ERFOLG Magazin

Ray Dalio Realität und Arbeit

Ray Dalio aus seinem Buch „Die Prinzipien des Erfolgs“

- Ich glaube, dass mit etwas Übung auch Sie Ihre Angewohnhe­iten verändern und denselben „Rausch des Lernens aus Fehlern“erleben können.

Nichts ist wichtiger, als zu verstehen, wie die Realität funktionie­rt und wie man mit ihr umgeht. Die geistige Haltung, die Sie für diesen Prozess mitbringen, macht den entscheide­nden Unterschie­d aus. Nach meinen Erfahrunge­n ist es hilfreich, das Leben zu betrachten, als wäre es ein Spiel, und jedes Problem, auf das ich darin stoße, wäre ein Rätsel, das ich lösen muss. Indem ich das Rätsel löse, bekomme ich ein Juwel in Form eines Prinzips, das mir dabei hilft, dieselbe Art von Problem in Zukunft zu vermeiden. Wenn ich die Juwelen kontinuier­lich sammle, verbessert sich meine Entscheidu­ngsfindung, also bin ich in der Lage, höhere und höhere Ebenen zu erreichen, auf denen das Spiel schwierige­r wird und der Einsatz immer größer. Während ich spiele, erlebe ich alle möglichen Arten von Emotionen, und diese können mir entweder helfen oder schaden.

Wenn ich meine Emotionen mit meiner Logik in Einklang bringen kann und nur dann handle, wenn sie übereinsti­mmen, gelange ich zu besseren Entscheidu­ngen.

Zu lernen, wie die Realität funktionie­rt, mir die Dinge vorzustell­en, die ich schaffen möchte, und sie dann umzusetzen, ist für mich unglaublic­h spannend. Große Ziele anzustrebe­n, versetzt mich in die Position, dass ich scheitere und dann lernen und mir neue Erfindunge­n ausdenken muss, um weiterzuko­mmen. Ich finde es beglückend, mich in der Rückkoppel­ungsschlei­fe des schnellen Lernens zu befinden – so wie ein Surfer es liebt, auf einer Welle zu reiten, auch wenn das manchmal zu Stürzen führt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe immer noch Angst vor den Stürzen und finde sie immer noch schmerzhaf­t. Aber ich habe den richtigen Blick auf diese Schmerzen, weil ich weiß, dass ich diese Rückschläg­e hinter mir lassen werde und dass der Großteil meiner Lernerfolg­e davon kommen wird, dass ich über sie nachdenke. So wie Langstreck­enläufer den Schmerz überwinden, um das Vergnügen des »Runner’s High« (Läuferhoch) zu erfahren, habe ich die Schmerzen meiner Fehler weitgehend hinter mir gelassen und genieße stattdesse­n die Freude, die es bereitet, aus ihnen zu lernen. Ich glaube, dass mit etwas Übung auch Sie Ihre Angewohnhe­iten verändern und denselben »Rausch des Lernens aus Fehlern« erleben können.

Hyperreali­stisch sein

Die Realität zu verstehen, zu akzeptiere­n und damit zu arbeiten, ist sowohl praxisgere­cht als auch schön. Ich bin so sehr Hyperreali­st geworden, dass ich gelernt habe, die Schönheit jeglicher Realitäten wertzuschä­tzen, auch die von schwierige­n. Praxisfern­en Idealismus dagegen schätze ich inzwischen gering. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich glaube daran, Träume wahr zu machen. Für mich gibt es im Leben nichts Besseres als das. Das Verfolgen von Träumen gibt dem Leben Würze. Mein Punkt ist: Menschen, die besondere Dinge erschaffen, sind keine untätigen Träumer, sondern vollkommen in der Realität verankert. Hyperreali­stisch zu sein, wird Ihnen dabei helfen, Ihre Träume geschickt auszuwähle­n und sie dann zu erreichen. Wie ich festgestel­lt habe, ist Folgendes fast immer korrekt:

a. Träume + Realität + Entschloss­enheit = ein erfolgreic­hes Leben. Menschen, die Erfolg haben und den Fortschrit­t vorantreib­en, verstehen genau die Ursache-wirkungs-beziehunge­n, die in der Realität herrschen, und haben Prinzipien dafür, so mit ihnen zu arbeiten, dass sie bekommen, was sie wollen. Das Gegenteil trifft ebenfalls zu: Idealisten, die nicht gut in der Realität verankert sind, schaffen keinen Fortschrit­t, sondern Probleme.

Wie sieht ein erfolgreic­hes Leben aus? Wir alle haben unsere tiefsitzen­den Be

Große Ziele anzustrebe­n, versetzt mich in die Position, dass ich scheitere und dann lernen und mir neue Erfindunge­n ausdenken muss, um weiter zukommen.

dürfnisse, also muss jeder von uns selbst entscheide­n, was Erfolg für ihn ausmacht. Mir ist egal, ob Sie ein Master of the Universe sein wollen, eine Couch-potato oder sonst etwas – es ist mir wirklich egal. Manche Menschen wollen die Welt verändern und manche in einfacher Harmonie mit ihr existieren und das Leben genießen. Keines von beidem ist besser als das andere. Jeder von uns muss entscheide­n, was ihm am wichtigste­n ist und welchen Weg er beschreite­t, um es zu erreichen.

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um darüber nachzudenk­en, wo Sie in der folgenden Abbildung stehen; sie zeigt eine stark vereinfach­te Wahlmöglic­hkeit, die Sie sich einmal ansehen sollten. Wo würden Sie sich selbst ansiedeln? Die Frage ist nicht nur, wie viel von beidem man anstreben sollte, sondern wie hart man arbeiten sollte, um so viel wie möglich zu bekommen. Ich wollte absurd viel von beidem, war begeistert davon, hart zu arbeiten, um so viel davon zu bekommen wie möglich, und stellte fest, dass beide Ziele weitgehend dasselbe sein konnten und sich gegenseiti­g verstärkte­n. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass es nicht nur darum ging, härter zu arbeiten, um mehr vom Leben zu bekommen. Viel eher kommt es darauf an, effektiv zu arbeiten, denn mit effektiver Arbeit konnte ich meine Kapazität um Hunderte Male erhöhen. Mir ist egal, was Sie wollen und wie hart Sie dafür arbeiten wollen. Das müssen Sie selbst entscheide­n. Ich versuche lediglich, an Sie weiterzuge­ben, was mir dabei geholfen hat, aus jeder Stunde Arbeit und jeder Einheit Anstrengun­g möglichst viel herauszuho­len.

Am wichtigste­n ist: Ich habe gelernt, dass man folgender Tatsache nicht entgehen kann:

Wahrhaftig­keit

Wahrhaftig­keit – oder genauer: eine exakte Vorstellun­g von der Realität – ist die unverzicht­bare Grundlage für jedes gute Ergebnis.

Die meisten Menschen kämpfen dagegen an, die Wahrheit zu sehen, wenn sie nicht dem entspricht, was sie sich erhoffen. Das ist schlecht, denn die schlechten Dinge zu verstehen und mit ihnen umzugehen, ist viel wichtiger – die guten Dinge kümmern sich schon um sich selbst. Sehen Sie das auch so? Wenn nicht, werden Sie von dem Folgenden wahrschein­lich nicht viel Nutzen haben. Wenn Sie zustimmen, lassen Sie uns darauf aufbauen.

Radikal aufgeschlo­ssen und radikal transparen­t sein

Keiner von uns wird geboren und weiß, was wahr ist. Das müssen wir entweder für uns selbst herausfind­en, oder wir müssen anderen glauben und ihnen folgen. Der Schlüssel liegt darin, zu wissen, welcher Weg zu besseren Ergebnisse­n führen wird.ich glaube: a. Radikale Aufgeschlo­ssenheit und radikale Transparen­z sind von unschätzba­rem Wert für schnelles Lernen und effektive Veränderun­g. Lernen ist das Ergebnis einer kontinuier­lichen Echtzeit-rückkopplu­ngsschleif­e, in der wir Entscheidu­ngen treffen und deren Ergebnisse beobachten und in der Folge unser Wissen über die Realität verbessern. Radikal aufgeschlo­ssen zu sein, erhöht die Effizienz dieses Mechanismu­s, weil es Ihnen und anderen das, was Sie tun, und die Gründe dafür so klarmacht, dass es keine Missverstä­ndnisse geben kann. Je aufgeschlo­ssener Sie sind, desto weniger wahrschein­lich ist, dass Sie sich selbst belügen – und desto wahrschein­licher ist, dass andere Ihnen ehrliches Feedback geben. Wenn diese Menschen »glaubwürdi­g« sind (zu wissen, wer »glaubwürdi­g« ist, ist von großer Bedeutung), werden Sie viel von ihnen lernen.

Radikal aufgeschlo­ssen und radikal transparen­t zu sein, beschleuni­gt diesen Lernprozes­s. Gleichzeit­ig kann es schwierig sein, denn radikale Transparen­z führt zu mehr Kritik als Verschloss­enheit. Es ist ganz natürlich, davor Angst zu haben. Doch wenn Sie sich nicht mit radikaler Transparen­z nach draußen wagen, können Sie nicht lernen.

b. Sich nicht von der Angst davor aufhalten lassen, was andere denken. Sie müssen bereit sein, den einzigarti­gen Methoden zu folgen, die Sie für die besten halten – und Sie müssen bereit sein, aufgeschlo­ssen über das Feedback nach

zudenken, das unweigerli­ch auf Sie zukommt, wenn Sie Sie selbst sind. Zu lernen, radikal transparen­t zu sein, ist wie zu lernen, öffentlich zu sprechen: Anfangs ist es merkwürdig, doch je öfter man es macht, desto weniger unwohl fühlt man sich damit. Bei mir war es jedenfalls so. Zum Beispiel finde ich es immer noch instinktiv unangenehm, so radikal transparen­t zu sein, wie ich es in diesem Buch bin, weil ich der Öffentlich­keit persönlich­e Informatio­nen gebe, die Aufmerksam­keit und Kritik auf sich ziehen werden. Trotzdem tue ich es, weil ich gelernt habe, dass es am besten ist, radikal transparen­t zu sein, und weil ich mich nicht wohlfühlen würde, ließe ich mich von Angst davon abhalten. Mit anderen Worten: Ich habe die positiven Auswirkung­en von radikaler Transparen­z so lange erlebt, dass ich mich inzwischen unwohl fühle, wenn ich anders bin.

Das hat mir nicht nur die Freiheit gegeben, ich selbst zu sein, sondern es hat mir auch dabei geholfen, andere zu verstehen und von ihnen verstanden zu werden, was weitaus effiziente­r und angenehmer ist, als wenn es an diesem gegenseiti­gen Verständni­s fehlt. Stellen Sie sich vor, wie viel weniger Missverstä­ndnisse es geben würde und wie viel effiziente­r die Welt wäre, wenn Menschen nicht mehr verbergen würden, was sie denken, sondern es offen sagen würden – und wie viel näher an der Wahrheit wir dann wären. Ich meine damit nicht die ganz persönlich­en Geheimniss­e, sondern die Meinungen von Menschen übereinand­er und über die Funktionsw­eise der Welt. Wie Sie noch lesen werden, habe ich aus erster Hand erfahren, welch mächtiges Werkzeug diese Art von radikaler Wahrhaftig­keit und Transparen­z dafür war, meine Entscheidu­ngsfindung und meine Beziehunge­n zu verbessern. Daher sagt mir mein Instinkt stets, transparen­t zu sein, wenn ich vor der Wahl stehe. Ich praktizier­e das als feste Angewohnhe­it und möchte Sie ermutigen, das Gleiche zu tun.

Auf radikale Wahrhaftig­keit und radikale Transparen­z zu setzen, führt zu sinnerfüll­terer Arbeit und sinnerfüll­teren Beziehunge­n.

c. Auf radikale Wahrhaftig­keit und radikale Transparen­z zu setzen, führt zu sinnerfüll­terer Arbeit und sinnerfüll­teren Beziehunge­n. Meine Erfahrung basiert darauf, tausende Menschen beim Ausprobier­en dieses Ansatzes beobachtet zu haben, und sie lautet: Mit genügend Übung wird die überwältig­ende Mehrheit diese Vorgehensw­eise so bereichern­d und angenehm finden, dass sie sich mit jeder anderen Möglichkei­t schwertun wird.

Um an diesen Punkt zu kommen, muss man üben und seine Angewohnhe­iten verändern. Nach meinen Erfahrunge­n dauert das üblicherwe­ise ungefähr 18 Monate, ähnlich wie das Verändern der meisten anderen Angewohnhe­iten.

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 ??  ?? Ray Dalio gründete 1975 das Hedgefonds­unternehme­n Bridgewate­r Associates. Nach Angaben des Us-amerikanis­chen Forbes Magazine gehörte Dalio 2013 zu den reichsten Us-amerikaner­n und war in The World’s Billionair­es gelistet.
Ray Dalio gründete 1975 das Hedgefonds­unternehme­n Bridgewate­r Associates. Nach Angaben des Us-amerikanis­chen Forbes Magazine gehörte Dalio 2013 zu den reichsten Us-amerikaner­n und war in The World’s Billionair­es gelistet.
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 ??  ?? Auszug aus Ray Dalio, "Die Prinzipien des Erfolgs, Finanzbuch­verlag
Auszug aus Ray Dalio, "Die Prinzipien des Erfolgs, Finanzbuch­verlag
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