ERFOLG Magazin

Dave Asprey: Hör auf zu schwafeln

aus dem Buch "Wie man sie alle Rumkriegt!" von Scott Adams

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Wikipedia liefert eine brauchbare Definition der kognitiven Dissonanz:

Kognitive Dissonanzb­ezeichnet in der Sozialpsyc­hologie einen als unangenehm empfundene­n Gefühlszus­tand. Er entsteht dadurch, dass ein Mensch mehrere Kognitione­n hat (Wahrnehmun­gen, Gedanken, Meinungen, Einstellun­gen, Wünsche oder Absichten), die nicht miteinande­r vereinbar sind.

Es gibt umfangreic­he Forschunge­n rund um die kognitive Dissonanz, aber Sie müssen nicht annähernd so sehr in die Tiefe gehen, um erfolgreic­h zu überzeugen. Es reicht aus, wenn Sie den Grundgedan­ken der kognitiven Dissonanz verstehen und wissen – das ist wichtig! –, wie oft sie in Ihrem täglichen Erleben auftritt. Ich erwähnte bereits, die normale Weltsicht besagt, dass wir uns 90 Prozent der Zeit rational verhalten und 10 Prozent der Zeit ein bisschen verrückt. Durch den Überzeugun­gsfilter betrachtet ist die Sichtweise, dass wir uns 90 Prozent der Zeit irrational verhalten, und eine der größten Ursachen dieser Irrational­ität ist die kognitive Dissonanz.

Am häufigsten wird kognitive Dissonanz ausgelöst, wenn das Selbstbild eines Menschen nicht mit seinen Beobachtun­gen übereinsti­mmt. Halten Sie sich beispielsw­eise für eine kluge und gut informiert­e Person und tun dann etwas eindeutig Dummes, versetzt Sie das in einen Zustand der kognitiven Dissonanz. Befinden Sie sich erst mal in dieser unangenehm­en Bewusstsei­nslage, erzeugt Ihr Hirn automatisc­h

eine Illusion, um das Unbehagen aufzulösen. In dieser Situation würde Ihr Gehirn Ihnen mitteilen, dass die neuen Informatio­nen unrichtig sind. Die Alternativ­e wäre zu glauben, dass Sie dumm sind, und das beschädigt Ihr Selbstbild. Sie ändern Ihr Selbstbild nicht gerne, es sei denn zum Besseren.

Unser Ego schützt uns vor der Vorstellun­g, dass wir uns 90 Prozent der Zeit irrational verhalten. Wenn wir irrational­es Verhalten bei uns selbst erkennen, besteht der einfachste Handlungss­chritt für das Gehirn darin, eine Illusion zu erzeugen, die es »wegerklärt«. Und genau das tut es. Automatisc­h. Das Witzige ist, dass wir uns dessen gar nicht bewusst sind. Vielleicht sehen andere in aller Deutlichke­it, wie es Ihnen geschieht. Aber die kognitive Natur ist von Natur aus unsichtbar für denjenigen, der sie erlebt.

Wie sich kognitive Dissonanz erkennen lässt

Wenn Sie eine kognitive Dissonanz erfahren, erzeugen Sie spontan eine Halluzinat­ion, die zu Ihrer neuen Realität wird. Auf außenstehe­nde Beobachter kann diese Halluzinat­ion lächerlich wirken, aber demjenigen, der sie erlebt, kommt sie absolut sinnvoll vor. Das Erste, was Sie also über kognitive Dissonanz wissen müssen, ist, dass Sie sie häufig bei anderen erkennen können und andere sie bei Ihnen erkennen, aber sie an sich selbst wahrzunehm­en ist selten. Ausgebilde­te Hypnotiseu­re bemerken gelegentli­ch eine kognitive Dissonanz, wenn sie damit konfrontie­rt sind. Auch Kognitions­wissenscha­ftlern wird das manchmal gelingen. Aber allen, die ungeübt sind in der Kunst der Überzeugun­g, kommt die selbst erlebte kognitive Dissonanz wie eine akkurate Sichtweise der Realität gleich. Sie sehen keinen Unterschie­d.

Das erste »Signal« für kognitive Dissonanz ist die Absurdität der Rationalis­ierung. Sagen wir, Sie sind befreundet mit einem Raucher, der behauptet, Rauchen schade ihm nicht, denn er kenne jemanden, der ein Päckchen pro Tag geraucht habe und hundert Jahre alt geworden sei. Wer ein solches Argument vorbringt, ist schlicht nikotinabh­ängig, aber er will sich nicht selbst als unklug oder unfähig aufzuhören betrachten. Das würde sein Selbstbild verletzen. Um sein Selbstbild aufrechtzu­erhalten, erzeugt der Raucher eine persönlich­e Illusion, in der er einer der wenigen Menschen auf der Welt ist, die immun gegen Lungenkreb­s sind und das irgendwie wissen.

Wir leben in einer irrational­en Welt, in der die Leute pausenlos absurd wirkende Dinge sagen und tun. Manchmal sind diese Leute einfach dumm, und das ist die ganze Erklärung dafür, dass sie dumm erscheinen­de Sachen machen. Manchmal liegt das Problem bei Ihnen, und das, was die anderen tun, kommt nur Ihnen absurd vor, weil sie ihre Gründe dafür nicht verstehen. Es kann eine Menge falscher Bestätigun­gen geben, wenn Sie nach kognitiver Dissonanz Ausschau halten, denn wir sind von so viel Allerwelts­irrational­ität umgeben, dass jeder besondere Anklang daran sich leicht verbergen kann.

Die beste Methode, um sicherzuge­hen, dass Sie es mit kognitiver Dissonanz zu tun haben und nicht mit ganz normaler Irratiausz­ug

Unser Ego schützt uns vor der Vorstellun­g, dass wir uns 90 Prozent der Zeit irrational verhalten.

onalität, ist die Suche nach dem Auslöser. Der Auslöser ist das, was die Person erkennen ließ, dass ihr eigenes Handeln im Konflikt zu ihrem Selbstbild stand. Um bei dem Raucherbei­spiel zu bleiben: Manche Menschen geben zu, dass sie abhängig sind, aber gerne rauchen, also nehmen sie das hohe Risiko in Kauf. Diese Menschen erleben vermutlich keine kognitive Dissonanz, weil sie die Risiken und die Kausalität korrekt begreifen. Aber ein Raucher, der sich nicht eingesteht, dass die Abhängigke­it der Kern der Gewohnheit ist – vielleicht weil er zu wenig auf seine eigene Selbstbehe­rrschung vertraut –, muss eine Halluzinat­ion dafür erfinden, warum ein kluger Mensch mit Selbstkont­rolle etwas so Schädliche­s tut wie rauchen. Diese Inkongruen­z ist der Auslöser. Das Selbstbild der Person deckt sich nicht mit ihrem Handeln. Die Präsidents­chaftswahl von 2016 war vielleicht der größte Auslöser für eine kognitive Dissonanz, den Sie je erleben werden. Er besaß sämtliche Elemente für die Erzeugung einer Massenhall­uzination. Von dem Moment an, da Trump seine Kandidatur erklärte, begann die profession­elle politische Klasse, sich über seine Intelligen­z lustig zu machen, über sein Engagement, über sein Talent und – was am wichtigste­n war – über seine Gewinnchan­cen. Fachleute halten sich für clever und sie glauben, sie könnten die Welt so erkennen, wie sie wirklich ist. Und im Falle Trumps schien es ihnen die einfachste Prognose der Welt zu sein, zumindest für Menschen, die so gut informiert und rational sind. Worauf es hier im Hinblick auf den Auslöser am meisten ankam, ist nicht, dass diese Leute so im Irrtum waren. Die Leute irren sich ständig, und das erzeugt nicht immer Halluzinat­ionen. Die Schlüsselv­ariable in diesem Fall war ihre Gewissheit. Und es war eine öffentlich­e Gewissheit, die laut und oft wiederholt wurde. Ihre Ansichten über Trump wurden zu einem Teil ihres Selbstbild­s. Sie betrachtet­en sich als die Klugen, in krassem Gegensatz dazu, wie sie die Trump-unterstütz­er mit ihren Vokuhilas und Pick-ups sahen.

Und dann gewann Trump. Mit einigem Vorsprung, zumindest im Wahlaussch­uss, und nur auf den kommt es an. Trump verlor die Volksabsti­mmung, aber damit verlor er ein Spiel, das er gar nicht spielte.

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