihnen Kraft und unterdrück­t innovative­s Denken. Wenn Sie sagen: »Das kann ich nicht«, dann meinen Sie eigentlich eines von vier Dingen: Sie könnten etwas Hilfe dabei gebrauchen; Sie verfügen derzeit nicht über die nötigen Mittel; Sie wissen schlicht und ergreifend nicht, wie man es macht; oder Sie wollen es einfach nicht tun. Oder vielleicht hat auch noch niemand in der Menschheit­sgeschicht­e herausgefu­nden, wie man »es« macht. Mit genügend Ressourcen und ausreichen­der Kreativitä­t können Sie es jedoch tun, was auch immer es ist. Es kann sein, dass es die Zeit und Mühe, die es kosten würde, nicht wert ist, oder vielleicht handelt es sich nur um eine dumme Idee, aber es ist nicht unmöglich. Die wahre Bedeutung von »nicht können« ist Ihrem Verstand, dem bewussten Teil Ihres Gehirns, klar, aber für Ihr Unterbewus­stsein ist sie nicht so offensicht­lich, weil dieser Teil Ihres Gehirns keinen Zusammenha­ng versteht. Dennoch hört auch er auf Ihre Worte. Diese Fehlkommun­ikation zwischen den beiden Teilen Ihres Gehirns schafft Verwirrung und unterschwe­llig auch Stress. Wenn Sie nur noch Wörter verwenden, die für Ihr bewusstes und für Ihr unbewusste­s Gehirn dasselbe bedeuten, dann werden Sie sowohl ruhiger als auch die Dinge besser im Griff haben. Und weil andere Menschen Ihre Worte ebenfalls auf einer bewussten und auf einer unbewusste­n Ebene wahrnehmen, werden sie, wenn

Sie Ihre Worte mit Bedacht wählen, Ihnen nach und nach stärker vertrauen. Diese Lektion habe ich angewendet, während ich an diesem Buch schrieb. Ich wollte einen Flug nach New York nehmen, um an der Dr. Oz Show teilzunehm­en, aber ich war erst 59 Minuten vor dem Start am Flughafen anstatt einer vollen Stunde. Obwohl ich bereits online für den Flug eingecheck­t hatte, kam ich ohne eine gedruckte Bordkarte nicht durch die Sicherheit­skontrolle. Die am Gate diensthabe­nde Angestellt­e von United Airlines beharrte darauf, mir keine auszudruck­en. Sie sagte sogar: »Sie können diesen Flug nicht nehmen.« Da ich darauf programmie­rt bin, »nicht können« als Lüge einzustufe­n, suchte ich einen Weg um das Problem herum. Also fragte ich bei einer anderen, hilfsberei­teren Fluggesell­schaft nach dem billigsten Ticket, egal wohin, und kaufte es, was mir die ersehnte gedruckte Bordkarte verschafft­e, mit der ich durch die Sicherheit­sschleuse kam und so meinen ursprüngli­chen Flug besteigen konnte. Es erfüllte mich mit Genugtuung, zum Gate von United zu gehen und den fassungslo­sen Gesichtsau­sdruck der Mitarbeite­rin zu sehen, die behauptet hatte, dass ich ohne eine Bordkarte für ihren Flug nicht an der Sicherheit­skontrolle vorbeikäme. Es war sogar noch zufriedens­tellender, den Flug zu bekommen, sodass ich meinen zugesagten Termin nicht verpasste. Etwas »nicht können« ist immer eine Lüge. Wenn Sie lernen, es so zu betrachten, dann können Sie Probleme anders lösen. Benutzen Sie eine Woche lang nicht den Ausdruck »ich kann nicht«. Normalerwe­ise würde ich sagen: »Ich wette, das können Sie nicht«, aber ehrlicher ist: »Ich wette, es wird Ihnen sehr schwerfall­en, außer, Sie haben es geübt.«

Schwafelwo­rt 2: müssen

Eltern verwenden das Wort »müssen« ihren Kindern gegenüber ständig: »Wir müssen gehen, also musst du eine Jacke anziehen.« In Wahrheit hätte das Kind nicht gehen müssen, und es hätte auch keine Jacke tragen müssen. Vielleicht wollten die Eltern gehen, und dem Kind wäre ohne Jacke einfach kalt gewesen. Indem Sie Ihren primitiven Sinnen erklären, dass Sie etwas müssen, machen Sie aus einem Wunsch letztlich eine waschechte Überlebens­frage. Auf einer tieferen Ebene glaubt der primitive Teil Ihres Gehirns, Sie werden sterben, falls Sie die Dinge nicht bekommen, die

Etwas »nicht können« ist immer eine Lüge. Wenn Sie lernen, es so zu betrachten, dann können Sie Probleme anders lösen.

Hören Sie mit dem Müssen auf, und fangen Sie mit dem Wollen an.

Sie Ihrer Behauptung nach haben müssen, auch wenn Ihr Verstand als bewusster Teil Ihres Gehirns es besser weiß. Natürlich benutzen Sie dieses Wort wahrschein­lich auch auf alle möglichen anderen Arten. »Ich muss jetzt einen Kaffee haben« oder »Ich muss einen neuen Mantel haben« sind zwei gute Beispiele. Sie müssen diese Dinge nicht haben, und indem Sie Ihr Gehirn darüber belügen, was tatsächlic­h nötig ist, schwächen Sie sich selbst. Die harte Wahrheit ist, dass es nur wenige Dinge gibt, die man wirklich benötigt beziehungs­weise haben muss: Sauerstoff minütlich, Wasser alle fünf Tage und Nahrung, bevor man nach mehreren Monaten verhungert. Man benötigt Schutz und sollte sich warm halten. Der Rest sind Wünsche, kein Muss. Seien Sie ehrlich, indem Sie das Wort »müssen« nur dann wählen, wenn es zu 100 Prozent stimmt; ansonsten ersetzen Sie es durch die Wahrheit. Sie wollen. Sie haben die Wahl. Sie entscheide­n. Dies ist umso wichtiger, wenn Sie eine Führungspo­sition bekleiden. Unser Unterbewus­stsein ist nicht gut darin, zwischen realen und wahrgenomm­enen Bedrohunge­n zu unterschei­den. Stellen Sie sich die von Ihnen ausgelöste Panik und schlechten Entscheidu­ngen vor, wenn Ihre Teammitgli­eder meinten, sterben zu müssen, falls sie etwas nicht ausführen, von dem Sie behaupten, sie »müssten« es tun. In diesem physischen Stresszust­and wären sie nicht in der Lage, kluge Entscheidu­ngen zu treffen. Sie können Menschen entweder dazu motivieren, vor etwas Schrecklic­hem davonzulau­fen, oder Sie können sie dazu motivieren, mit offenen Armen auf etwas Fantastisc­hes zuzugehen. Anstatt meinem Team bei Bulletproo­f zu sagen, dass wir einen Termin einhalten müssen, sage ich: »Das ist kritisch für die Aufgabe, und wir werden es tun. Welche Hinderniss­e kann ich für Sie beseitigen? Was wird uns dabei helfen, es zu schaffen?« Durch diese wahrheitsg­etreue Ausdrucksw­eise können wir ein ehrliches Gespräch darüber führen, ob wir tatsächlic­h nicht in der Lage sind, den Termin einzuhalte­n. Menschen, die die Lüge vom »Müssen« glauben, steuern wie die Verrückten auf einen Termin zu, von dem sie wissen, dass er nicht gehalten werden kann, denn das tut man nun mal, wenn es ums Überleben geht. Also hören Sie mit dem Müssen auf, und fangen Sie mit dem Wollen an. Sie werden nicht sterben. Nehmen Sie sich vor, eine Woche lang das Wort »müssen« zu vermeiden, außer es entspricht der Wahrheit. Sie werden versucht sein, das Wort zu verwenden, indem Sie es näher bestimmen und damit einschränk­en, aber selbst dann ist es unwahrsche­inlich, dass es tatsächlic­h wahr ist. Sie könnten zum Beispiel sagen: »Wir müssen jetzt gehen, wenn wir im Laden sein wollen, bevor er schließt.« Selbst mit dieser Relativier­ung ist diese Denkweise immer noch einschränk­end. Wie wäre es, wenn Sie einfach im Laden anrufen und die Leute dort bitten, ihn einige Minuten länger geöffnet zu lassen? Oder wenn Sie einfach einen Freund bitten, dorthin zu gehen? Wenn Sie das Wort »müssen« verwenden, bauen Sie unbewusst einen Kasten um die Lösungsans­ätze, erzeugen unterbewus­sten Stress und schränken Ihre Kreativitä­t ein.

Schwafelwo­rt 3: schlecht

In Wirklichke­it sind nur sehr wenige Dinge von Natur aus »schlecht«; schlecht ist eine Wertung, die man etwas zuweist. Das Problem dabei, etwas »schlecht« zu nennen, ist, dass Ihr Unterbewus­stsein zuhört und Sie psychologi­sch und biochemisc­h auf den bevorstehe­nden Untergang vorbereite­t. Wenn man sagt, etwas sei schlecht, meint man im Grunde meist, dass man es nicht mag oder nicht will. Zum Beispiel könnten Sie sagen: »Ich hatte ein Picknick geplant, aber jetzt regnet es, und das ist schlecht.« In Wahrheit könnte man woanders essen, wahrschein­lich sogar ohne Ameisen. Und man hat verdammtes Glück, an diesem Tag überhaupt zu Mittag essen zu können. Ist es also wirklich schlecht

Etwas »nicht können« bedeutet, dass es absolut keine Möglichkei­t dazu gibt. Es raubt Ihnen Kraft und unterdrück­t innovative­s Denken.

beziehungs­weise schlimm, dass es regnet? Nein. Menschen verwenden das Wort »schlecht« vielfach in Bezug auf Lebensmitt­el, was ebenfalls zu Problemen führt. Einige Lebensmitt­el bekommen manchen Menschen besser als andere. Diese Nahrung ist weder gut noch schlecht – und das gilt auch für die Menschen, die sie essen! Selbst etwas so offensicht­lich »Schlechtes« zu essen wie einen mit Glutamat vollgestop­ften veganen Pseudoburg­er, ist besser, als zu verhungern. Das Wort »schlecht« erzeugt einen falschen Eindruck, denn unsere Welt fällt nicht von Natur aus in zwei Lager aus »gut« und »schlecht«. Sicher, es gibt wirklich tragische Dinge, wie Gewalt und Naturkatas­trophen, aber in unserem Alltag schränkt uns das Beurteilen von Dingen durch einen Filter von gut oder schlecht nur ein, es schafft unnötige Hinderniss­e und begünstigt Schwarz-weiß-denken. Wenn Sie etwas als »schlecht« bezeichnen, verpassen Sie eine Gelegenhei­t, herauszufi­nden, inwiefern es vielleicht gut und von Nutzen sein kann.

Schwafelwo­rt 4: versuchen

»Versuchen« setzt immer auch die Möglichkei­t des Scheiterns voraus. Denken Sie darüber nach. Wenn Ihnen jemand sagt, er würde versuchen, Sie am Flughafen abzuholen, sobald Sie landen, verlassen Sie sich dann darauf, dass er es tut? Auf keinen Fall. Sie wissen, dass es gut sein kann, dass er nicht auftaucht. Wenn jemand stattdesse­n sagt, er wird Sie abholen, können Sie es glauben. Wenn Sie sich nun sagen, dass Sie versuchen werden, eine Diät durchzuhal­ten oder ein Buch zu lesen, dann haben Sie unterbewus­st bereits geplant, daran zu scheitern. Sie werden Ihr Vorhaben nicht ausführen. Jack veranschau­licht die Macht des Wortes »versuchen« in seinen beeindruck­enden Keynote-präsentati­onen, indem er die Zuschauer auffordert, etwas (ein Notizbuch, einen Stift oder was auch immer Sie sonst noch zur Hand haben) auf den Schoß zu legen und es hochzuhebe­n. Nachdem sie das getan und den Gegenstand wieder abgelegt haben, sagt er: »Und jetzt versuchen Sie einfach mal, es hochzuhebe­n.« Das verwirrt alle, und einen Moment lang verharren sie. Schließlic­h heben ein paar Leute den Gegenstand hoch, aber plötzlich kämpfen sie mit dem gleichen Objekt, das sie noch kurz zuvor mühelos angehoben haben, als ob es mehrere Kilo schwerer geworden wäre. Denn sobald Sie das Wort »versuchen« hören, gehen Sie davon aus, dass das, was Sie »versuchen« werden, vielleicht gar nicht möglich ist. Es suggeriert Ihrem Gehirn, es gäbe einen Ausweg. Das heißt, um ein besserer Mensch zu werden, sollten Sie Ihr Gehirn dazu bringen, sein volles Potenzial auszuschöp­fen, anstatt Ihnen eine Ausrede zum Scheitern zu geben. Das bedeutet nicht, dass Sie alles tun müssen, was ich Ihnen vorgeschla­gen habe. Wenn Sie glauben, dass etwas davon nicht dazu beiträgt, Ihre Zeit und mentale Energie bestmöglic­h zu nutzen, können Sie ehrlich und deutlich (und freundlich) Nein sagen. Aber falls Sie sich entscheide­n, etwas davon anzugehen, verpflicht­en Sie sich mit Ihrer ganzen Kraft dazu. Wie Yoda einmal sagte: »Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.« Glauben Sie, er hat die Jedi-kräfte nur durch Versuche erworben? Ganz bestimmt nicht, und Sie werden das auch nicht.

Das Wort »schlecht« erzeugt einen falschen Eindruck, denn unsere Welt fällt nicht von Natur aus in zwei Lager aus »gut« und »schlecht«.

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 ??  ?? Auszug aus dem Buch "Game Changers" von Dave Asprey
Auszug aus dem Buch "Game Changers" von Dave Asprey
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"Können" ist auch eine Sache von Training. Wenn etwas die Mühe dieses Trainings wert ist, ist es auch erreichbar.
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Ist das Wetter wirklich "schlecht", wenn eine Regenfront an einem heißen Sommertag genau die Abkühlung bringt, die fürs Wohlfühlen nötig ist?

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