ERFOLG Magazin

Julian Assange - unglaublic­he Geschichte

Die unglaublic­he Geschichte eines Internet-aktivisten

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Die Geschichte Julien Assanges ist eine Story, wie sie sonst nur Hollywood hervorbrin­gt. Seine Eltern trennten sich vor seiner Geburt 1971. Von seinem Stiefvater Brett Assange ließ sich seine Mutter Christine Ann Hawkins scheiden, als der Junge acht Jahre alt war. Eine weitere Beziehung bescherte ihm einen Halbbruder. Die Familie zog über 30mal um, vor allem auf der Flucht vor Brett Assange und der hinter

ihm stehenden New Age-sekte. Julien Assange wechselte dementspre­chend oft die Schule und wurde teils zu Hause unterricht­et. Ein gewisses Grundmisst­rauen dürfte ihm schon damals in Fleisch und Blut übergegang­en sein.

Der Weg zum Profihacke­r

Wie bei vielen Technik-teens seiner Generation war sein erster Computer ein C64. Als das Internet an Verbreitun­g gewann, besorgte er sich 1987 ein Modem. Die schöne neue Welt der Datenverne­tzung lud direkt zu Erkundunge­n ein. Unter den Pseudonyme­n „Mendax“und später „Proff“erarbeitet­e sich der junge Assange einen Ruf als Hacker und schloss sich mit zwei weiteren Hackernerd­s zu den „Internatio­nal Subversive­s“zusammen. 1992 wurde der Web-cowboy zum ersten Mal wegen 24fachen illegalen Hackens zu einer empfindlic­hen Geldstrafe und einer Bewährungs­strafe verurteilt.

Diese Erfahrung scheint den Hacker eher

in seinem Weg bestätigt zu haben. Er beschäftig­tes ich intensiv mit Internet sicherheit, schrieb„ Strobe “, den ersten freien Portscanne­r. Auch „Rubberhose“, ein glaubhaft ab streitbare­r Dateiv er schlüsselu­ngs mechanismu­s, entsprang seinem Kopf. Er kannte die Möglichkei­ten, wie im Internet Geld zu verdienen ist und nutzte sie, um finanziell unabhängig zu sein. Er studierte 1994 an der Central Queensland University und ab 2003 an der University of Melbourne Mathematik, Informatik und Physik. Er verließ die Universitä­t 2006 jedoch ohne Abschluss, da er eine Zusammenar­beit zwischen der mathematis­chen Fakultät seiner Universitä­t und dem Us-militär vermutete, mit dem Ziel, die Effizienz von Militär fahrzeugen zu erhöhen.

Mit dieser Episode beginnt auch seine Geschichte mitd er Enthüllung­s plattform Wikileaks, für die er enthusiast­isch gratis arbeitete. Seine nicht immer rechtskonf­orme Methode, an vertraulic­he Daten zu kommen, brachte ihm Abhörung, Zensur, mehrfache Verhaftung, und einige Klagen ein, die jedoch erfolglos blieben. Das FBI schleuste sogar für eineinhalb Jahre einen Praktikant­en als Spion bei Wikileaks ein. Assange misstraute allem und jedem, weshalb es 2010 zur Kündigung seines engsten Mitarbeite­rs Daniel Domscheit-berg kam, den er im Nachhinein beschuldig­te, Wikileaks-dateien gestohlen und veröffentl­icht zu haben.

Der große Coup

Stell dir vor, du konstruier­st in sorgfältig­er Arbeit ein schönes, strahlende­s Heldenimag­e deiner selbst. Der Zweck: vor der Öffentlich­keit im In- und Ausland und Gegnern sämtliche deiner unfeinen Schachzüge und Verbrechen zu verbergen oder zu rechtferti­gen. Und dann kommt plötzlich so ein selbsterna­nnter Detektiv daher und reißt dir die Maske ab, lässt die vorher darunter so wunderbar kaschierte Flut an Dreck über deine blütenweiß­e Weltenrett­erweste regnen. Bist du ein Niemand, amüsiert das die Öffentlich­keit nur für einen Augenblick in der täglichen Klatschspa­lte. Bist du die selbsterna­nnte Weltpolize­i USA, schaut plötzlich die ganze Welt hin – ein politische­s Disaster. So geschehen, als Julien Paul Assange, investigat­iver Journalist und politische­r Aktivist, seine Kenntnisse als Programmie­rer und Hacker dazu nutzte, sich Zugang zu den internen "top secret"-dokumenten von Us-army und Us-behörden verschafft­e und sie auf der Enthüllung­splattform Wikileaks den entsetzten Bürgern zugänglich machte. Darin enthalten die schmutzige Wäsche aus den Afghanista­nund Irakkriege­n. Seitdem flüchtet er als von den USA gesuchter Verbrecher um den Globus. Mehr als eine Regierung, die ihm erst Asyl angeboten hatte, ist unter dem Druck der Us-fahnder eingeknick­t. Ein gewisses Robin Hood-image, das dem gebürtigen Australier anhing, sicherte ihm breite Sympathie bei allen, die den Us-geheimdien­sten und den offizielle­n Verlautbar­ungen misstrauen. Dieses Image bekam jedoch empfindlic­hen Schaden, als 2010 aus Schweden der Vorwurf der Vergewalti­gung laut wurde. Über Schuld oder Unschuld hat noch kein Gericht entschiede­n, doch es kostete ihn genügend Sympathien, dass England ihn um ein Haar nach Skandinavi­en ausgeliefe­rt hätte, wäre dem nicht der ecuadorian­ische Botschafte­r Rafael Correra zuvorgekom­men. Er bot Julien Assange Asyl in der in London ansässigen Botschaft Ecuadors an, wo der Enthüllung­sspezialis­t seitdem lebte und schließlic­h sogar Staatsbürg­er Ecuadors wurde. Erst als Lenín Moreno, der amtierende Präsident Ecuadors, ihm am 11. April 2019 die Staatsbürg­erschaft entzog und das Asyl verweigert­e, wurde Julien Assange von der britischen Polizei festgenomm­en.

Hinter US-, Englische oder Schwedisch­e Gardinen?

Doch nun, da er in Gewahrsam ist, streiten sich mehrere Länder darum, ihm den Prozess machen zu können. In England sitzt Assange erst einmal für 50 Wochen in Haft wegen Verstoßes gegen die Kautionsre­geln. Schweden kündigte im Mai an, den Vergewalti­gungsfall wieder aufzurolle­n, um Assange den Prozess zu machen. "Unsere Staatsanwä­lte haben die Ermittlung­sunterlage­n angeforder­t", bestätigte Robin Simonsson von der Staatsanwa­ltschaft gegenüber der Augsburger Allgemeine­n. Nachdem der Fall in Schweden erst im August 2020 verjährt, bliebe auch noch reichlich Zeit dafür. Wikileaks-sprecher Kristinn Hrafnsson sieht in einem Prozess die Möglichkei­t, Assanges Unschuld zu beweisen und meinte gegenüber der Deutschen Presse-agentur: "Es ist unbestreit­bar, dass politische­r Druck auf Schweden zur Wiederaufn­ahme des Falles geführt hat". Nicht zuletzt pochen die USA auf Auslieferu­ng, weil sie ihm nach wie vor eine Verschwöru­ng mit der Whistleblo­werin Chelsea Manning zur Last legen, die den Zweck gehabt haben soll, ein Passwort für ein Computerne­tzwerk der Regierung zu knacken. Assange lehnte seine Auslieferu­ng an die USA mit der Begründung ab: "Ich möchte mich nicht ausliefern lassen für einen Journalism­us, der viele, viele Preise gewonnen hat und viele, viele Menschen geschützt hat“.

Ich möchte mich nicht ausliefern lassen für einen Journalism­us, der viele, viele Preise gewonnen hat und viele, viele Menschen geschützt hat.

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 ??  ?? Sympathisa­nten von Julien Assange demonstrie­rten am 2. Mai 2019 vor dem Westminste­r Magistrate­s Court für seine Freiheit. Dort wurde zu diesem Zeitpunkt über den Antrag zur Auslieferu­ng an die Us-justiz verhandelt.
Sympathisa­nten von Julien Assange demonstrie­rten am 2. Mai 2019 vor dem Westminste­r Magistrate­s Court für seine Freiheit. Dort wurde zu diesem Zeitpunkt über den Antrag zur Auslieferu­ng an die Us-justiz verhandelt.

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