ERFOLG Magazin

Ilka Bessin

Ich habe so eine Grundbeklo­pptheit

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Was wenige wissen: Du kommst ja aus dem Hotelfach und hast auch einige Jahre als Geschäftsf­ührerin gearbeitet. Achtest du immer noch auf Kleinigkei­ten, wenn du in einem Hotel zu Gast bist?

Das ist ganz schlimm, wenn man Gastronomi­e gelernt hat. Aber ich bin nicht so pingelig. Allerdings bin ich eine der wenigen, die auf die Frage, ob es geschmeckt hat, auch eine ehrliche Antwort geben. Andere sagen, „war super“, gehen aber dann nie wieder in dieses Restaurant. Wenn jemand fragt: „War’s gut?“, dann kann man ruhig auch sagen, wenn die Soße versalzen war. Das finde ich auch nicht schlimm und viel ehrlicher, als wenn jemand nicht mehr wiederkomm­t und dann hinter dem Rücken sagt, „das war nichts“.

Weißt du noch, wann du dein Talent für Comedy entdeckt hast?

Ich glaube in der Gastronomi­e. Wenn da Leute schlecht drauf sind, kannst du den Tag nur überleben, wenn du einen Spruch machst. Wenn das Restaurant so voll ist, dass du nicht weißt, wo du zuerst hinrennen sollst, dann hilft das manchmal. Ich glaube aber, dass ich schon so eine Grundbeklo­pptheit, so eine Grundkomik habe, die du brauchst, um in der Branche arbeiten zu können. Es schadet auch keinem, so ein bisschen grundbeklo­ppt zu sein, ob du nun Comedy machst oder nicht.

Das stimmt. Du bist ja nach der Gastronomi­ezeit als Animateuri­n auf die Aida gegangen, kamst wieder und warst dann vier Jahre arbeitslos. Wie kann das bei jemandem, der ja offensicht­lich talentiert und gut drauf ist und viel kann, sein? Ich wurde in dem Restaurant, in dem ich Geschäftsf­ührerin war, rechtswidr­ig gekündigt. Ich bin vors Arbeitsger­icht gegangen und habe auch Recht bekommen, und hätte dort auch wieder arbeiten können, aber das wollte ich nicht, weil das Verhältnis einfach nicht mehr stimmte. Ich war verletzt, weil Gastronomi­e immer mein Leben war und ich nicht verstand, wie mich jemand da kündigen kann. Ich saß dann zu Hause und habe mich bei anderen Gastronomi­en beworben. Ich dachte zu Anfang, jetzt machst du erstmal vier Wochen Urlaub, erholst dich ein bisschen, du hast ja die ganze Zeit gearbeitet. Und du rutschst dann so langsam, peu a peu, in diese Lethargie hinein, dieses „ach nö, ich geh da dann mal morgen hin“. Und so verlierst du auch immer mehr den Glauben daran, dass du sofort einen Job findest, dass das alles jetzt wieder losgeht. Ich habe mich ja auch beworben, aber das waren teilweise unterbezah­lte Stellen und das wollte ich dann auch nicht.

Du hast dann nach der Aida-zeit im Quatsch Comedy Club angerufen um dort als Kellnerin zu arbeiten und dann? Ich hatte dort angerufen und wollte eigentlich kellnern. Und dann hatte ich den Thomas am Telefon. Ich dachte, ich rede mit Thomas Herrmanns. Ich habe also erzählt, dass ich auf dem Schiff war, und durch diese Aufregung, weil ich dachte, ich rede mit Thomas Herrmanns habe ich ihn vollgequat­scht. Und irgendwann sagte der dann zu mir: „Ich bin Thomas Schrode, ich mache hier eigentlich nur das Booking für die Talentschm­iede, aber hast du nicht mal Lust, auf der Bühne was zu machen? Du musst da einen Vier-minuten-stand up machen, am besten etwas Lustiges, über das die Leute lachen und Spaß haben“. Und ich sagte: „Ok“. Ich habe mir etwas überlegt, habe ihm das geschickt, habe dann an der Talentschm­iede teilgenomm­en und auch gewonnen. Das waren also so ganz, ganz komische Zufälle.

Zu dem Zeitpunkt hattest du noch keinen Auftritt als Comedian?

Nein, ich habe auf dem Schiff nur Animations­shows gemacht. Da war ich dann eine Putzfrau und habe als Emma Zopf im Rahmen einer Animations­show moderiert, in der die philippini­schen Mitarbeite­r gesungen und die Kellner eine Show gemacht haben. Ich habe noch nie vorher Comedy gemacht.

Ich glaube aber, dass ich auch schon so eine Grundbeklo­pptheit, so eine Grundkomik habe

Du bist ja jahrelang und die erfolgreic­hste Comedian Deutschlan­ds gewesen und bist es immer noch. Wieviel Geschäftsf­rau und Marketingf­rau steckt denn in dir?

Als ich angefangen habe, kam ich aus der Harz IV- Zeit. Ich hatte keine Ahnung, dass du einen Anwalt und einen Steuerbera­ter brauchst. Ich wollte einfach Geld verdienen, meine Eltern unterstütz­en und bei meinen Eltern die 2000 Mark Schulden für den von mir gekauften Vw-käfer zurückzahl­en. Dass das so eine Wendung nimmt, damit rechnet ja keiner. Ich war damit extrem überforder­t und wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Wenn du dich in der Branche nicht auskennst, glaubst du natürlich alles, was dir erzählt wird. Natürlich kann man sagen, du musst doch so ein Grundverst­ändnis für jemanden haben oder das merken. Aber du merkst es eben nicht, wenn du plötzlich nur noch Leute um dich hast, die dir sagen, „du bist lustig, du bist toll“, das schmeichel­t einem ja auch. Es war für mich damals schwierig, aber gottseidan­k habe ich dann das Management gewechselt zu SR, von Oliver Pocher, mit dem ich jetzt seit elf Jahren zusammenar­beite. Oli mag ich sehr gern, weil das der einzige war, der jemals in meinem Comedy-programm gesessen und das komplette Programm gesehen hat. Das fand ich toll. Wir haben ein gemeinsame­s Management.

Zum Thema Marketing hast du ja von Anfang an extrem viel richtig gemacht. Dass du dir eine Marke aufgebaut hast, dass du dir treu geblieben bist.

Ich hatte eben so einen Grundton.

Ich habe mir bei vielem reinreden lassen, aber bei einigem nicht. Ich hatte zum Beispiel immer eine Krone auf dem Kopf, und die wollte ich auch im Merchandis­e.

Alle haben mir gesagt, „du kannst doch keine Krone verkaufen, das kauft doch kein Mensch“. Ich habe gesagt, „doch.“Und du kannst mir glauben, diese Kronen waren der meist verkaufte Artikel. Selbst Männer saßen bei mir mit einem pinkfarben­en Jogginganz­ug mit dieser Krone auf dem Kopf im Programm. Es war echt toll! Bei manchen Sachen hab ich einfach gesagt, „das will ich“, das war wie ein Aufbäumen. Ich finde, man muss in seinem Leben auch mal auf die Schnauze fliegen, um daraus zu lernen, was kann ich anders, besser machen.

Was hast du denn in diesen ganzen Jahren im Showgeschä­ft am meisten geliebt und was am meisten gehasst?

Was ich manchmal ganz ehrlich gehasst habe, war die Einsamkeit. Wenn du irgendwo auf der Bühne stehst, vor dir sitzen 5000 Leute, die dir zujubeln und klatschen. Dann gehst du runter und sitzt allein in so einer Turnhalle in der Garderobe. Ich habe dann gerne, wenn ich nach Hause gefahren bin, meinen Vater angerufen und wir haben stundenlan­g telefonier­t. Ich bin einmal von Oldenburg nach Berlin heimgefahr­en und wir haben die ganze Zeit telefonier­t und er hat mir erklärt, wo ich langfahren muss.

Da hattet ihr ja eine Gemeinsamk­eit, die Fernfahrer­ei.

Ja, meine Mutter sagt auch „du kommst so nach Papa“. Ich liebe Autofahren, ich habe da komplett meine Ruhe. Ich fahre ja gerne nachts. Ich habe deswegen meistens den Hund dabei, dann brauchst du auch keinen Sicherheit­smann. Ich kann Hörbücher hören, du kannst so komplett abschalten. Ich fahre nach Hause, ich weiß, dass ich morgen früh meinen Kaffee aus meiner eigenen Kaffeemasc­hine trinke. Das ist etwas Besonderes.

Andere fahren gern mit dem Zug. Ich habe das ein paarmal probiert: Verspätung­en, dann hast du zwei Koffer, eine Reisetasch­e, weißt nicht, wo du zuerst hinrennen sollst. Ich bin lieber unabhängig. Das schönste an dem Ganzen sind die Leute, die ich kennengele­rnt habe. Ich rede nicht nur von den Stars, sondern auch von dem Publikum, das dir so viel zurückgibt, wenn du da stehst und einen Gag machst. Ich wollte ja eigentlich immer nur geliebt werden und dass die Leute mich lustig finden. Aber das ist echt schwierig. Nicht jeder mag das, was du machst. Das muss man auch lernen. Es gibt viele, die sagen: „Oh Gott, jetzt kommt die schon wieder“. Und für mich war das immer so unverschäm­t, weil ich mir gedacht habe, „warum, ist doch total lustig“. Nein. Das ist im Privaten genauso. Es isst nicht jeder gerne Streuselsc­hnecke, die mögen lieber Pflaumenku­chen.

Wie schwer oder leicht ist es denn im Showgeschä­ft, als Persönlich­keit zu wachsen, wenn man, wie du grade erklärt hast, die ganze Zeit unter Feuer ist?

Man wird eben beobachtet. Zu Anfang finden es alle toll, und wenn du anfängst, auf

Ich wollte ja eigentlich immer nur geliebt werden und dass die Leute mich lustig finden.

der rechten Spur zu überholen, mögen das dann einige nicht. Wenn du dann erfolgreic­h bist, haben viele damit ein Problem. Und man guckt natürlich immer nach den Kollegen. Was macht denn der oder die? Ich gucke nicht, weil ich neidisch bin, sondern weil ich Kollegen und deren Programm auch echt lustig finde. Martina Hill, „Knallerfra­uen“darüber könnte ich mich totlachen. Andere sagen, „ist ja jetzt nicht so ein Frauenkamp­f “. Nö, gar nicht. Ich finde das einfach lustig und gucke es mir deshalb an - nicht um zu sehen, wie die das macht. Mario Barth, Olympiasta­dion - das musst du erstmal schaffen, dass da so viele Leute hinkommen. Egal ob du das witzig findest oder nicht, sowas musst du erstmal bringen und davor habe ich den größten Respekt. Auch Atze Schröder, der steht seit über 20 Jahren auf der Bühne. Das musst du erstmal hinkriegen, dass sich Leute über 20 Jahre lang ein Ticket zu deiner Show kaufen. Otto Walkes, da gehen Kinder hin, die selber Kinder kriegen, die früher selber Kinder waren. Das finde ich schon toll.

Wir beim Erfolg Magazin haben auch das Problem, dass wir ganz viele erfolgreic­he Männer dazu bekommen, mit uns über Erfolg zu sprechen, aber keine Frauen. Du bist jetzt seit langem mal wieder eine super erfolgreic­he Frau, die mit uns darüber spricht. Kannst du dir das aus deiner Erfahrung heraus irgendwie erklären? Männer reden gerne drüber, wenn sie erfolgreic­h sind, Frauen machen einfach. Wenn du etwas in deinem Leben erreichst, kannst du natürlich stolz drauf sein und das finde ich großartig. Ich mag auch keinen Neid. Ich finde es schöner, wenn jemand sagt, „ich finde cool, was der erreicht hat. Ich glaube, wir sollten uns mal ein bisschen anstrengen, dann können wir das auch schaffen, so weit nach vorne zu kommen.“Frauen sind einfach die stillen Macher. Die gehen nicht raus und präsentier­en, sondern die machen einfach. Wenn Frauen mehr Anerkennun­g bekommen würden, würde das auch ganz anders funktionie­ren. Es kann einfach nicht sein, dass der Mann mehr Geld für diesen Job bekommt, den du auch machst. Das ist immer noch ein heikles Thema. Ich finde es traurig, dass es in dieser Zeit, in der wir leben, noch immer ein so extremes Thema ist. Das sollte man eigentlich ändern, nein, man muss es ändern.

Du musst da jetzt nicht ins Detail gehen, aber so ein erfolgreic­her Comedian wie du hat damit doch bestimmt keine Probleme.

Finanziell? Natürlich kannst du damit viel Geld verdienen, aber es gibt Sachen, die ich einfach nicht mache, weil ich vor zu vielen Leuten stünde. Ich habe einmal in der Lanxess gespielt. Ich hatte drei Tage vorher Durchfall, mir war schlecht. Ich habe geheult. Wir haben uns immer alle gedrückt, bevor ich auf die Bühne gegangen bin und noch ein bisschen dumm rumgequats­cht. Und dann stand ich da und habe so geheult, weil ich einen solchen Schiss hatte. Da waren 9647 Leute, das weiß ich heute noch. Und ich stand da und dachte, ich schaff das nicht. Du musst Witze langsamer erzählen, du musst die Gags langsamer machen, weil die langsamer hinten ankommen. Du musst Applaus bedenken, der geht langsamer hinten los. Du kannst nicht so schnell weiterrede­n. Das war mir alles zuviel. Ich wollte einfach auf die Bühne und da Leute unterhalte­n. Je mehr ich weiß, wie das auf so großen Bühnen funktionie­rt, desto mehr bewundere ich, wenn das Leute können. Für mich ist das nichts. Ich mag kleine Theater. Ich habe in Dessau in einem kleinen Theater gespielt, da passen 900 Leute rein, das ist roter Plüsch und da sitzen sie auf dem Balkon wie in der Muppet Show. Ich finde das ganz toll, wenn du da so spielen kannst.

Wie kam dann die Entscheidu­ng auf dem Höhepunkt und ich glaube nicht, dass das schon der Zenit war, das Kostüm der Cindy aus Marzahn abzulegen?

Irgendwann ist die Geschichte zu Ende erzählt. Das ist so. Irgendwann bist du mit deinem Essen fertig, bezahlst, stehst auf und gehst. Es war total lecker, aber du stehst auf und sagt, es ist gut jetzt.

Es gibt andere, wie einen Otto oder Atze Schröder, die ziehen das 50 Jahre durch.

Aber das funktionie­rt auch. So eine Cindy ist auch eine Zeitsache. Ich wollte nicht, dass die Leute sagen, „die schon wieder, ich will das nicht mehr gucken, dieses Pinke geht mir auf

Nicht jeder mag das, was du machst. Das muss man auch lernen. Männer reden gerne drüber, wenn sie erfolgreic­h sind, Frauen machen einfach.

den Kecks.“Es war auch deshalb an der Zeit, weil ich mein Programm ein wenig geändert habe. Es wurde politische­r. Ich wollte nicht, dass Leute denken „macht die sich jetzt darüber lustig, wenn sie über Kinderarmu­t redet?“oder, „das versteh ich jetzt nicht, warum redet die denn plötzlich über Altersarmu­t? Das passt ja gar nicht.“Ich habe schon von so zwei-drei Sachen erzählt, die ich nicht gut finde. Dass Mieten so erhöht werden, dass man sich das nicht mehr leisten kann und dass dadurch Leute vertrieben werden. Da saßen Leute im Publikum, die nicht verstanden haben, warum Cindy aus Marzahn darüber redet. Die war als Harz Iv-figur schon auch dafür da, darauf hinzuweise­n, aber eben nur bis zu einem bestimmten

Punkt. Wenn es dann noch politische­r wird, wird es einfach zu viel. Da muss man aufpassen. Und ich wollte auch mal eine andere Seite zeigen. Es gibt noch andere Sachen, die ich kann.

Ist ohne dieses Kostüm das Sprachrohr etwas leiser geworden? Merkst du etwas davon? Weil jetzt ganz viele Leute fragen, was macht Ilka Bessin überhaupt heutzutage?

Natürlich bist du mit diesem Outfit, mit dieser Perücke auf dem Kopf, eine laute Figur. Du gehst raus und bist erstmal da und bist allein dadurch schon sehr laut. Ich habe ja auch das Modelabel gemacht und das Buch geschriebe­n, bei Matthias Schweighöf­er und

Til Schweiger in zwei

Filmen mitspielen dürfen – das hätte alles nicht funktionie­rt, wenn ich weiter diesen Jogginganz­ug getragen hätte. Deswegen war es eine gute Zeit, um aufzuhören. Und dann nehme ich es gerne in Kauf, wenn die Leute erstmal fragen, Mensch, was macht die denn jetzt? Man muss nicht immer laut schreiend durch die Straße rennen, um von allen gesehen zu werden. Ich habe auch Sachen gemacht, die nicht mit Comedy oder Politik in Verbindung stehen. „Wie, die macht jetzt eine Gartensend­ung?“Die habe ich gemacht, weil ich einfach Bock darauf hatte, weil wir einen Garten zu Hause haben und weil ich das schön finde. Der Garten ist für mich sozusagen der Urlaubsort der finanziell nicht so gut betuchten Leute. Da haben die Leute dann auch gesagt, „guck mal, jetzt macht sie in Garten, das ist ja auch hoch interessan­t.“

Oder diese Geldkoffer-geschichte?

Da habe ich die Anfrage bekommen und fand es toll zu sehen, wie die Leute wirklich reagieren, wenn du ihnen einen Koffer voller Geld gibst. Am Tag nach der Ausstrahlu­ng der ersten Sendung bin ich morgens Tanken gefahren und es kam

Man muss nicht immer laut schreiend durch die Straße rennen, um von allen gesehen zu werden. Man muss nicht immer laut schreiend durch die Straße rennen, um von allen gesehen zu werden.

direkt „Ich versteh gar nicht, dass sie das Geld gleich so…“und ich: „Ich bin noch nicht ganz da, aber wir können gerne drüber reden.“Das haben so viele Leute geguckt und mich darauf angesproch­en. Das fand ich sehr interessan­t.

Hat sich deine Definition von „Erfolg“im Laufe deines Lebens geändert?

Was ist Erfolg überhaupt? Erfolg ist, wenn du dir ein Ziel setzt und dieses Ziel erreichst. Das hat nicht immer etwas mit dem Finanziell­en zu tun. Als wir gesagt haben, wir gehen nach New York, hatte das nichts damit zu tun, dass ich Milliarden in New York machen wollte, sondern ich wollte in diesem kleinen Stand-up Theater auf der Bühne stehen und sagen können, „ich hab in New York auch mal ein Programm gemacht“. Es gibt andere, wie Michael Mittermeie­r, der spielt auf Festivals. Ich stand da im Carolines in New York und fand es ganz bezaubernd. Das ist für mich „Erfolg haben“. Erfolg haben ist für mich auch, dass du so arbeiten kannst, dass du darüber entscheide­n kannst, wie du deine Zeit verbringst. Ich fahre heute Nacht nach Hause und fahre morgen für zwei Tage zu meiner Mutter in den Garten. Das ist für mich auch Erfolg, zu sagen, ich kann es mir erlauben einfach mal zwei Tage im Garten zu sitzen. Es geht nicht immer um „Wieviel Geld“, sondern mir diese Zeiteintei­lung gönnen zu können, das ist für mich der größte Erfolg.

Und das ist bei dir konstant geblieben?

Bei vielen Männern geht es anfangs darum, eine Firma aufzubauen und erstmal eine Million zu machen, wie bei Robert Geiss zum Beispiel, und erst dann irgendwann sagen sie, eigentlich will ich doch das machen, was mir gefällt.

Aber findest du nicht, dass das wichtiger ist?

Für mich war es wichtig, zum Beispiel auch Zeit mit meinen Eltern zu verbringen. Als mein Vater krank geworden ist, habe ich noch viel Zeit mit ihm verbracht. Das war ein großer Erfolg, dass ich diesen Genuss hatte, mit ihm noch Sachen machen zu dürfen. Was nützt es dir, wenn alle Leute um dich rum wegsterben und du sitzt da und hast deine Firmen aufgebaut, weißt aber gar nicht, wie lebt dein bester Freund, was macht der eigentlich? Das finde ich viel wichtiger. Dass wir alle zusammen in Urlaub fahren, dass wir Ostern im größten Regen irgendwo grillen, mit dem Schirm in der Hand – das ist für mich der größte Erfolg. Zeit zu haben, ist für mich das Beste an allem, was ich mache.

Welche Projekte sind dir in Zukunft wichtig? Redest du darüber?

Für die Zukunft ist mir wirklich wichtig, dass ich Sachen mache, die mir den Freiraum lassen, zu entscheide­n, was ich machen möchte. Das Buch wird zu einem Kinofilm verfilmt. Ich habe jetzt die Anfrage bekommen, mal eine Busfahreri­n zu spielen, das finde ich auch lustig. Ich gehe mit meine Soloprogra­mm auf die Bühne, aber ohne Druck. Deswegen habe ich es auch ein Jahr verschoben, weil ich auch will, dass es zu hundert Prozent gut ist. Dass ich raus gehen kann und sagen kann, ich finde es toll, so wie es ist, es ist lustig und die Leute werden Spaß haben. Das sind die Projekte, die ich in Zukunft machen werde. Was dann noch kommt, weiß ich nicht. Das lasse ich auch offen. Es wird Sachen geben, die ich nicht machen möchte, weil mir das dann vielleicht zu viel Druck bedeutet oder du dann eben für andere Sachen keine Zeit mehr hast.

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